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Kauft Leute

Kauft Leute

Titel: Kauft Leute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Korssdorff
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in dem ein Muskelpaket von Arbeiter seine Erhebung in den Auktionsstatus mit einem Siegestanz feierte.
    »Mit der Taste können Sie zwischen den Kameras wechseln, sehen Sie, das geht ganz einfach und macht richtig Spaß!«
    Caro ließ sich auf einen Stuhl fallen und lächelte etwas hilflos. »Das ist ein unglaubliches Büro, und es ist so … nah bei Ihrem.«
    Danesita nickte energisch. »Ja, ich wollte Sie in meiner Nähe haben, damit wir immer gleich beim Anderen reinplatzen können, wenn wir eine Idee haben!«
    Caro warf einen Blick auf ihre Zimmertür und versuchte zu erkennen, ob man sie zusperren konnte.
    »Genau, Caro, wollen Sie eigentlich einen
Smart
haben?«
    »Ein Auto?«
    »Ja, so ein kleines.«
    »Ich habe leider keinen Führerschein!«
    »Wollen Sie einen machen, das würden wir Ihnen gerne zahlen!«
    Caro räusperte sich und schwieg für einen Moment. »Wissen Sie, Herr Danesita, ich freue mich schon über dieses Zimmer und alles, aber ich würde mir wünschen, dass ich erst mal mit der Arbeit beginne und herausfinde, ob ich das überhaupt kann, was Sie von mir erwarten, bevor ich noch mehr Vorschusslorbeeren bekomme.«
    Danesita nickte nun seinerseits bedächtig und das Lächeln verflüchtigte sich aus seinem Gesicht. »Das verstehe ich. Aber … darf ich ganz offen sein?«
    »Oh, bitte!«
    »Wissen Sie, ich bin sehr stolz auf das, was wir hier geschaffen haben. Ich arbeite sieben Tage die Woche für diese Firma und ich kann Ihnen versichern, ich mache das aus freien Stücken. Wussten Sie, dass ich jeden Tag Briefe, E-Mails und Postkarten von unseren Kunden bekomme, in denen sie uns mit Dank überschütten, wie wir ihr Leben verändert haben? Das ist schon eine Bestätigung! Wir sind in der Lebensverbesserungsbranche, und wir sind konkurrenzlos gut darin. Aber unser Business hat auch Seiten, die wir nicht in die Öffentlichkeit tragen, und das aus gutem Grund. Wissen Sie, jeder liebt
Seide
, aber wer einmal gesehen hat, wie sie hergestellt wird und was mit den Seidenraupen geschieht, der fühlt sich desillusioniert.« Danesita erfreute sich des dramatischen Effektes seiner Argumentation. Als er aber merkte, dass Caro gar nicht wusste, worauf er hinauswollte, setzte er rasch fort: »Keine Sorge, niemand muss sterben. Ich spreche nur davon, dass die Seide nicht fertig vom Baum fällt. Sie werden in den nächsten Tagen und Wochen einen tieferen Einblick in unsere Prozesse erhalten. Und wenn Sie das eine oder andere Mal das Gefühl haben, etwas verletze ihr ethisches Gefühl, dann will ich, dass Sie zu mir kommen und mir davon erzählen. Ich will aber auch, dass eine andere Kraft da ist, die dem entgegenwirkt, und das wäre dann die
Bindung
, die diese Firma mit Ihnen eingehen will. Diese Bindung zeigt sich in vielen Dingen, zum Beispiel darin, dass Sie ein schönes Büro haben, und ein Auto, wenn Sie es möchten, und natürlich auch eine hübsche Wohnung, die zu Ihnen passt.«
    Caro griff nach ihren Zigaretten. »Ist das eigentlich ein Raucherbüro?«
    Danesita antwortete mit einem zufriedenen Lächeln: »Jetzt ist es das.«
    Eine Stunde später gingen Danesita und Caro den Flur hinunter, der vom Gastro-Ring zu HAUS 4 führte. Der Marketingleiter von HÜMANIA war in bester Stimmung und schwärmte Caro von den in jeder Hinsicht besonderen Helden vor, die sie gleich kennenlernen werde.
    »Gott, wir haben da dieses Mädchen … Die Kleine heißt Petra, hat die Figur eines Fotomodells und spielt absolut sagenhaft Trompete. Raten Sie mal, wie sie sich nennt!«
    Caro antwortete ohne zu zögern: »Trompetra?«
    Danesita blieb abrupt stehen: »Das haben Sie irgendwo gelesen!«
    Caro schüttelte den Kopf.
    Danesita starrte sie an: »Im Ernst, das müssen Sie gelesen haben!«
    Caro war über die Aufregung verwundert: »Sie ist kein Trom
peter
, sondern eine Trom
petra
, ist doch irgendwie naheliegend.«
    »Ja, naheliegend, wenn man ein kreativer Querkopf ist wie Sie, Caro, dann ist es vielleicht naheliegend.«
    Danesita legte die letzten Schritte bis zu HAUS 4 in nachdenklichem Schweigen zurück, und Caro fühlte sich wie ein Gitarrist, der bereits nach dem Stimmen seines Instruments frenetischen Applaus erhält. Kurz bevor sie das Haus betraten, wandte sich Danesita ihr wieder zu und sagte: »Einige von denen« – er zeigte in Richtung des Hauses, das Caro noch nie betreten hatte – »sind wie Sie – kreative, schöpferische Persönlichkeiten, aber ich sehe doch einen Unterschied: Sie, Caro, sind keine

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