Katzenmond
her durch die Menge. »Maggie ist mir entwischt! Haltet sie fest!«
Iris drehte sich um und sah die kleine Gargoyle unsicher auf sich zuwackeln. »Maggie, was machst du denn, du kleiner Wichtel?«
»Ei-is? Ei-is?« Maggie streckte die Arme aus und schwankte auf sie zu. Doch im nächsten Moment entdeckte sie die Torte und machte große Augen. Sie bekam das Tischtuch zu fassen, das den Klapptisch bedeckte, und zog daran. Offenbar war beim Aufbau ein wenig geschlampt worden, denn eine Seite des Tisches gab plötzlich nach, das Tuch glitt herunter und mit ihm die Torte.
»Nein!« Iris versuchte sie mit einem Hechtsprung zu retten, Bruce ebenso, und in der Hektik stolperte er, stieß gegen Iris, und beide stürzten auf den Tisch, mitten in die Torte.
Wir alle hielten die Luft an, als wir mit ansahen, wie Iris, Bruce und Maggie samt der Torte und dem Tisch auf einem großen, klebrigen Haufen landeten. Glücklicherweise wurde Maggie nicht von dem Tisch getroffen, sie saß nur kichernd da und leckte sich fröhlich die Finger. Iris und Bruce, von Kopf bis Fuß mit Torte beschmiert, setzten sich neben ihr auf. Ich biss mir auf die Lippe und erwartete einen kleinen Anfall von Iris, doch sie griff sich nur eine Handvoll Torte, wandte sich Bruce zu und klatschte sie ihm ins Gesicht.
Bruce starrte sie einen Moment lang an, dann lachte er. »Das wirst du büßen, Weib.« Er packte sie und drückte sie in den Tortenmatsch. Dann beugte er sich über sie und küsste sie leidenschaftlich, ohne sich darum zu scheren, dass alle sie beobachteten. Ein paar Blitze aus dem Publikum sagten mir, dass es Fotos davon geben würde.
Maggie lachte und mampfte noch eine Handvoll Torte, ehe Menolly auf die Bühne sprang und sie einsammelte. Sie blickte auf das Paar hinab, schüttelte den Kopf und wandte sich dann den Gästen zu.
»Das Büfett, an dem es auch noch Kuchen und Desserts gibt, ist in dem Zelt da links aufgebaut. Die Tische in den beiden anderen Zelten.« Sie machte sich mit Maggie auf den Weg ins Haus, um unsere Kleine zu säubern.
Als Shade und ich uns in die Büfettschlange einreihten, blickte ich zu Iris zurück. Sie und Bruce saßen in der Torte und hielten sich an den Händen. Sie sahen glücklich aus. Wahrhaft glücklich.
Stunden später, mitten in der Nacht, waren sie wieder sauber und reisefertig. Seine Familie wartete draußen auf sie. Alle würden zusammen nach Irland reisen, wo Bruce und Iris die Flitterwochen verbringen wollten. In zwei Wochen würden sie zurück sein.
Ich schluckte einen Kloß in der Kehle herunter, als ich mit Menolly und Camille im Hausflur stand. Mit gezwungenem Lächeln beugte ich mich vor und küsste das glückliche Paar zum Abschied.
»Passt gut auf euch auf, und kommt bald wieder nach Hause. Ihr werdet uns fehlen.«
Iris nickte. »Ihr werdet mir auch fehlen. Aber ich habe so lange auf diesen Tag gewartet, und ich möchte das Land sehen, in dem Bruce aufgewachsen ist.«
Menolly presste den Handrücken an die Lippen, und rote Tränen schimmerten in ihren Augen. »Dass ihr mir ja zur Tagundnachtgleiche zurück seid – wenn Nerissa und ich unsere Zeremonie feiern.«
»Sind wir. Keine Sorge, euer Versprechen würde ich um nichts in der Welt versäumen.« Iris wandte sich Camille zu. »Bist du … schaffst du das?«
Camille nickte. »Wir kommen zurecht … wir alle. Hanna weiß, was zu tun ist, und hier sind wir sicher. Aber bitte seid vorsichtig. Bruce, pass gut auf unsere Schwester auf. Lass nicht zu, dass ihr irgendetwas geschieht.«
Er straffte die Schultern. »Das werde ich, verehrte Camille. Glaub mir – Iris ist mein Glück und mein Leben. Und sie trägt mein Kind unter dem Herzen. Ich werde sie beide mit meinem Leben schützen. Aber jetzt müssen wir gehen. Meine Familie wartet draußen.«
Als sie zur Tür gingen, wollte Camille ihnen folgen, doch dann blieb sie stehen. Wir waren so weit gegangen, wie wir konnten. Die nächsten zwei Wochen gehörten Iris allein, ohne uns, dafür im Glück ihrer neuen Familie. Obwohl ich wusste, dass sie wiederkommen würde, begann ich leise zu weinen. Das Leben veränderte sich. Ich betete nur darum, dass die Zukunft uns nicht auseinanderreißen würde. Denn dass ich Veränderungen durchstehen konnte, wusste ich ja jetzt … aber allein sein, das würde ich nie durchstehen.
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Kapitel 10
F einer Dunst stieg von der Straße auf, und ich sah mich einen Moment lang verwirrt um. Es war Nacht, es regnete, und die Tropfen prasselten hart
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