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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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staatliche Anerkennung, indem es zu Beweismaterial wurde. Irgendwann würde es vor Gericht verwendet werden. In einem großen Mordprozess.
    Merkwürdig, dachte er, dass die Reinkarnationstherapie einen solchen Weg gehen muss, um in größerem Maßstab zur Kenntnis genommen zu werden. Das aber wird geschehen. Steht der Mörder erst vor Gericht und wird als Hillruc entlarvt, werden sich alle großen Magazine auf mein Material stürzen. Dann kann die Existenz von Thara nicht mehr geleugnet werden.
    Er sah sich schon im Blitzlichtgewitter. Die Anerkennung durch die institutionalisierte, staatlich geförderte Wissenschaft würde folgen - oder auch ausbleiben, das war belanglos. Wichtig war, was die Menschen dachten. Der Prozess würde die Öffentlichkeit spalten. Die einen würden das Ganze für eine Rieseninszenierung und Spinnerei halten, viele andere aber würden die Wahrheit erkennen. Ja, er würde diesen Prozess nutzen, um seiner Theorie zum Durchbruch zu verhelfen. Er lächelte. Für ihn war es längst keine Theorie mehr, sondern gelebte Praxis.
    Egal, wie dieses Spiel ausging: Er wusste, dass er gewinnen würde. Die Geisteswissenschaften würden einen Paradigmenwechsel vollziehen müssen. All die großen Koryphäen würden dastehen wie dumme Pfadfinder, die sich verlaufen hatten.
    Er sah sich nach dem Prozess in Fernsehshows auftreten und all die simplen kleinen Tricks anwenden, die die Menschen in Erstaunen versetzten und aus rationalen Zahlenmonstern gläubige Jünger machten. Die Moderatorin brachte ihm Gegenstände und Kleidungsstücke von Menschen aus dem Publikum. Er berührte diese Dinge live vor den Augen eines Millionenpublikums und sagte, was er fühlte. Die Menschen hatten verlernt, was auf Thara jeder ganz selbstverständlich beherrscht hatte: mit den Fingern zu fühlen, was die Dinge sagten. Die Informationen zu ertasten. Sie brauchten Computer, um Informationen zu speichern, denn sie hatten die Intuition verloren und konnten feinstoffliche Energien nicht mehr spüren. Energien nahmen sie erst wahr, wenn sie von ihnen umgepustet wurden.
    Er sah sich wahrhaftige Aussagen machen, die die Menschen im Publikum zum Weinen brachten. Manchmal hatte er sich mit dieser Fähigkeit kleine Scherze erlaubt. Bald würde er sie in aller Öffentlichkeit und im großen Stil zum Einsatz bringen.
    Ja, dachte er sich, du hast es geschafft, bald bist du ganz oben. Du kannst einen Staat im Staat gründen. Thara. Das von der Polizei sichergestellte Beweismaterial wird die Grundlage bilden für Bücher, Kongresse, Filme, Examens- und Doktorarbeiten. Die Zeit der netten, um Anerkennung bettelnden Büchlein über Reinkarnation, die von einer kleinen Gemeinde gelesen werden, ist vorbei. Der Durchbruch steht bevor.
    Er spürte es mit jeder Faser seines Körpers. Jetzt hieß es nur noch die nächsten Tage, ja Stunden zu überleben, danach würde nichts mehr so sein, wie es einmal gewesen war.

61
    Tom Götte wurde nicht zum ersten Mal verhört, aber einen Aufwand, wie er hier getrieben wurde, hatte er noch nie erlebt. Eine Glasscheibe trennte ihn von Marga Vollmers, Doppelglas, vielleicht sogar kugelsicher. Aber er hörte Marga brüllen, als stünde sie direkt neben ihm.
    Er saß auf einem vierbeinigen Holzstuhl, den er sich sofort gegriffen hatte. Beim letzten Mal, als sie ihm und seiner Bande die Einbrüche nachweisen wollten, hatten sie ihn auf einen Drehstuhl gesetzt und ihn herumgewirbelt, bis ihm ganz wirr im Kopf und speiübel war, das würde ihm jetzt nicht passieren.
    Er sah, wie sie es auf der anderen Seite mit Marga versuchten. Einer stand hinter ihr, einer vor ihr. Mit jeder Frage wirbelten sie sie einmal herum. Die Stimmung nebenan war so aufgeheizt und aggressiv, dass in diesem Verhörraum kein Wort mehr gesprochen wurde. Zwei Beamte hatten stumm an der Tür Aufstellung genommen. Tom wusste nicht, ob sie ihn in Schach halten oder beschützen sollten. Auf jeden Fall waren die beiden sehr nervös. Der linke überprüfte immer wieder den Sitz seiner Pistole und des Knüppels, der rechte spielte mit seinem CS-Gas.
    Mineralwasser und Cola wurden hereingebracht. Jetzt sah Tom, dass auch vor der Tür Wachposten standen. Auch in ihren Gesichtern lag eine merkwürdige Anspannung.
    Tom schätzte, dass Marga zehn Jahre älter war als seine Mutter. Außerdem bestimmt vierzig Kilo schwerer. Sie sah bieder aus. Spießig. Ordnungsliebend. Ihrem Aussehen nach hätte er sie in eine Reihe gestellt mit all den gesetzestreuen

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