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Kind der Prophezeiung

Kind der Prophezeiung

Titel: Kind der Prophezeiung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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sie, wenn sie vor dem Lärm flüchten, den Torvik und seine Männer machen werden. Wenn eines kommt, sammle deine Kräfte und halte den Spieß so, daß er mit der Spitze auf die Brust des Tieres zeigt. Wildschweine können nicht sehr gut sehen, daher wird das Tier in deinen Spieß rennen, bevor es ihn überhaupt bemerkt. Anschließend ist es wohl das beste, wenn du hinter einen Baum springst. Manchmal macht sie der Spieß sehr wütend.«
    »Was ist, wenn ich nicht treffe?« fragte Garion.
    »Das würde ich dir nicht raten«, sagte Barak. »Das ist keine gute Idee.«
    »Ich meinte ja auch nicht, daß ich absichtlich daneben zielen würde«, erklärte Garion. »Wird das Tier dann versuchen, mir zu entkommen oder was?«
    »Manchmal versuchen sie fortzulaufen«, sagte Barak, »aber ich würde mich nicht darauf verlassen. Eher wird es versuchen, dich mit seinen Hauern aufzuschlitzen. Bevor es soweit kommt, kletterst du am besten schnell auf einen Baum.«
    »Ich werde daran denken«, versprach Garion.
    »Ich bin in der Nähe, falls du Ärger haben solltest«, versicherte Barak und händigte Garion ein Paar schwere Spieße aus. Dann stapfte er zurück zu seinem Schlitten, und sie fuhren davon und ließen Garion allein unter der großen Eiche stehen.
    Es war schattig zwischen den Bäumen und bitter kalt. Garion ging ein bißchen im Schnee herum und suchte sich den besten Platz, um auf das Wildschwein zu warten. Der Wildwechsel, von dem Barak gesprochen hatte, war ein Trampelpfad, der sich durchs Gebüsch wand, und Garion fand die Größe der Spuren, die sich im Schnee abzeichneten, angsteinflößend. Die Eiche mit ihren tief angesetzten Ästen begann sehr einladend auszusehen, aber er verwarf diesen Gedanken. Man erwartete von ihm, daß er auf seinem Platz ausharrte und dem Angriff des Wildschweins entgegenstand, und er beschloß, lieber zu sterben als sich wie ein verängstigtes Kind auf dem Baum in Sicherheit zu bringen.
    Die sachliche Stimme in seinen Gedanken erklärte ihm, daß er viel zu viel Zeit damit verbrachte, über solche Dinge nachzudenken. Bis er erwachsen war, würde ihn niemand als Mann betrachten, warum sollte er sich also all die Mühe machen, um tapfer zu wirken, wenn doch nichts dabei herauskam? Der Wald war jetzt sehr still, der Schnee verschluckte alle Geräusche. Kein Vogel sang, und man hörte nur hin und wieder einen dumpfen Aufprall, wenn Schnee von einem überladenen Ast zu Boden glitt. Garion fühlte sich schrecklich einsam. Was machte er überhaupt hier? Was hatte ein lieber, vernünftiger, sendarischer Junge hier in einem endlosen Wald in Cherek zu suchen? Warum wartete er auf den Angriff eines wütenden wilden Schweins, mit nichts anderem als einem ungewohnten Spieß zur Gesellschaft? Was hatte ihm dieses Schwein getan? Er überlegte, daß er nicht einmal besonders gern Schweinebraten mochte.
    Er hatte sich bereits ein gutes Stück von dem Wildwechsel entfernt, an dem ihre Schlitten vorbeigefahren waren, daher machte er sich auf den Rückweg zu seiner Eiche, schauderte und wartete.
    Er konnte nicht sagen, wie lange er schon auf das Geräusch gelauscht hatte, ehe es ihm bewußt wurde. Es war nicht das Stampfen und Quieken eines flüchtenden Wildschweins, das er erwartete hatte, sondern der verhaltene Schritt mehrerer Pferde, die sich langsam über den schneebedeckten Waldboden bewegten. Und es kam von hinten. Vorsichtig lugte er um den Baum.
    Drei Reiter, in Pelze gehüllt, kamen auf der anderen Seite der von den Schlitten aufgewühlten Spur aus dem Wald. Sie hielten an und warteten. Zwei von ihnen waren bärtige cherekische Krieger, kaum zu unterscheiden von den Dutzenden anderer, die Garion in König Anhegs Palast gesehen hatte. Der dritte Mann jedoch hatte langes, flachsblondes Haar und trug keinen Bart. Sein Gesicht hatte den mürrischen, verzärtelten Ausdruck eines verwöhnten Kindes, obwohl er ein Mann in mittleren Jahren war. Er saß hochmütig auf seinem Pferd, als ob die Gegenwart der beiden anderen ihn geradezu beleidigte.
    Nach einer Weile konnte man hören, wie sich ein weiteres Pferd vom Waldrand her näherte. Garion hielt fast den Atem an, während er wartete. Der andere Reiter kam langsam auf die drei zu, die im Schnee unter den Bäumen auf ihren Pferden saßen. Es war der Mann im grünen Umhang mit dem sandfarbenen Bart, den Garion vor zwei Tagen durch die Gänge von König Anhegs Palast hatte schleichen sehen.
    »Mein Herr«, grüßte der Mann im grünen Umhang ehrerbietig, als

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