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Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa

Titel: Kein Wort zu Papa - Heldt, D: Kein Wort zu Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dora Heldt
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an Toms Schulter, an die vielen Cocktails, Ines rauchend am Fenster, die Stimmen kurz vor dem Einschlafen. Ich stöhnte leise,
     mein Kopf drohte zu platzen und plötzlich flog die Tür auf.
    »Christine, steh auf, wir haben verschlafen!« Ines stand mit zerwühlten Haaren vor meinem Bett und riss die Decke weg. »Es
     ist kurz vor acht, ich habe den Wecker falsch gestellt. Gesa hat gerade angerufen.«
    »Wer fährt denn da schon Inliner?« Ich hatte das Gefühl, dass mein Kopf schief auf dem Hals saß. »Man sollte das verbieten.«
    »Niemand.« Sie stand schon wieder im Flur. »Das war ein Koffer. Und ich dachte, wir hätten heute keine Anreise. Jetzt komm.«
    In diesem Moment begriff ich erst, was für ein Problem wir hatten. Vor mir tauchte das Bild des Frühstücksraumes auf, das
     leere Buffet, die empörten Gäste, das Stimmengemurmel, die aufgebrachte Stimmung und vorneweg Eleonore Stehler, die nun endlich
     abreisen würde, nicht ohne eine gepfefferte Beschwerde an den Fremdenverkehrsverein zu schreiben. Aufs Neue verfluchte ich
     Marleens Idee, nach Dubai zu fliegen.Sie hätte sich doch mit Björn auch ein paar schöne Tage auf Hiddensee machen können.
    Ich nahm zwei Kopfschmerztabletten, brauchte vier Minuten für Zähne putzen, Gesicht waschen und Haare glätten, zog dieselben
     Klamotten wie am Vorabend an und rannte Ines hinterher in das uns erwartende Chaos.
    Als wir außer Atem eintrafen, fanden wir
kein
Chaos vor. Durchs Fenster sahen wir schon, dass die meisten Gäste entspannt an ihren Tischen saßen. Das Buffet war schön dekoriert,
     auf den Wärmeplatten standen genügend Schüsseln, jeder Tisch hatte eine Thermoskanne bekommen, alles war in Ordnung.
    Ines und ich sahen uns erstaunt an, anscheinend hatten wir Gesa gnadenlos unterschätzt. Bevor wir den Flur betreten konnten,
     kam sie uns schon entgegen. Sie blieb stehen, deutete mit dem Kopf in Richtung Küche.
    »Eine gute und eine schlechte Nachricht. Welche wollt ihr zuerst hören?«
    »Die gute.«
    »Adelheid war heute Morgen schon vor mir da. Sie will den Frühstücksdienst jetzt auch noch übernehmen. Das macht sie gerne,
     hat sie gesagt. Zumindest bis Marleen wieder hier ist.«
    Ines grinste. »Guntram Bernd. Sie traut uns nicht zu, dass wir ihn vernünftig bedienen.«
    »Weshalb in aller Welt   …?« Ich war viel zu verdutzt, um einen zusammenhängenden Satz formulieren zu können.
    »Und was ist die schlechte Nachricht?«
    »Ihr habt Besuch.« Gesa legte den Kopf schief und grinste. »Ich gehe mal eine rauchen. Eine Notfallzigarette habe ich nämlich
     noch gefunden.« Sie ging an uns vorbei in den Garten. »Toi, toi, toi.«
    Ich massierte meine Schläfe, langsam verschwanden die Kopfschmerzen. »Wahrscheinlich hockt Gisbert in der Kücheund will uns seinen Artikel zur Lesung zeigen. Das ist doch kein Grund zu rauchen. Ich schmeiße ihn gleich raus.«
    Entschlossen drückte ich die Küchentür auf und blieb wie erstarrt stehen. Ines hielt hinter mir die Luft an. Nach einer endlosen
     Schrecksekunde atmete meine Schwester aus. »Wie kommst du denn hierher?«
    Mein Vater ließ sein Marmeladenbrötchen sinken und strahlte uns an. »Mit der Fähre um 6.30   Uhr. Die war voller Monteure, sehr nette Jungs, eine lustige Überfahrt. Und? Wie läuft es ohne Marleen? Wo ist sie denn nun
     wirklich?«
    Ich wusste nicht, wie viele Gehirnzellen durch Pierres Drinks bei mir gestern vernichtet worden waren, aber anscheinend waren
     es diejenigen gewesen, die normalerweise für schnelle Reaktionen zuständig sind. Deshalb schwieg ich und starrte Heinz nur
     an.
    Ines ging einen Schritt auf ihn zu. »Und wo ist Mama?«
    »Bei Hanna und Kalli.« Mein Vater grinste. »Das hat sie mir zumindest bei ihrer Abfahrt gesagt. Meint ihr, sie hat mich angelogen
     und wohnt mit ihrem Liebhaber im ›See steg ‹?«
    »Papa«, Ines wurde viel schneller ungeduldig als ich. Das Pech der Spätgeborenen. »Ich habe gefragt, wo sie
jetzt
ist. Die haben dich doch von der Fähre abgeholt, oder nicht?«
    »Schrei mich bitte nicht an.« Heinz bestrich langsam seine zweite Brötchenhälfte mit Butter. »Mama weiß gar nicht, dass ich
     hier bin. Hanna auch nicht. Ich bin übrigens mit dem Bus gekommen. Vom Hafen bis zum Damenpfad. Ich kenne mich ja aus, mich
     muss niemand mehr abholen. Vielleicht kann mich aber eine von euch nach dem Frühstück zu Kalli und Hanna fahren. Dann brauch
     ich nicht noch mal den Bus.«
    »Da seid ihr ja endlich.« Adelheid kam aus dem

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