Kate und Leah
privat mit Ihnen sprechen«, warf Carlina ein, die Stimme deutlich höher und schriller als sonst, und auch ein bisschen zittrig. »Können wir nicht einen privaten Platz finden?«
»Carlina, ich habe hier keinen Ort, der privater ist als dieser hier.« Leah dachte nicht daran, Dix’ Assistentin mit auf ihr Hotelzimmer zu nehmen.
»Ich sehe Sie später«, sagte Brandon leise und schob sich an ihr vorbei.
Ihr entging das plötzliche Leuchten nicht in seinem Blick. Sie brauchte nicht zu raten, was es zu bedeuten hatte. Leahs Bauch pumpte auf und ab.
Carlina war nicht mit der geringen Beachtung zufrieden. »Ich kündige!«
Leah wandte den Blick von Brandon und starrte zu der anderen Frau. »Was?«
»Ich kündige.« Carlina sah dickköpfig aus und gleichzeitig, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen.
»Okay, das ist nicht wirklich ein Thema, das man auf dem Korridor besprechen sollte.«
Bevor sie sich zu ihm umdrehen konnte, hielt Brandon schon die Schwingtür auf. »Sie können mein Büro benutzen. Ich brauche es im Moment nicht, und dort finden Sie Privatsphäre.«
»Danke«, sagte Leah. »Kommen Sie, Carlina.«
Sie folgten ihm ein paar Treppenstufen hinab. Carlina schritt hinter ihr, und Leah konnte den Blick auf Brandons lange Beine und schlanke Hüfte bewundern. Er sah mit einem Lächeln über seine Schulter.
Er war schon in ihr, dachte sie, und dann spürte sie auch schon das harte Pochen ihres Herzens.
Sein Büro war winzig, und Leah war dankbar für den Platz, über den sie in der Zentrale von Allied Packaging verfügte. Brandons Schreibtisch hatte bessere Tage gesehen; sein Sessel musste neu gepolstert werden, und sein Rechner sah so aus, als würde er zu quietschen anfangen, falls jemand mal versuchen sollte, ihn zu benutzen. Aber sie waren unter sich.
»Danke«, sagte sie, als er den Sessel für sie hervorzog und den anderen für Carlina.
»Gern geschehen. Kann ich Ihnen irgendwas besorgen? Kaffee? Tee? Wasser?«
»Für mich nichts.« Tatsächlich lechzte sie nach einem heißen Tee, aber sie wollte ihm nicht zumuten, auch noch Zucker und Zitrone zu beschaffen.
»Für mich auch nichts«, sagte Carlina. Sie hatte die Aktentasche noch nicht aus der Hand gelegt, sondern hielt sie an die Seite gepresst, was unbequem sein musste.
Brandon nickte. »Falls Sie später was möchten – ich werde irgendwo in der Nähe sein.«
Er ging aus seinem Büro, und Leah schaute ihm nach. Ganz egal, was sie anfangs gedacht hatte, jetzt stand für sie fest, dass er gut in seinem Job war. Er wusste, wie man sich überzeugend um seine Kunden kümmerte.
Später würde er sich vielleicht auch um sie kümmern. Aber jetzt wandte sie sich an Carlina. »Was ist denn los?«
Zwanzigstes Kapitel
Dix ließ sich im Geschäftszentrum mit einem schweren Seufzer in den Sessel fallen. Mit einer Hand tastete er sich ins Allied Network ein, während er sein Mobiltelefon mit der anderen Hand ans Ohr hielt. Oh, verdammt, was für ein Durcheinander.
»Ja, Carlina Southam. Ich will wissen, welche Seiten sie im Network aufgerufen hat«, sagte er zu dem IT-Mann, als der sich endlich gemeldet hatte.
Als seine Assistentin hatte Carlina die Möglichkeit, jede Seite aufzurufen und zu kopieren. Er hoffte, dass sie nicht völlig durchgedreht war. Aber wenn er noch einmal über ihre letzte Bemerkung nachdachte, blieb eine tiefe Verunsicherung. Wer riss sich um sie?
Der Techniker war wieder am Telefon. Carlina hatte bis vor ein paar Minuten eine Menge Seiten aufgerufen, und als er aufzählte, was sie zum Drucken geschickt hatte, fluchte Dix so laut es der Anstand zuließ. Er atmete tief aus und wies an, sie ab sofort vom Network auszuschließen.
Er schlug die Hände vors Gesicht. Er musste Leah finden, und zwar sofort.
»Was?« Kate blickte hoch, als er an die Tür des benachbarten Zimmers klopfte, in dem sie gearbeitet hatte.
»Carlina hat sich eben ins Network eingeloggt. Erst vor Minuten hat sie unseren neuen Vertriebsplan und die neuen Verträge mit den Vertriebsfirmen Nationwide und Point Place ausgedruckt.«
Kates Augen weiteten sich. »Interessant. Komm, wir können im Gehen reden.« Sie sammelte ihre Unterlagen zusammen, und gemeinsam gingen sie auf die Reihe der Konferenzräume zu. »Sie muss sofort zum Büro gerannt sein, als sie hier weggegangen ist. Das heißt aber auch, dass sie schon jemanden im Kopf hatte. Ich meine, die Frau kann nicht dumm sein, wenn sie deinen Ansprüchen als Assistentin genügte – es sei
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