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Katakomben (van den Berg)

Katakomben (van den Berg)

Titel: Katakomben (van den Berg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Prayon
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Woche in De Panne in dieser beschissenen
Pension.“ „Aber doch wohl nicht ständig?“, wandte Deflandre mit zynischem
Unterton ein. „Ich war jede Nacht in meinem Bett, falls es euch interessiert.
Ich war immer um neun im Hotel und habe es danach nicht mehr verlassen. Fragt
doch den Nachtportier, dem entgeht nie etwas!“ „Da sie vorzugsweise den
Hinterausgang benutzen, können wir uns das wohl sparen!“ Nicole schaute Grangé
tief in die Augen. „Was tun sie hier in De Panne?“ „Ich wollte einfach weg aus
Brüssel. Wissen sie was das bedeutet, zehn Jahre lang eingesperrt zu sein? Und
dann raus zu kommen und nichts mehr zu haben, außer einem Bankkonto?“ „Ein
Konto? Heißt das, sie haben Geld?“ „Ich habe gut verdient damals und auch ein
paar Euro geerbt. Ich komme ein Weilchen zurecht, ohne dass ich arbeiten muss.“
„Was ist mit ihrer Wohnung in Brüssel?“ „Ich hab´s da nicht mehr ausgehalten,
verstehen sie?“ „Sie waren also seit einer Woche nicht mehr in Brüssel?“ „Ich
war seit Monaten nicht mehr dort.“ „Die Wohnung ist fast leer, es gibt kein
Namensschild, niemand kennt sie in dem Haus. Schon etwas merkwürdig, oder?“
„Wie ich schon sagte, ich habe es in Brüssel nicht ausgehalten. Ich bin gar
nicht dazu gekommen, die Bude einzurichten.“ Sie brachten Grangé ins
Kommissariat. Die Polizisten schwiegen die gesamte Fahrt über. Deflandre und
van den Berg wussten nicht, woran sie bei Grangé waren. Deflandre vermutete,
dass er in der Sache drinsteckte und die Morde mit einem Komplizen eingefädelt
hatte. Nicole hielt den Mann für absolut unschuldig, van den Berg mochte sich
nicht festlegen. Der Kommissar tendierte aber eher zu Nicoles Position, vor
allem deshalb, weil sich die Psychologin mit ihrer Einschätzung von
Tatverdächtigen bislang so gut wie nie getäuscht hatte.

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
       5

 
 
 
 
    Die
Kirchenglocken schlugen siebenmal, als sich van den Berg ins Kommissariat
aufmachte, was ungewöhnlich früh für ihn war. Er hatte eine unruhige Nacht
hinter sich und spülte zum Frühstück eine trockene Scheibe Toast mit Kaffee
herunter. Er kippte sich noch etwas von der braunen Brühe nach, die noch
dunkler war als sonst. Als der Kommissar die Tasse an die Lippen setzte, ließ
er sie im gleichen Augenblick auf den Tisch knallen. Van den Berg bekam eine
Gänsehaut – er dachte an Muller. Jetzt wurde ihm klar, was mit dem Mann nicht stimmte.
Van den Berg hatte den Alten und dessen Wohnung nun ganz klar vor Augen. Den
Eichentisch, das Sofa und die Sessel. Jetzt sah er, was auf dem Stuhl am
Fenster gelegen hatte, etwas, dass er nur aus dem Augenwinkel wahrgenommen
hatte. Und es war ihm klar, was es bedeutete. Nach einer kurzen Dusche riss er
die nächstbesten Klamotten aus dem unübersichtlichen Kleiderschrank, ein
schwarzes Shirt und eine Bluejeans, dann raste er los. Vor seinem Büro wurde er
bereits erwartet. Er kannte den Mann in dem grauen Mantel, der ihn mit einem
unnatürlich freundlichen Lächeln empfing. Es war Henk Vercauteren, ein
renommierter Strafverteidiger, der sich vor Gericht den Ruf erworben hatte, ein
gewiefter Taktiker zu sein. Seine Masche bestand darin, Zeugen, die seine Mandanten
belasteten, als vermeintlich unseriös und unglaubwürdig zu entlarven oder der
Polizei Formfehler bei ihren Ermittlungen nachzuweisen. Der Kommissar bat den
Anwalt in sein Zimmer. „Das sind ja abenteuerliche Sachen, die sie meinem
Mandanten vorwerfen. Mich würde brennend interessieren, was sie konkret gegen
Monsieur Grangé in der Hand haben“, begann der Anwalt angriffslustig. Van den
Berg hatte noch am Abend mit dem zuständigen Staatsanwalt telefoniert und sich
anhören müssen, dass es keine Handhabe gab, Grangé länger in Haft zu behalten.
„Wir behandeln Yves Grangé aufgrund seiner Vorgeschichte und seines Untertauchens
in De Panne als Verdächtigen in den beiden Mordfällen Bouvier und Lerisse. Er
ist abgehauen, als wir ihn sprechen wollten - spricht nicht gerade für seine
Unschuld!“ Der Anwalt lächelte siegesgewiss. „Und weiter? Nur, weil mein
Mandant einmal für eine Straftat verurteilt worden ist und keine große Lust
verspürt, sich mit Polizisten zu unterhalten, ist er Ihr Hauptverdächtiger in
einem zweifachen Mordfall? Machen sie sich nicht lächerlich!“ Van den Berg
hätte den schleimigen Anwalt am liebsten aus dem Fenster katapultiert, so wie sie
es mit den kaiserlichen Räten

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