Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
Vom Netzwerk:
zuckende, an Land geworfene Fische.

62
    Noch bevor er die Zelle betrat, wusste van Ecken, dass seine Schweinfurter Kollegen Mist gebaut hatten. Mist, Mist, Mist. Er sah es an ihren Mienen.
    Marga Vollmers saß apathisch auf dem Boden. Ihre Augen waren wässrig. Die Pupillen geweitet. Das Gesicht ausdruckslos. Obwohl ihr Körper schlaff und kraftlos wirkte, hatte man sie in eine Zwangsjacke gesteckt. Das Ding war viel zu klein, ihr mächtiger Busen wurde darin gequetscht. Ihre Atmung war flach.
    Van Ecken legte eine Hand unter Margas Kinn. Er hob ihren Kopf, drehte ihn von links nach rechts, ließ ihn wieder los. Die Frau schaute ihn nicht an. Ihr Kinn sank sofort auf die Brust.
    Sein Ton war eisig. «Was habt ihr ihr gegeben?»
    Gerade weil er keine Emotion zeigen wollte, wirkte sein Auftritt wie ein Schnitt mit einer Rasierklinge. Dieser Mann kannte kein Pardon. Kollegialität war ihm fremd. Er würde jeden, der hier auch nur einen kleinen Fehler begangen hatte, gnadenlos zur Rechenschaft ziehen. Die Staatsanwältin bewegte sich hinter ihm fast schlafwandlerisch, Wust wie ein teddyhafter Bodyguard.
    Fischer Zwei ahnte, dass er an diesem Tag mehr verlieren konnte als seine beiden Finger. Die vage Hoffnung, sie sich wieder annähen lassen zu können, hatte er sofort verworfen. So war es ihm lieber, er würde nie wieder eine Dienstwaffe ziehen können. Er hoffte auf die Frühinvalidität. Allerdings ahnte er nun, da der erste Schock verflogen war, dass er höchstens vom Außendienst freigestellt werden würde und ab jetzt Akten schieben durfte. Er trug seine verbundene Hand demonstrativ im Dreieckstuch.
    Van Ecken achtete nicht darauf. Er zeigte auf Marga Vollmers und fauchte kopfschüttelnd: «Haben Sie das veranlasst?»
    Fischer Zwei nickte verhalten.
    «Ganz ohne Grund?»
    «Sie hat schon bei der Verhaftung einen meiner Männer verletzt und mir in die Eier getreten.» Er wies auf seine Hand. «Dann das hier.» Sein vorwurfsvoller Ton sollte einen Angriff van Eckens abwehren, doch das schlug fehl.
    «Sie hatten einen ganz klaren Auftrag! Diese Frau und der Junge mussten aus dem Verkehr gezogen werden. Wir brauchen sie. Sie sind die wichtigsten Zeugen in einer furchtbaren Mordserie. Der Killer läuft frei herum, er kann jeden Augenblick wieder zuschlagen. Mit der Aussage der beiden könnten wir ihn möglicherweise stoppen. Eine andere Chance haben wir im Moment nicht. Und Sie haben diese Frau mit Beruhigungsmitteln zugedröhnt?»
    Wust beobachtete van Ecken genau. Der schüchterte Fischer Zwei mehr noch mit seiner Körpersprache ein als mit seinen Worten. Wer hat ihm das beigebracht?, dachte Wust, so was lernt man doch auf keiner Schule. Eigentlich hat dieser Einsatzleiter ein Heimspiel. Wieso bremst niemand diesen van Ecken? Woher nimmt der so viel Macht? Warum gehen die Leute vor ihm in die Knie? Sein Dienstgrad ist es nicht. Danach fragt man nicht einmal. Er betritt einen Raum, und alle hören auf sein Kommando. Was ist das?
    «Für die nächste ausgeweidete Leiche mache ich Sie ganz persönlich verantwortlich!», zischte van Ecken. Jetzt ließ er seinen Emotionen freien Lauf. Er machte den Eindruck, als würde er Fischer Zwei am liebsten erwürgen.
    Wust war erleichtert. In diesem Fall musste er nicht den Sündenbock spielen, es gab einen neuen. Außerdem meinte er zu erkennen, dass van Eckens Wut gespielt war, Theaterdonner, genau wie der riesige Polizeieinsatz in Norddeutschland. Show, damit die Leute glaubten, dass etwas passierte, Schuldverteilung für den Fall, dass etwas schief ging. Dieser van Ecken handelt nur aus Berechnung, der kennt überhaupt keine Gefühle, dachte Wust. Deshalb hat er uns auch alle so gut im Griff.
    Fischers Vorgesetzter hatte inzwischen seinen Durchfall überwunden und sich zum Dienst zurückgemeldet. Er wollte, dass wenigstens die Formalitäten geklärt wurden. So konnte er die beiden Gefangenen nicht einfach übergeben, sondern verlangte zu wissen, wo sie hingebracht würden. Die Formulare hatte er bereits vorbereitet. Van Ecken schaute ihn nur an, und er begriff, dass all diese Papiere Abfall waren.
    «Wenn Sie das brauchen, dann füllen Sie den Kram selbst aus», sagte van Ecken. «Zu Ihrem Schutz und zum Schutz dieser beiden Personen wird niemand erfahren, wo wir sie hinbringen. Ist das klar?»
    «Aber ich muss doch irgendetwas eintragen.»
    «Ja, das müssen sie», nickte Staatsanwältin Benthin.

63
    Tom war nicht zugedröhnt, aber er schwieg verbissen. Er wurde zum

Weitere Kostenlose Bücher