Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)
bedrängten ihn wegen seiner Zukunftspläne. Michel absolvierte die Pressekonferenz, die Fleur für ihn anberaumt hatte, und führte sie nachher zum Essen aus. Grinsend blickten sie sich über ihre Menükarten hinweg an.
»Die Savagar-Brut entwickelt sich gar nicht so schlecht, was, Schwesterchen?«
»Nööö, Bruderherz.« Sie legte ihre Hand auf den Popelineärmel seines Safarijacketts, unter dem er ein burgunderfarbenes Seidenhemd, einen Grobstrickpullover und eine Schweizer Armeekrawatte trug. »Ich liebe dich, Michel. Ganz irrsinnig. Ich sollte es dir öfter sagen.«
»Ich auch.« Gedankenvoll legte er den Kopf schief, dass sein Haar die Schulter streifte. »Findest du es schlimm, dass ich schwul bin?«
Sie stützte das Kinn in die Hand. »Natürlich wäre es schön, wenn ich eine Horde Nichten und Neffen bekäme, aber da ich das nicht haben kann, möchte ich, dass du eine dauerhafte Beziehung mit jemandem aufbaust, der zu dir passt.«
»Jemand wie Simon Kale?«
»Wo du es erwähnst …«
Er musterte sie betrübt. »Es funktioniert nicht, Fleur. Ich weiß, dass du darauf spekulierst, aber zwischen ihm und mir funkt es nun mal nicht.«
Sie errötete beschämt. »Ich hab mich da zu weit aus dem Fenster gelehnt, was?«
»Ja.« Er grinste. »Du ahnst gar nicht, wie viel es mir bedeutet, dass es jemanden interessiert, ob ich glücklich bin oder nicht.«
»Ich werte das als Aufforderung, dass ich mich weiter in dein Leben einmischen darf.«
»Tu’s nicht.« Er trank einen Schluck Wein. »Simon ist ein toller Mann, und wir sind gut befreundet, aber mehr nicht. Simon ist eine starke Persönlichkeit. Er ruht in sich selbst und braucht mich nicht.«
»Und das ist dir wichtig? Gebraucht zu werden?«
Er nickte. »Ich weiß, du kannst Damon nicht leiden. Verständlich. Er kann manchmal gnadenlos egoistisch sein, und er ist nicht der Hellste. Aber er liebt mich, Fleur, und er braucht mich.«
Seine Schwester kämpfte ihre Enttäuschung nieder. »Damon hat eben einen guten Geschmack.«
Sie dachte an Jake. Sie empfand seine erotische Anziehungskraft zunehmend intensiver. Sie traute ihm nicht über den Weg, dennoch begehrte sie ihn. Weshalb sollte sie ihn nicht rumkriegen? Sie überlegte hin und her. Keine emotionale Bindung. Einfach bloß guter, hemmungsloser Sex. Sie war eine aufgeklärte Frau und brauchte nicht lange um den heißen Brei herumzureden. Sie sollten keine blöden Spielchen miteinander treiben. Sie würde Jake in die Augen blicken und ihm schonungslos sagen, was sie von ihm wollte.
Aber wie sollte sie es bloß formulieren? »Miteinander ins Bett gehen« wäre zu vage, »Liebe machen« implizierte Gefühle, »vögeln« klang geschmacklos billig und »ficken« einfach nur grässlich.
Musste sie jetzt kapitulieren, bloß weil sie eine Sprachbarriere im Kopf hatte? Wie würde sich ein Mann ausdrücken? Jake beispielsweise?
Wieso machte er eigentlich nicht den Anfang?
Schließlich dämmerte ihr, dass sie nie im Leben der Typ war, der initiativ wurde und einen Mann anmachte. Ob es an ihrer Erziehung oder an ihrer persönlichen Einstellung lag, war einerlei, Fakt war, dass die sexuelle Befreiung der Frau vor ihrer Schlafzimmertüre Halt gemacht hatte.
Inzwischen hatte Fleur sich an das Klappern der Schreibmaschine gewöhnt. Sie arrangierte Vorsprechtermine für Kissy, und in der ersten Dezemberwoche, einen Monat nach Michels Modenschau, handelte sie zwei lukrative Verträge für sie aus. Kissy würde eine Gastrolle in The Fifth of July übernehmen und nachher in London als Nebendarstellerin in einem hoch budgetierten Actionfilm auftreten.
Sie und Kissy hatten seit Wochen kein anderes Thema, folglich war sie froh, als ihre Freundin eines Abends mit einer Pizza und einer großen Flasche Diätcola vor der Tür stand. Sie setzten sich im Wohnzimmer an Fleurs neuen Couchtisch.
»Wie in alten Zeiten, was, Fleurinda?«, sagte Kissy, als »Tequila Sunrise« im Hintergrund spielte. »Bloß dass wir jetzt reich und berühmt sind und uns eigentlich Belugakaviar und Austern leisten könnten. Aber ehrlich gesagt stehe ich mehr auf eine anständige amerikanische Pepperoni-Pizza als auf solchen Glibberfisch.«
Fleur nahm einen Schluck aus einem der Baccara-Römer, die Olivia Creighton ihr geschenkt hatte. »Meinst du, wir sind Heuchler, weil wir Diätcola zu einer Kalorienbombe wie Pizza trinken? Eigentlich müsste man konsequenter sein, oder?«
»Grübel meinetwegen nach Herzenslust weiter, aber stör mich
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