Kein Zurueck nach Oxford
noch ein wenig Schlaf bekommen. Zur Rede stellen können wir ihn morgen immer noch«, sagte Aisling.
Kate duschte und holte ein frisches T-Shirt aus dem Koffer. Dann zog sie ihren Mantel an und nahm die Stiefel in die Hand. Sie fühlte sich völlig fit; sie hätte Parkuhren ausreißen können. Da sie ohnehin nicht sofort wieder einschlafen würde, wollte sie sich ein wenig umsehen und sicherstellen, dass für den Rest der Nacht alles ruhig blieb. Offensichtlich war sie die Einzige, die sich Gedanken darüber machte, dass sich irgendwo in der Gegend ein Brandstifter und potentieller Mörder herumtrieb. Mochten die anderen ruhig dem Schlaf der Gerechten frönen – sie zog es vor, Gewissheit zu haben, dass man sie nicht in ihrem Bett überfiel, sobald sie die Augen schloss. Kate wartete, bis es im Haus wieder ruhig geworden war. Als sie annehmen konnte, dass jeder im richtigen Bett lag, schlüpfte sie aus der Tür. Mit den Stiefeln in der Hand schlich sie sich die Treppe hinunter. Dabei hoffte sie, dass die Alarmanlage – sollte Mrs Wood eine solche besitzen – nicht so empfindlich war wie der Rauchmelder.
Wie aber kam sie am besten aus dem Haus? Die Eingangstür sah aus, als wäre sie verschlossen und verriegelt. Sie zu öffnen dürfte zu viel Lärm verursachen. Kate ging durch das Speisezimmer in die Küche. Die Hintertür sah vielversprechender aus. Kate schloss die Tür zum Esszimmer, schob die Riegel so leise wie möglich zurück und drehte den großen, aber einfachen Schlüssel. Die Tür ging auf, ohne dass ein ohrenbetäubender Alarm erfolgte. Hoffentlich handelte es sich hier nicht um eine jener stummen Alarmanlagen, die unmittelbar mit der nächsten Polizeidienststelle verbunden waren!
Sie schlüpfte mit den nackten Füßen in die Stiefel und schnürte sie zu. Dann ging sie nach draußen. Dort war es ’ sehr kalt, ein wenig neblig und vollständig dunkel. Manchmal vergaß man wirklich, wie dunkel es auf dem Land sein konnte! Weder Mond noch Sterne waren zu sehen. Das einzige Licht kam von der kleinen Außenlampe, die Kate von der Küche aus eingeschaltet hatte. Sie ließ die Tür angelehnt für den Fall, dass sie eilig ins Haus zurückkehren musste, und machte sich auf den Weg zur Vorderseite.
Nichts. Die Autos – Aislings, ihr eigenes und vermutlich das Vehikel von Mrs Woods – standen auf dem gekiesten Vorplatz. Kate lauschte. Nichts. Was für ein langweiliger Ort! Wer um alles in der Welt würde freiwillig in einem solchen Kuhkaff leben wollen? Und was zum Teufel hatte sie selbst hier zu suchen?
Sollte tatsächlich jemand ins Haus eingedrungen sein und in Devlins Zimmer Feuer gelegt haben, so wäre derjenige längst über alle Berge! Was hätte er hier noch gewollt? Sichergehen , dass das Feuer seine Wirkung nicht verfehlte . Kate starrte in die kalte Finsternis. Allmählich gewöhnte sie sich an Stille und Dunkelheit, konnte die Umrisse von Bäumen und Nachbarhäusern erkennen. Irgendwo in der Nähe wurde ein Auto angelassen und fuhr davon. Sie sah die Scheinwerfer, die sich eine unsichtbare Straße entlang in Richtung Stadt bewegten. Dann bog der Wagen rechts ab, und die Lichter verschwanden. Kate bemerkte, dass das Fahrzeug ziemlich schnell fuhr und keinerlei Rücksicht auf schlafende Nachbarn nahm.
Sie drehte sich um und ging zurück ins Haus. Was hast du herausgefunden?, fragte sie sich. Was hast du bewiesen? Nichts. Null. Außer vielleicht, dass jemand, der sich hier zu schaffen gemacht hatte, durchaus vom Haus zum um die Ecke geparkten Auto marschiert sein konnte, um mit Höchstgeschwindigkeit davonzubrausen.
Kate stellte sich vor, wie sie Paul diese Beobachtungen mitteilen würde, und schüttelte den Kopf. Er wäre sicher nicht sonderlich beeindruckt.
Sie knipste das Licht aus, schlüpfte aus den Stiefeln und schlich barfuß zurück in ihr Zimmer.
Als sie jedoch wieder im Bett lag und vergeblich darauf wartete, einschlafen zu können, wanderten ihre Gedanken zurück zu der von außen verschlossenen Tür. Sie zermarterte sich das Hirn auf. der Suche nach einer harmlosen Erklärung, doch sie kam immer wieder zu dem Schluss, dass jemand Devlin eingesperrt haben musste, nachdem er zuvor Feuer gelegt hatte. Immerhin wusste sie inzwischen aus eigener Erfahrung, dass man ohne weiteres in Devlins Zimmer eindringen, ihn anbrüllen, ein paar Teller auf dem Boden zerdeppern und eine mittlere Bombe zünden konnte, ohne dass auch nur die geringste Gefahr bestand, ihn aufzuwecken. Jedermann hätte
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