Karma-Attacke (German Edition)
Ullrich führen zu lassen. Sie haben sie schlicht und einfach verhaftet.»
Wust schwieg betreten, van Ecken setzte sich so, dass er Staatsanwältin Benthin in die Augen sehen konnte. Es war ihr unangenehm, doch sie wich ihm nicht länger aus.
«Wir brauchen sie in Einzelzellen. Ständige Überwachung mit Videokameras. Können Sie das arrangieren?»
Sie nickte, froh, endlich einen Beitrag zur Lösung des Falles leisten zu können. «Ich mache die Papiere sofort fertig. Der Richter wird in diesem Fall ein Einsehen haben. Sie verfügen über sämtliche Vollmachten. Bei dieser Sache wird uns niemand Steine in den Weg legen.»
Van Ecken schmunzelte. «Klar. Jeder hat Schiss, dass die nächste Leiche ihm in die Schuhe geschoben wird.» Er schielte zu Wust. Der schluckte. «Sie sollen jede Möglichkeit zur Außenkommunikation bekommen. Ich brauche lückenlose Protokolle ihrer Telefongespräche. Sie können Besuche empfangen. Sie sollen sich frei fühlen. Und wir müssen über jeden Furz Bescheid wissen.»
Die Staatsanwältin betupfte sich ihre Handgelenke mit einem Erfrischungstuch, öffnete ihren obersten Blusenknopf und fuhr mit dem Tuch zum Busenansatz hinunter. Wust bemühte sich, nicht hinzugucken.
«Glauben Sie wirklich», fragte Frau Dr.Benthin und zerknüllte ihr Erfrischungstuch, «dass einer von den beiden die Nummer von Professor Ullrich wählt und uns zu ihm führt?»
Van Ecken zuckte mit den Schultern. «Haben Sie eine bessere Idee?»
Da fiel es Wust siedend heiß ein. Es war vor dem Haus von Vivien Schneiders Eltern gewesen. Der Professor hatte Ackers seine Handynummer gegeben. «Falls sie Ihnen ins Netz geht, bitte sagen Sie Ihren Beamten, sie möchten vorsichtig sein und mich sofort rufen. Ich bin Tag und Nacht zu erreichen.»
Es war, als krieche eine glühend heiße Schlange seine Wirbelsäule hinauf und ringle sich in seinem Kopf zusammen. Die Nummer kannte er nicht, aber er wusste, wer sie hatte.
«Der Professor hat ein Handy», sagte er. «Ich wette, dass er es bei sich trägt.»
Van Ecken winkte ab. «Haben wir längst überprüft. Unter seinem Namen ist keine Handynummer eingetragen.»
Wust grinste. «Vielleicht ist es nicht auf seinen Namen angemeldet, sondern auf die Klinik, auf Frau Dr.Schumann oder was weiß ich. Jedenfalls kenne ich jemanden, der die Nummer hat. Und zwar Kollege Ackers. Der Professor hat sie ihm selbst gegeben.»
«Und damit rücken Sie erst jetzt raus, Sie Wahnsinniger?», brüllte van Ecken.
59
Die körperliche Anstrengung war so groß, dass Joachim Ackers glaubte, nicht mehr lange durchhalten zu können. Sein zivilisiertes Bewusstsein signalisierte ihm, dass er kurz vor einem Schwächeanfall stand. Er hätte die Bettruhe, die ihm verordnet worden war, dringend gebraucht.
Ein kleiner dicker Junge mit einer Eistüte in der Hand sprach ihn an. «Ist Ihnen schlecht?», fragte er. «Kann ich Ihnen helfen?»
Mit der Stimme des Jungen drangen auch der Straßenlärm und die Musik aus dem CD-Laden zu Ackers durch. Indem er seine Umwelt wieder wahrnahm, wurde ihm klar, dass er sich in einem Albtraum befand. Er wollte dem Jungen über den Kopf streichen, doch da spürte er den Schmerz in der Schulter.
Der Hillruc in ihm riss gähnend das Maul auf. Unter seinem strengen Blick wurde Ackers klein, fühlte sich zurückkatapultiert in seine Kindheit. Er sah die Handbewegung, mit der sein Vater die Lesebrille angehoben hatte, wenn er einen kritischen Blick auf das von roten Strichen wimmelnde Diktat seines Sohnes warf. Ackers hatte ihm nie genügen können.
Jetzt war die Macht seines Vaters auf Xu übergegangen. Ackers konnte die beiden kaum voneinander unterscheiden, und er knickte vor ihnen ein. Im Mund seines Vaters wuchsen scharfkantige Hechelzähne, Xu trug eine Lesebrille und hatte diesen gütigen Blick, der jeden Moment zornig werden konnte.
«Ich … ich … ich hab alles getan. Ich hab mich so angestrengt. Ich kann nicht mehr», murmelte Ackers.
Da löste Xu sich von der Gestalt seines Vaters und rief lachend: Hör nicht auf diesen alten Mann. Mit Anstrengung verhinderst du alles. Hast du denn immer noch nichts von mir gelernt? Du musst es nur zulassen. Lass mich einfach machen. Erlaube deinem Verstand nicht, sich anzustrengen. Damit räumst du ihm viel zu viel Macht ein. Überlass mir die Herrschaft! Willst du ein Hillruc-Fürst sein oder weiterhin diese geknechtete Kripokreatur? Ullrich hat Vivien. Geh hinein in seine Gedanken. Er wird tun, was du von ihm
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