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Karma-Attacke (German Edition)

Karma-Attacke (German Edition)

Titel: Karma-Attacke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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dem nächsten Zug direkt zurückfuhren. Dann verließen Vivien und er den Bahnhof.
    Der Duft der heißen Maroni reizte Vivien nicht so sehr wie der vom Würstchenstand. Das brutzelnde Fett stieg ihr in die Nase. Sie schnüffelte auf geradezu obszöne Weise.
    Professor Ullrich schüttelte den Kopf. Er wollte ihr kein Fleisch kaufen, aus Sorge, ihre gierige Art zu essen könnte sie verraten. «Wir essen im Hotel. Ich hol dir was aufs Zimmer. Rohes Fleisch, wenn du willst.»
    Sie schaute ihn an. Wie sooft hatte er erraten, was sie sich wünschte.
    «Wie heißt du?», fragte er noch einmal zur Probe.
    «Niklas Berger.»
    «Gut. Und ich bin Klaus Schumann!»
    Seit Stunden schärfte er ihr es immer wieder ein, doch um ihn zu beruhigen, wiederholte sie seinen und ihren Namen noch einmal deutlich.
    Am Kiosk blieb er stehen, kaufte den Zürcher Tagesanzeiger , die Neue Luzerner Zeitung und eine Packung Kaugummi. Gleich darauf hielt er Vivien einen Streifen davon hin. «Klemm dir das zwischen die Zähne und kau beim Sprechen darauf herum. Du hörst dich noch zu sehr wie ein Mädchen an. Zieh ab und zu die Nase hoch. Steck eine Hand in die Hosentasche, und geh nicht so tänzelnd.»
    «Wie soll ich denn gehen?»
    «Na, wie ich. Jedenfalls nicht so, als kämst du gerade vom Ballettunterricht.»
    «Ich hatte nie Ballettunterricht.»
    Sie begann schmatzend auf dem Kaugummi herumzukauen und sprach absichtlich laut. «Wovor», fragte sie, «laufen wir eigentlich weg? Vor der Polizei? Oder vor dem Hillruc?»
    Ullrich selbst nahm kein Kaugummi, sondern steckte den Rest in ihre Hosentasche. «Die Polizei interessiert mich überhaupt nicht. Du hast doch gesehen, wie leicht die zu bluffen sind. Glaubst du, Toi hätte sich von den Frauenkleidern verwirren lassen? Wenn statt dieser Kretins Toi oder einer seiner Handlanger den Zug durchkämmt hätte, weißt du, was dann geschehen wäre?»
    Vivien nickte, sagte aber nichts. Sie versuchte vergeblich, eine Blase zu machen, und schob sich einen zweiten Streifen Kaugummi in den Mund.
    Der Professor beantwortete seine Frage selbst. «Wahrscheinlich wären wir beide jetzt tot.»
    Vivien schüttelte den Kopf. Manchmal erschien ihr das alles wie ein Traum, aus dem sie jederzeit aufwachen konnte. Oder wie ein Spiel, das jederzeit beendet werden konnte. Ein klatschendes Publikum würde den Sieger feiern, Schiedsrichter würden Karten mit Punktzahlen hochhalten. Diese Vorstellung bewahrte sie davor, in einer Nacht aus Panik und Ausweglosigkeit zu versinken.
    «Ich glaube nicht», sagte sie. «Er hätte versucht, dich zu töten. Und vorher hätte er mich vergewaltigt. Meinst du nicht?»
    Professor Ullrich schob sie vorwärts. «Das ist kein Witz, Vivien.»
    «Ich denk, ich heiße Niklas.»
    Vor dem Bahnhof standen Taxen, aber zum Hotel Rebstock war es nicht weit. Der Weg führte über die Brücke, dann am Vierwaldstätter See vorbei. Am Straßenrand ließen sich Enten und Tauben füttern von einer alten Frau, die sehr viel Ähnlichkeit hatte mit der alten Dame, die Professor Ullrich gerade noch gewesen war. Das Bild beruhigte Vivien, doch sie wusste, dass hinter dieser friedlichen, bürgerlichen, schönen Fassade der Stadt das Böse wartete. Sie spürte es. Der Hillruc war schon hier.
    «Außerdem», sagte sie, «vergisst du diese Grenzer. Die waren doch bis an die Zähne bewaffnet. Die hätten eingegriffen.»
    Professor Ullrich verzog nur zynisch den Mund und beschleunigte seine Schritte.
    «Glaubst du, sie könnten gegen den nichts ausrichten?», fragte Vivien schmatzend.
    «Du kennst ihn besser als ich. Er hätte die Herzen dieser drei Pfeifen aufgegessen, ohne auch nur ihre Uniformen aufzuknöpfen. Als eine Art Wegzehrung.»
    «Zwei hatten Maschinenpistolen.»
    «Ja. Ich weiß.»
    Inzwischen waren sie bei der alten Dame angelangt. Sie warf Körner in die Luft. Zwei Tauben saßen auf ihrer Schulter, eine auf ihrem Kopf, zu ihren Füßen schnatterten die Enten. Sie sah glücklich aus. Wie ein Mensch, der seine Erfüllung gefunden hatte.
    Vivien hielt den Professor fest, bis sie ihm in die Augen sehen konnte.
    «Komm weiter.»
    «Nein. Sag mir eins: Kann man die Hillrucs nicht mit solchen Waffen töten?»
    «Nicht wenn sie einen Schutzkreis um sich ziehen», antwortete er ernst.
    Das wollte Vivien nicht glauben. «Meinst du etwa im Ernst, sie sind gegen Kugeln immun?»
    «Keineswegs. Aber wenn sie einen Schutzkreis um sich ziehen, prallen die Kugeln daran ab wie an einer Stahlplatte.»
    «Du meinst so

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