Kind der Hölle
bin ganz sicher, daß alles in Ordnung ist. Mach dir mittlerweile nicht zuviel Sorgen, okay?«
Janet legte ihre Arme um seinen Hals und preßte sich an ihn, doch nicht einmal die Wärme seines muskulösen Körpers vermochte ihre Nervosität zu lindern. »Ich werd’s versuchen«, versprach sie, »obwohl ich nicht glaube, daß es mir gelingen wird.«
»Geh am besten gleich zu Bett«, riet Ted. »Du hast den ganzen Nachmittag und Abend gearbeitet, du mußt hundemüde sein. Entspann dich, ich finde Jared bestimmt.«
Nachdem er weggefahren war, kehrte Janet ins Eßzimmer zurück. Sie warf einen letzten Blick auf ihr Wandgemälde, wusch dann die Pinsel aus und machte sich auf den Weg nach oben. Auf dem Absatz, wo die breite Treppe sich gabelte, wurde sie von Angst überwältigt.
Etwas war nicht in Ordnung.
Sie blieb stehen und lauschte angespannt.
Stille.
Trotzdem spürte sie … was?
Hör auf! befahl sie sich streng. Deine Nerven spielen dir einen Streich, weil Halloween ist, und weil Jared nicht zu Hause ist. Deshalb bildest du dir alles mögliche ein.
Sie wollte weitergehen, drehte sich dann aber doch um und wünschte sofort, sie hätte nicht die meisten Lampen ausgeschaltet. Im Halbdunkel wirkte die leere Eingangshalle noch riesiger, und Finsternis lauerte in allen Ecken.
Ihr fiel jene Nacht ein, als Kim behauptet hatte, im Bad von Ratten angegriffen worden zu sein. Sie schauderte bei der Vorstellung, was sich in der Dunkelheit verbergen könnte. Nichts, sagte sie sich. Gar nichts. Doch gegen ihren Willen hastete sie die restliche Treppe mit lautem Herzklopfen hinauf.
Vor Mollys Tür fühlte sie es.
Eine eisige Hand schien sich auf ihren Rücken gelegt zu haben, und diese Kälte breitete sich in ihrem ganzen Körper aus.
Es mußte ein Luftzug sein. Aber die Tür war geschlossen, und der Spalt darunter war nicht breit genug, um einen derart starken Luftzug zu erzeugen.
Janet legte ihre Hand auf den gläsernen Türknopf. Er fühlte sich wie ein Eiskristall an. Sie stieß die leise knarrende Tür auf und hörte Mollys Atemzüge.
Sobald sie das Kinderzimmer betrat, wich die Kälte von ihr. Sie eilte zum Bettchen und beugte sich über ihr schlafendes Kind. Weiches Mondlicht fiel auf Mollys Gesicht. Einen Moment lang öffnete die Kleine ihre Augen, schlief aber sofort wieder ein. Janet küßte sie sanft auf die Stirn und hüllte sie noch fester in die Decke. Molly seufzte zufrieden, sie drehte sich auf die Seite und schob einen Daumen in den Mund. Janet war grenzenlos erleichtert, daß ihre Jüngste friedlich schlief, und so schlich sie auf Zehenspitzen in ihr eigenes Schlafzimmer.
Von der Kälte war nichts mehr zu spüren.
Sie zog sich aus und legte sich in Nachthemd und Morgenrock ins Bett. Sie griff nach einer Zeitschrift, um sich durch die leichte Lektüre von den Sorgen um Jared abzulenken und um auf Ted zu warten.
Und dann hörte sie es.
Ein Schluchzen, gedämpft und undeutlich.
Sie hielt es für eine Einbildung, doch dann hörte sie es wieder.
Molly?
Janet warf die leichte Decke beiseite und sprang aus dem Bett. Sie lauschte an der Verbindungstür zum Kinderzimmer und öffnete sie einen Spalt breit.
Stille.
Sie schloß die Tür und horchte nun an der Tür, die auf die Galerie führte.
Das Schluchzen klang jetzt lauter.
Janets Puls beschleunigte sich, als sie die Tür öffnete.
Das Schluchzen ging in qualvolles Stöhnen über.
Ihr Magen krampfte sich zusammen, aber sie bezwang ihre Furcht. Sie schloß ihren Morgenrock und trat auf die Galerie hinaus.
»Nein!«
Der Schrei verklang im Nu, doch Janet hatte Kims Stimme erkannt. Sie rannte den Korridor entlang, riß Kims Tür auf und schaltete das Licht an. Der Kronleuchter blendete sie für einen Moment, dann aber sah sie Kim schluchzend im Bett sitzen, und sie nahm sie tröstend in die Arme.
»Schon gut, Kimmie«, flüsterte Janet. Sie benutzte den Kosenamen, den ihre ältere Tochter vor über fünf Jahren, an ihrem zehnten Geburtstag, als viel zu kindisch verworfen hatte. »Es war nur ein Alptraum. Ich bin hier.«
»Es war Jared«, weinte Kim. »Mom, es war schrecklich! Er … er hat Scout getötet!«
»Nein, Liebling, es war doch nur ein Traum. Es ist nicht wirklich passiert.«
»Aber warum habe ich ständig diese schlimmen Träume über Jared?« schluchzte das Mädchen.
»Was für Träume?« Janet setzte sich aufs Bett und drückte den Kopf ihrer Tochter sanft auf ihren Schoß. »Erzähl es mir, Kimmie.«
Stockend berichtete Kim von
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