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Kells Rache: Roman (German Edition)

Kells Rache: Roman (German Edition)

Titel: Kells Rache: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Remic
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Haut, dort, wo sie nicht von der Decke bedeckt wurde. Sie kuschelte sich so gut ein, wie sie konnte, doch plötzlich öffneten sich ihre Augen wie von selbst. Was war das? Was hatte sie geweckt? Sie war schlagartig hellwach, und Adrenalin brauste durch ihre Adern.
    Nienna richtete sich auf. Ihre Blicke glitten suchend durch die Dunkelheit. Sie drehte sich nach rechts und sah Myriam an; die schlanke Frau schnarchte leise. Ihr Gesicht lag wie unter einer Dunsthaube, ruhig, was ihre Züge ein wenig weicher machte, weiblicher. Nienna wurde klar, dass Myriam im wachen Zustand ständig eine finstere Miene zog, als würde sie die Welt hassen und jeden wachen Moment, den sie darauf verbrachte.
    Nienna drehte sich nach links, und ihr wäre fast das Herz stehen geblieben, als sie das Gesicht nur Zentimeter von ihrem entfernt sah. Sie spürte die Spitze des Witwenmachers, die sie unter der Decke anstieß, und nickte schnell, als wollte sie sagen: »Ich verstehe«. »Schrei«, flüsterte er ihr ins Ohr, »dann schieß ich dir ein Loch durch den Kopf. Danach schlachte ich Myriam im Schlaf ab und gehe allein zum Silvatal.«
    »Ich werde nicht schreien«, keuchte Nienna. Die Furcht bohrte sich wie ein glühender Schürhaken in ihr Hirn.
    Styx zog die Decken zurück und hob Nienna am Ellbogen hoch. Sie senkte den Blick und betrachtete diese Waffe aus Holz, Messing und Uhrwerk. Sie war sicher, dass sie ein schwaches Ticken aus dem Griff hören konnte. Als würde sie irgendwie von einem Uhrwerk angetrieben.
    »Was willst du?«, flüsterte sie.
    Styx ignorierte die Frage, löste ihre Fessel und führte sie von Myriam weg. Nienna warf einen verwirrten Blick zurück auf die schlafende Frau. Es war Myriam gewesen, die beide Fluchtversuche Niennas vereitelt hatte, weil sie die Geräusche gehört hatte. Myriam hatte einen leichten Schlaf, fast wie eine dösende Katze. Jetzt jedoch schnarchte sie weiter.
    »Zerbrich dir ihretwegen nicht den Kopf. Ich habe ihr ein Mittel in die Suppe getan. Heute Abend wird sie niemandem mehr in die Quere kommen.« Nienna hatte das Gefühl, als griffen eisige Finger nach ihrem Herzen. Dann sackte die Erkenntnis von ihrem Hirn bis in ihre Füße. Styx wollte sie vergewaltigen. Heute Nacht. Jetzt. Und sie konnte nichts dagegen tun, nicht das Geringste.
    Styx führte Nienna durch den Wald. Er keuchte, stank nach Schweiß und … nach irgendetwas anderem. Schnaps? Vielleicht Gin, dieses Zeug, das man in den Ginpalästen von Jalder verkaufte?
    Nienna war wie betäubt, nicht von der Kälte, sondern vor Angst. Sie ließ sich durch den Wald zerren, stolperte hinter dem Mann her. Sie beschwerte sich nicht. Sie konnte sich nicht beschweren. Denn Furcht war ihr Herr und Meister geworden. Furcht lähmte ihre Zunge und hatte ihr offenbar auch den Kampfwillen geraubt, den sie zuvor noch gehabt hatte.
    Schließlich fand Styx eine geeignete Stelle und schleuderte sie zu Boden. Sie krachte auf den Waldboden, eine Baumwurzel bohrte sich ihr ins Kreuz, und sie schrie auf. Doch selbst das genügte nicht, um sie aus der kalten Umarmung der Lähmung zu reißen. Sie sah in einer Mischung aus Entsetzen und Ekel zu, wie Styx seine Hose herunterzog. In einer Hand hielt er den Witwenmacher , der immer noch vage in ihre Richtung deutete.
    Als er schließlich mit nacktem Unterleib vor ihr stand, grinste er sie an. Sie hasste ihn in diesem Moment; sie wollte seinen Tod so sehr, wie sie noch nie im Leben jemandem den Tod gewünscht hatte. Dieser Mann hatte ihre beste Freundin ermordet. Und jetzt versuchte dieser Mann ihr mit Gewalt ihre Tugend zu nehmen.
    »Wenn du mich berührst, werde ich dich töten«, erklärte sie. Sie hätte gern gehört, dass ihre Worte stark und stolz aus ihrem Mund kamen, voller Verachtung für dieses erbärmliche Exemplar der Gattung Mann. Aber die Worte tröpfelten nur heraus, wie das leise Miauen eines Kätzchens, das undeutliche und schwache Tröpfeln eines hemmungslos Berauschten.
    Kell wird kommen, dachte sie, während ihr die Tränen in die Augen stiegen. Kell wird mich retten!
    Aber er kam nicht. Hier und jetzt war Nienna ganz auf sich allein gestellt.
    Styx legte den Witwenmacher auf den gefrorenen Waldboden und zog ein Messer heraus. Die Klinge schimmerte in der Dämmerung. Er lächelte und zeigte ihr seine schwarzen Zahnstumpen. »Ich glaube, es wird Zeit, dass wir uns ein bisschen besser kennenlernen, meine Hübsche«, erklärte er.

5
    DUNKLE VISION
    In den Hügeln über Alt Skulkra hockte eine kleine

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