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Katakomben (van den Berg)

Katakomben (van den Berg)

Titel: Katakomben (van den Berg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Prayon
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die ihn freundlich
grüßten. Hugo lächelte vergnügt, die Verkleidung erfüllte ihren Zweck offenbar
perfekt. Zur Sicherheit suchte Hugo eine Toilette auf und kontrollierte vor dem
Spiegel den korrekten Sitz seiner Garderobe. Alles, was er tun musste, war ein
paar Blutflecken zu entfernen, die nicht abgedeckt waren. Als er sich von Kopf
bis Fuß betrachtete, fand er, dass er als Doktor eine gute Figur abgab. Wenn
Dimitri wirklich noch lebte, würde er ihn finden, da war sich Hugo ganz sicher.
Systematisch lief er sämtliche Etagen der chirurgischen Abteilung ab. Es
dauerte keine zehn Minuten, bis er am Ziel war. Er stoppte, als er die zwei
Polizisten sah, die vor einem der Krankenzimmer saßen und sich lebhaft
unterhielten. Dimitri war also nicht tot – jetzt war klar, dass er es war, der
ihn verraten hatte. Er fragte sich, ob ihm die beiden Bullen Probleme machen
würden oder ob er leichtes Spiel hätte. Gerne hätte er Dimitri zur Rede
gestellt, bevor er sein Licht ausblies, aber die Situation gab ihm keine
Gelegenheit dazu. Von der anderen Seite des Flurs kam eine Schwester, die eilig
im Zimmer des Ukrainers verschwand. Hugo wartete, bis sie wieder herauskam. Auf
einem Fensterbrett lag eine Kladde, die offenbar einer der Ärzte während seiner
Visite vergessen hatte. Damit war Hugos Verkleidung perfekt. Die kräftige
Pflegerin verschwand genauso schnell, wie sie eingetreten war. Jetzt war der Augenblick
gekommen. In zackigen Schritten bewegte sich Hugo auf das Zimmer zu, rief den
Polizisten ein kurzes „Bonsoir“ zu und betrat den Raum. Dimitri lag im letzten
Bett, das am Fenster stand – die beiden anderen waren leer. Während der falsche
Arzt auf den dreifachen Mörder zuging, zog er die Haube ganz tief ins Gesicht
und den Mundschutz nach oben. Die Vorsichtsmaßnahme erwies sich als
übertrieben. Sein alter Freund war in allerlei dicke Verbände gepackt und
schlief. Er musste alles erledigt haben, bevor die Krankenschwester zurückkam.
Hugo warf einen prüfenden Blick zur Tür, dann griff er eines der Kissen von den
unbenutzten Betten und drückte es dem Killer aufs Gesicht. Im gleichen Moment
zog er seine Pistole mit aufgeschraubtem Schalldämpfer und feuerte dem Ukrainer
zweimal in den Hinterkopf. Dimitri zuckte einmal heftig zusammen, dann regte er
sich nicht mehr. Mit weit aufgerissenen Augen lag er in seinem Blut. „Du hast
mich enttäuscht, mein Freund“, hauchte Hugo. Er musste etwas Zeit gewinnen. Er
drehte den Kopf des Killers in Richtung Tür und schloss dessen Augen. Dann
legte er ein paar Handtücher auf das blutdurchtränkte Kopfkissen und drückte
den Kopf des Toten in den Nacken, sodass das Blut nach hinten floss. Auf den
ersten Blick sah der tote Killer so aus, als würde er schlafen. Hugo verließ das
Zimmer genauso eilig, wie er es betreten hatte. Er nickte den Polizisten zu, aber
die beiden Männer waren in eine lebhafte Diskussion verstrickt, sodass sie ihn
kaum beachteten. Hugo fiel es leicht, sich im Krankenhaus zu orientieren, innerhalb
von zwei Minuten war er wieder an dem Nebeneingang, durch den er gekommen war.
    Es
dauerte zwanzig Minuten bis auffiel, dass Dimitri Shevchenko tot war. Die selbe
Schwester, die den Killer als vorletzte lebend gesehen hatte, schlurfte in das
Zimmer, um den Verband zu wechseln. „Oh mein Gott“, schrie sie, als sie das
blutdurchtränkte Bett sah.

 
    Van
den Bergs Handy klingelte. Marie erkannte am Sound, dass die Kollegen dran
waren. „Sie haben den Ukrainer gekillt, wir brauchen dich im Krankenhaus“,
teilte ihm Frank De Gruye mit. Der Kommissar hätte sich seine Worte sparen
können, Marie sah ihm an, dass er weg musste. „Es tut mir so leid, mein Engel“,
hauchte er ihr ins Ohr, bevor er mit zerzaustem Haar und heraushängendem Hemd
in seinen MG stieg.
    Van
den Berg war aufgebracht, der Mord an Dimitri Shevchenko hatte ihm eine seiner raren
Liebesnächte kaputtgemacht. Er hatte eine wahnsinnige Wut auf die beiden
Polizisten, die noch immer vor dem Zimmer standen und verschämt dreinblickten.
„Habt ihr in der Kantine einen gesoffen, oder was war hier los?“, herrschte er
die beiden an. „Wir waren die ganze Zeit hier – wir haben nichts Verdächtiges
bemerkt.“ „Am besten ihr erzählt mir noch, dass die Schwester Dimitri den Kopf
weggeblasen hat.“ „Außer der Schwester und einem Arzt hat niemand das Zimmer
betreten“, versicherten die Cops. „Ein Arzt?“ Die Polizisten konnten Haare und
Statur des Mannes präzise

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