Kind der Hölle
Friedhof enthielt, stimmt’s?«
Jake nickte. »Ich hab’s mir gedacht.«
»Und warum warst du dann so verblüfft?« hakte der Sheriff nach. »Deine Überraschung war nicht gespielt. Du hast dieses Fell wiedererkannt, aber nicht damit gerechnet, es zu sehen.« Er holte tief Luft. »Was ist los, Jake? Hast du mir wirklich nichts zu sagen?«
Jake schüttelte den Kopf. »Wer weiß, wenn die Leute wirklich so aufgebracht sind, wie Sie sagen, bin ich im Gefängnis vielleicht besser aufgehoben!«
Er folgte Beckwith zum Streifenwagen, drehte sich aber noch einmal um und warf einen letzten Blick auf seine Hütte und seinen Hund.
Lucky schaute ihn mit schiefgelegtem Kopf fragend an.
»Leb wohl!« flüsterte Jake.
Und als der Wagen auf den Waldweg einbog, schaute er immer noch zurück.
Er wußte, daß er seinen Hund nie wiedersehen würde.
32. Kapitel
Janet trat zurück und warf einen kritischen Blick auf ihr Wandgemälde. Vielleicht hätte sie heute abend nicht arbeiten sollen, aber bisher hatte die Malerei ihr immer über alle Schwierigkeiten des Lebens hinweggeholfen – sogar in den schlimmsten Zeiten ihrer Ehe. Doch diesmal war die heilende Wirkung des Malens ausgeblieben, und ihr Mangel an Konzentration war dem Werk an der Eßzimmerwand deutlich anzusehen. Es war fast vollendet. Vielleicht wäre sie schon heute fertig geworden, wenn ihre Gedanken nicht unablässig um Jared gekreist hätten.
»Mach dir um ihn keine Sorgen«, hatte Ted ihr geraten, als sie nach dem Weggang der beiden Priester feststellte, daß Jared das Haus verlassen hatte. »Er ist wütend, und ich kann ihm daraus wirklich keinen Vorwurf machen. Wenn Vater MacNeill mich beschuldigt hätte, wäre ich heftig versucht gewesen, den scheinheiligen Bastard zusammenzuschlagen!«
»Ted!«
»Ach komm, du glaubst doch selbst nicht, daß MacNeill ein Recht hatte, hier aufzutauchen und sich aufzuführen wie …«
»Es ist unwichtig, was ich von Vater MacNeill halte. Ich bin nicht seine Mutter. Aber ich bin Jareds Mutter, und ich werde ihm nicht erlauben, mit irgendeinem Menschen in diesem Ton zu sprechen, auch wenn er noch so wütend sein mag. Und ich werde ihm auch nicht mehr erlauben, einfach zu verschwinden, wann immer ihm danach zumute ist! Heute am allerwenigsten. Ich will nicht, daß er sich an Halloween draußen herumtreibt! Sollte irgendwo in der Stadt etwas passieren, wird man Jared dafür verantwortlich machen, das weiß ich genau!«
»Es wird schon nichts passieren«, hatte Ted sie beruhigt, und bis jetzt hatte er recht behalten.
Als die Dunkelheit hereinbrach, stellte sie eine große Schale mit Süßigkeiten auf einen Tisch in der Nähe der Haustür. Sie fragte sich, wieviel verkleidete Kinder überhaupt bei ihnen klingeln oder Eier oder brennende Tüten mit Hundekot auf die Veranda werfen würden.
Um halb neun wußte sie, daß kein einziges Kind sich zu ihnen traute, dennoch trat sie immer wieder ans Fenster und spähte nervös in die Dunkelheit hinaus.
Dazwischen versuchte sie erfolglos, sich auf das Wandgemälde zu konzentrieren. Als sie es jetzt aus einigem Abstand betrachtete, mußte sie zu ihrem Leidwesen feststellen, daß die Szenerie hinter den gemalten Verandatüren nicht mehr so lebensecht wirkte, wie es heute morgen noch den Anschein gehabt hatte. Was nicht stimmte, konnte sie beim besten Willen nicht erkennen. Die Perspektive war richtig, und auch am Lichteinfall vom kaum sichtbaren Mond war nichts auszusetzen. Vielleicht lag es an den Schatten im Hintergrund des Gartens? Die Uhr im Wohnzimmer schlug elf, und Janet ließ Pinsel und Farben stehen, um in die Bibliothek zu eilen, wo Ted an seinem Schreibtisch saß. Er schaute auf, als sie hereinkam, aber sein Lächeln erlosch, sobald er ihre besorgte Miene sah.
»Es ist elf!« rief sie aufgeregt. »Und Jared ist immer noch nicht zu Hause!«
Ted stand auf und nahm sie in die Arme. »Soll ich ein bißchen in der Stadt herumfahren und nach ihm Ausschau halten?«
Janet schaute ihm ängstlich in die Augen. »Ich würde am liebsten bei der Polizei und im Krankenhaus anrufen.«
»Noch nicht«, meinte Ted. »Es ist Halloween, und da hat er bestimmt nicht die Absicht, vor Mitternacht nach Hause zu kommen.«
»Das ist es ja! Ausgerechnet in dieser Nacht sollte er nicht…«
»Paß auf«, fiel Ted ihr ins Wort, »ich fahr’ jetzt los und schau in die Pizzeria und ins Drive-in rein. Und wenn er weder dort noch bei Luke ist, frage ich sicherheitshalber im Krankenhaus nach. Aber ich
Weitere Kostenlose Bücher