Kates Geheimnis
hießen
»Jgallagher.doc« mit dem jeweiligen Datum dahinter, und, großer Gott, das erste Datum war der 13. April 1999 - der Tag nach Hals Tod.
JGallagher konnte nur sie selbst sein.
Zitternd holte sie Atem. Die letzte Datei trug das gestrige Datum. Es gab auch drei »KGallagher.doc«-
Dateien.
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Jill begann heftig zu zittern. Sie konnte kaum einen klaren Gedanken fassen. Ihr Gehirn verweigerte den Dienst. Sie konnte nur eines denken: Nein.
Das konnte doch nicht wahr sein.
Sie würde genau das feststellen, wovor sie sich die ganze Zeit über gefürchtet hatte.
Er hatte Informationen über sie gesammelt. Es gab Dateien über sie. Es gab Dateien über Kate.
Es fiel ihr immer noch schwer, zu atmen, sich zu bewegen, zu denken. Undeutliche, verzerrte Bilder drängten sich in ihre Gedanken - darunter Alex, der mit ihr schlief, Alex in der Küche nach ihrer letzten gemeinsamen Nacht, der ihr sagte, dass er los musste, dass er verabredet war, aber dass sie unbedingt zu diesem befreundeten Arzt gehen sollte. Himmel. Sie war nicht krank. Er war krank, verrückt. Jill öffnete das erste und älteste Jgallagher-Dokument, wobei ihre Hand schrecklich zitterte. Es war ein Bericht. Sie war wie vor den Kopf geschlagen. Der Bericht trug den Briefkopf einer Detektei aus New York City. Jill überflog den ersten Absatz, und ihr wurde klar, dass ein Team von Privatdetektiven sie gründlich unter die Lupe genommen hatte, bevor Alex sie jemals gesehen hatte - am Tag nach Hals Tod.
»Oh, du Scheißkerl«, flüsterte sie, während ihr glühende Spieße durch die Brust zu fahren schienen.
Abrupt stand sie auf. Er drehte immer noch seine Runden.
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Jill griff nach dem Kabel. Ihre Hände zitterten dermaßen, dass sie eine ganze Minute brauchte, um das Notebook mit dem Drucker zu verbinden. Wild blickte sie um sich. Papier. Sie brauchte Papier.
Auf dem Tisch am Fenster lag ein ganzer Stapel.
Jill rannte hinüber und sah, dass Alex Wasser trat. Sie duckte sich, um nicht gesehen zu werden, und rannte keuchend zu dem Drucker zurück. Sie stopfte das Papier hinein. Sie wusste, dass sie diesen Bericht über sich selbst nicht wirklich brauchte, aber sie ließ ihn trotzdem ausdrucken. Während der Drucker sich an die Arbeit machte, stand
sie auf und sah wieder aus dem Fenster. Alex stand im Pool und rückte seine Chlorbrille zurecht. Wollte er Schluss machen?
»Verdammt!« Sie riss die zwei Seiten aus dem Drucker und öffnete das nächste Dokument über sich; es verschwamm ihr vor den Augen. Sie klickte wieder auf »Drucken« und stand auf, um aus dem Fenster zu sehen.
Alex stand am hüfttiefen Ende und machte Stretching.
»Oh Gott«, flüsterte Jill und kniete sich neben den Drucker. »Mach schon, na los.« Dann erstarrte sie, denn sie hatte den Namen McFee entdeckt. Was zum Teufel war das?
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Sie rückte zur Seite, um auf den Bildschirm sehen zu können. Es war ein medizinischer Bericht, und es ging um DNS - DNS?!
Jill packte das Notebook mit beiden Händen. »...
ausgeschlossen, dass Jill Gallagher nicht verwandt ist.
Die DNS aus ihrer Haarprobe und Williams Blut lassen keinen Zweifel ... «
Jill setzte sich auf die Fersen zurück. Einen Moment lang war sie so perplex, dass sie nicht denken konnte.
Und dann verstand sie. Edward war ihr Urgroßvater.
Kate war ihre Urgroßmutter.
Sie fühlte keine Euphorie, nur völlig konfuse Verwirrung.
Und Alex würde jeden Moment aus dem Wasser steigen.
Irgendwie schaffte es Jill, auch das nächste Jgallagher-Dokument ausdrucken zu lassen, und sie rannte zum Fenster. Er stemmte sich gerade aus dem Pool!
Und als sie sich umdrehte, um zum Notebook zurückzueilen, meinte sie, ihn aufblicken zu sehen, zu seinem Fenster - zu ihr.
»Nein«, knurrte sie und riss die nächsten Seiten aus dem Drucker. Sie öffnete das erste Kgallagher-Dokument. Und erkannte es sofort wieder.
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Es war der Brief von Kate an Anne, den sie und Alex auf dem Computer in Hals New Yorker Wohnung gefunden hatten. Das konnte Jill kaum noch überraschen. Was sie überraschte, war das Ausmaß der schmerzlichen Bitterkeit, die sie empfand. Er war mehr als nur ein Scheißkerl. Sie kannte kein Wort, das dem gerecht würde, was er war.
Jill öffnete den nächsten Brief und ließ ihn ausdrucken.
Ihre Zähne klapperten. Das Zimmer erschien ihr eigenartig kalt. Ihr war kalt. Sie fror, fühlte sich elend und betrogen. Als der Drucker zu summen anfing, rannte sie zur Tür, öffnete sie einen winzigen Spalt breit
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