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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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am Ohr dirigieren wie eine Marionette. Er hielt still und versuchte, sie mit Worten zu überzeugen. Der Uniformierte kehrte ihnen den Rücken und redete mit seinem Vorgesetzten.
    Tom wimmerte: «Ich habe es am Gang erkannt.»
    «Am Gang?»
    «Ja. Er ist gegangen wie einer, der Angst hat. Einer, der was verbergen will.»
    «Erzähl mir doch nicht so einen Mist.» Sie ließ sein Ohr los.
    Er atmete einmal durch und fasste in den Türgriff. «Dann hau ich eben alleine ab!»
    Damit stieß er die Beifahrertür auf, vergaß aber, den Gurt zu lösen, und wurde so beim Versuch rauszuspringen hart in den Sitz zurückgedrückt.
    Hundert Meter weiter vorn stand auf der anderen Straßenseite, geschützt durch eine Bushaltestelle, der zweite Abkassiertrupp mit seinem Messgerät. Die Beamten reagierten augenblicklich auf den Funkspruch von Fischer Zwei. Sie schossen hinter der Bushaltestelle hervor und blockierten mit ihrem grün-weißen VW-Bus die Fahrbahn.
    «Scheiße!», brüllte Marga und gab Gas. Die Beifahrertür flog zu. Sie raste auf den quer stehenden Bus zu. Wenige Meter davor zog sie die Handbremse. Der Wagen schleuderte. Sie hatte das noch nie getan. Sie hatte es nur im Fernsehen gesehen. Es funktionierte tatsächlich. Eine Sekunde später raste sie in entgegengesetzter Richtung davon.
    Ulf Jäger wollte sich nicht um den Erfolg bringen lassen. Sein klarer Menschenverstand sagte ihm, dass der Polo nicht weit kommen konnte, doch etwas anderes in ihm war stärker. Er entsicherte seine Waffe und feuerte zum ersten Mal in seiner Laufbahn nicht auf dem Schießplatz, sondern auf offener Straße. Er traf den linken Hinterreifen.
    Marga konnte die Spur nicht halten.
    «Die schießen auf uns!», brüllte Tom. «Die Schweine schießen auf uns! Die wollen uns umlegen!»
    Sie bremste zu spät. Der rechte Vorderreifen knallte schon über die Bordsteinkante, sie ratschten an einer Hauswand entlang. An Toms Seite sprühten Funken hoch. Er rollte sich auf dem Sitz zusammen und schützte seinen Kopf mit den Armen. Ein Laternenpfahl brachte den Wagen zum Stehen.
    Nur ein Airbag öffnete sich. Marga strampelte und schlug dagegen. Ihr war, als müsse sie ersticken. Sie wollte schreien, doch der aufgeblähte Plastikballon presste sich gegen ihr Gesicht.
    Vier Beamte, die Waffen im Anschlag, näherten sich dem Fluchtfahrzeug. Ulf Jäger, der hier keineswegs den höchsten Dienstgrad hatte, führte so etwas wie das natürliche Kommando. Keiner stellte ihn in Frage, alle hörten auf seinen Befehl, während sein Chef sich noch im VW die Kunstlederschuhe schnürte.
    «Öffnen Sie langsam die Fahrzeugtüren! Steigen Sie mit erhobenen Armen aus! Machen Sie keine schnellen Bewegungen! Ich will Ihre Hände sehen!»
    Marga zappelte immer noch hinter ihrem aufgeblasenen Airbag. Die Luft wollte einfach nicht entweichen.
    Tom lag vor dem Beifahrersitz im Fußraum. Er versuchte die Tür zu öffnen, ohne den Kopf zu heben. Dabei hielt er die Augen geschlossen. Schnell huschten verschiedene Bilder an seinem inneren Auge vorbei. Eine Graslandschaft. Der Wind kämmte die Halme, er spürte ihn auf dem Rücken. Das tat gut. Er lief gebückt. Er wurde gejagt. Deutlich hörte er das schwere Trampeln hinter sich und spürte die Erschütterungen im Boden. Er drehte sich nicht um. Sein Verfolger war groß und jagte ihn mit hechelndem Atem, er kam immer näher. Trotzdem spürte Tom, dass er entkommen würde. Gestärkt durch diesen Eindruck öffnete er die Beifahrertür, ohne den Kopf zu heben.
    Inzwischen riss Ulf Jäger mit links die Fahrertür auf und richtete seine Waffe auf Marga Vollmers. «Aussteigen! Steigen Sie sofort aus.»
    Marga hob hinter dem Airbag die Hände, rührte sich aber nicht vom Fleck.
    «Ich will Ihre linke Hand sehen! Ich will Ihre linke Hand sehen!» Ulf Jäger fürchtete, sie könnte unter oder hinter dem Airbag einen Revolver auf ihn richten und ihm direkt in die Brust schießen. So wollte er nicht sterben. Er sah es schon, aber es geschah nicht.
    Er zerrte Marga Vollmers hinter dem Airbag hervor und aus dem Auto. Als sie stand, stieß er sie gegen das Fahrzeug. Sie knickte in den Knien ein, wankte einen Augenblick. Die ganze Zeit über hielt sie die Augen geschlossen.
    «Die andere Seite sichern! Die andere Seite, verflucht!»
    Er sah den Schatten vorbeihuschen. Zwei seiner Kollegen versperrten Tom den Weg, der dritte eilte ihnen zu Hilfe.
    Jetzt lief Fischer Zwei, der endlich seine Schuhe anhatte, auf den Polo zu. Zunächst sah es so

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