Kein Mann für eine Nacht: Roman (German Edition)
Weg«, meinte Fleur resigniert.
Lynn lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. »Jake ist echt ein toller Typ, Fleur. Und ein Superkollege.«
»Wer’s glaubt, wird selig«, seufzte Fleur.
»Es ist mein Ernst.«
»Hmmm … du kennst ihn bestimmt besser als ich.«
»Du meinst wegen der Geschichte von vorhin?«
»Er war … ziemlich unverschämt zu der Crew.«
Lynn nahm ihre Handtasche und wühlte darin herum. »Jake und ich waren vor ein paar Jahren zusammen. Nichts Ernstes, aber wir kennen uns halt gut und sind Freunde geblieben.« Sie angelte ein Päckchen Pfefferminzdragees aus der Tasche, öffnete es aber nicht gleich. »Ich hab ihm eine ganze Menge aus meinem Leben erzählt, und er hat einiges in diese Szene einfließen lassen. Weil er wusste, dass mir die Aufnahmen schwerfallen würden, wollte er den Dreh schleunigst hinter sich bringen.«
Fleur zog die Beine enger an den Stuhl. »Ich hab … Skrupel vor Typen wie Jake.«
Um Lynns Mundwinkel herum zuckte es. »Das macht Männer wie ihn ja so unwiderstehlich.«
Fleur hätte es sicher anders ausgedrückt, aber sie hatte ohnehin schon mehr enthüllt, als ihr lieb war.
In den folgenden Tagen machte Fleur einen Riesenbogen um Jake Koranda. Ungeachtet dessen stellte sie fest, dass sie ihn heimlich beobachtete. Er und Johnny Guy fetzten sich ständig und gingen oft im Streit auseinander. Bis sie merkte, dass sie ihren Spaß an diesen Reibereien hatten. Nach seinem Wutanfall am ersten Tag war sie verblüfft, wie beliebt Jake bei der Crew war. Offenbar schien er mit jedem gut auszukommen, nur nicht mit ihr. Morgens nickte er ihr kurz zu, und dann war sie Luft für ihn.
Zum Glück hatte sie ihre erste Szene mit Lynn. An dem Donnerstagabend vor ihrem ersten Dreh lernte sie ihren Text auswendig. Dann ging sie früh schlafen, weil sie am nächsten Tag pünktlich um sieben Uhr in der Maske sein wollte. Kurz bevor sie das Licht ausknipste, klingelte das Telefon. Sie dachte, es wäre Belinda, aber es war Barry, der Regieassistent.
»Fleur, wir mussten den morgigen Drehplan ändern. Wir filmen morgen die Eröffnungssequenz mit Matt und Lizzie.«
Ihr Magen krampfte sich schmerzhaft zusammen. Alles, nur das nicht! Entsetzlich, dass sie gleich an ihrem ersten Drehtag mit Jake zusammenarbeiten sollte.
Danach war an Schlaf nicht mehr zu denken. Sie knipste das Licht an, las wieder und wieder ihre Textpassagen, bis sie am frühen Morgen eindöste. Eine Stunde später schrillte ihr Wecker. Der Maskenbildner monierte die dunklen Ringe unter ihren Augen. Sie entschuldigte sich, beteuerte, sie werde künftig früher schlafen gehen. Als Johnny Guy in der Garderobe auftauchte, um die Eröffnungsszene mit ihr zu besprechen, war Fleur das reinste Nervenbündel.
»Wir machen heute Außenaufnahmen. Du sitzt auf der Schaukel auf der Farmveranda.«
Fleur hatte sich die Außenanlagen des nachgebauten Farmhauses bereits angeschaut und war froh, dass sie im Freien filmen würden. »Du blickst auf und siehst Matt am Straßenrand stehen. Du rufst ihn, springst von der Schaukel und läufst durch den Garten zu ihm. Wirfst dich in seine Arme. Eine leichte Szene.«
Johnny Guy hatte gut reden. Ein paar Monate Schauspielunterricht machten aus ihr noch lange keine Schauspielerin. Jake war ein Perfektionist. Und er hatte ohnehin Probleme mit ihrer Besetzung. Vermutlich explodierte er, wenn er merkte, wie unfähig sie wirklich war.
Ihre Laune war auf dem Tiefpunkt angelangt, als sie ihr Kostüm anzog. Der Film spielte im August, und sie trug einen knappen weißen Bikini mit rotem Herzchenmuster und einem hohen Beinausschnitt, so dass ihre Beine noch länger wirkten. Das blaue Männerarbeitshemd, das sie in der Taille geknotet hatte, zeigte ihren nackten Bauch, ihr Haar war zu einem lockeren Zopf geflochten. Der Stylist hatte das Flechtenende mit einer roten Schleife zusammenbinden wollen, um Lizzies vorgeschobene Unschuld zu unterstreichen, aber dagegen hatte Fleur sich vehement gesträubt. Was zu viel war, war zu viel. Lizzie war schließlich kein Kind mehr.
Sie steuerte das vierte Mal in Richtung Toilette, als der Regieassistent ihre Szene aufrief. Sie setzte sich auf die Schaukel und rekapitulierte die Regieanweisungen. Lizzie freut sich, dass Matt kommen wird, darf das aber nicht so auffällig zeigen. Lizzie darf vieles nicht zeigen – dass sie ihre Schwester hasst und auf deren Mann scharf ist. Jake stand neben einem der Wohnwagen. Er trug die Soldatenuniform, sein Kostüm zu Beginn
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