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Kein Öl, Moses

Kein Öl, Moses

Titel: Kein Öl, Moses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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einem langen, schweren Transportlaster vorbei. Wenn das so weiterging, würde uns Simon noch in einen Unfall verwickeln.
    »Das Gesetz«, stieß ich zwischen zwei wilden Sprüngen des Wagens hervor, »das Gesetz verbietet Fernsehapparate in Personenkraftwagen!«
    »Das ist eine Lüge. Sie werden in keinem Gesetzbuch eine solche Vorschrift finden. Hingegen ist es streng verboten, mit dem Fahrer zu sprechen.«
    »Warten Sie ab, die Polizei wird's Ihnen schon zeigen!« »Polizei? Wieso Polizei? Simon muß immer alles allein machen. Die Polizei kommt immer erst dann, wenn man sie nicht mehr braucht. Genau wie bei uns. Und dafür werden sie auch noch dekoriert. Erzählen Sie mir nichts von der Polizei, Herr.«
    Der Boß mußte in eine entscheidende Auseinandersetzung geraten sein, denn das Profil starrte unbeweglich zu Boden. Wir fuhren im Zickzack.
    »Ein harter Junge, unser Simon. Läßt sich auch von den Weibern nicht drankriegen. Schmust mit ihnen herum, aber von Heiraten keine Rede. Hält sich fit, um die Gangster zu erledigen. Und wie er sie erledigt! Manche Leute sagen, daß er Glück hat. Aber in diesen Dingen kann man kein Glück haben... «
    Doch. Manchmal kann man. Zum Beispiel wir, gerade jetzt. Obwohl der Wagen vor uns in rücksichtslos gleichem Tempo dahinfuhr, stießen wir nicht mit ihm zusammen. Seit der Boß dem Bombenräuber in einem gestohlenen Taxi nachjagte, hatte ich das unangenehme Gefühl, daß wir in eine entgegengesetzte Einbahnstraße eingebogen waren. »He -!«
    »Setzen!« brüllte das Profil. »Wie oft wollen Sie mir noch die Aussicht blockieren?«
    »Sagen Sie mir wenigstens, was auf dem Bildschirm vorgeht.«
    »Verrückt geworden? Was soll ich noch alles machen? Fahren - Draht halten - zuschauen - und erzählen?«
    »Achtung!!«
    Bremsen kreischten. Dicht voreinander, in der allerletzten Sekunde, kamen mit ohrenbetäubendem Krach das Taxi und ein großer, dunkelroter Tanker zum Stillstand. Simon war wie durch ein Wunder unverletzt geblieben. Das Profil fuhr im Rückwärtsgang bis zur Ecke.
    »Genug«, sagte ich. »Mir reicht's. Ich will aussteigen.«
    »Acht Pfund siebzig.«
    Er nahm das Geld entgegen, ohne mich anzusehen. Geld war ihm gleichgültig. Was ihn interessierte, war Simon Templar.
    Ich sprang auf die Straße. Es war eine mir völlig unbekannte Gegend.
    »Wo bin ich? Das ist doch nicht Ramat Aviv!«
    »Sie wollten nach Ramat Aviv? Warum haben Sie das nicht gesagt?«
    Und der Fahrer entschwand, ohne mich eines Blicks zu würdigen. Er hielt ihn starr auf seinen japanischen Bildschirm gerichtet. Ein miserables Fabrikat, aber wenn man den Draht in der einen Hand hält, hat man einen leidlich guten Empfang.

Wer ist wer auf dem Bildschirm
    Verabschieden wir uns von diesem unheilvollen Massenmedium mit einem Blick auf das gewaltigste Fernsehprogramm, von dem die Welt jemals in Fortsetzungen erobert wurde: »Die Forsyte Saga«. Was für selige Wochen, als die Geschichte dieser strapaziösen Familie vor uns abrollte, und als wir uns nacheinander mit jedem einzelnen ihrer Mitglieder identifizieren konnten! Es war ein schwerer Fehler von den Arabern, ihren letzten Überraschungsangriff nicht in jener Nacht zu starten, in der die Vergewaltigung der betörenden Irene durch den gierigen Soames stattfand; sie hätten ein völlig gelähmtes Israel vorgefunden. Aber wahrscheinlich haben auch die Araber zugeschaut...
    Aber zurück zu den abendfüllenden Forsytes.
    »Wer ist das?« fragte ich. »Ist das der Mann, der die Bücher von Fleurs Gatten gestohlen hat?«
    »Dummkopf«, antwortete die beste Ehefrau von allen. »Es ist der Cousin von Winifred, der Gattin Monts.«
    »Die vom Pferd gefallen ist?«
    »Das war Frances, Joans Mutter. Halt den Mund.«
    Jeden Freitag sitzen wir den Forsytes gegenüber, auch Amir, der schon längst im Bett sein sollte, und jeden Freitag verstricke ich mich ausweglos im Gezweig ihres Stammbaums. Letztes Mal, zum Beispiel, hatte ich die ganze Zeit geglaubt, der Maler des neuen Modells sei der Sohn von dieser... na, wie heißt sie doch gleich... also jedenfalls ein Sohn, bis Amir mich belehrte, daß es sich um den Cousin von Jolyon dem Älteren handelte. Halt den Mund.
    Warum blenden sie nicht in regelmäßigen Abständen die Namen ein?
    Achtung. Fleurs Gatte hält eine Rede im Unterhaus, und ich habe keine Ahnung, ob er der Sohn der vor fünf Wochen von Soames vergewaltigten Irene ist oder nicht. Obendrein dringen aus dem Zimmer unseres neu angekommenen

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