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Kinder des Judas

Titel: Kinder des Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz , Markus Heitz
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Diesmal jedoch gaben die vertrauten Handgriffe ihr die Sicherheit zurück, und sie beruhigte sich allmählich.
    Es erschien ihr viel zu früh, Viktor ihre wahre Natur zu offenbaren. Er glaubte zu wissen, was es bedeutete, ein Kind des Judas zu sein, und ließ sich von der Faszination für sie blenden; doch sie
kannte
die tiefsten Abgründe, die dunklen Stunden, die seelischen Leiden und die von ihr begangenen Grausamkeiten. Wenn sie ihm das alles gestand, haargenau und in allen erschütternden Einzelheiten, fürchtete sie, dass er sich von ihr abwenden würde. Und sein bislang angesammeltes Wissen brachte ihn bereits in große Gefahr. Carzic bedeutete eine Bedrohung für ihr Glück.
    Wie brachte sie ihn von dieser Besessenheit für die Kinder des Judas ab? Indem sie mit ihm in seine Heimat ging – oder an einen anderen Ort irgendwo in Europa, wo es keine Vampire gab, die ihrem Leben im Weg standen.
    Es musste ihr gelingen, seinen Forschergeist auf eine andere Thematik zu lenken, die ihn ebenso faszinierte, doch weitaus weniger reale Bedrängnis für ihn barg. Es wäre eine schwierige Aufgabe, ihn von dem einen abzulenken, wenn er zugleich eine Vampirin als Partnerin besaß.
    Wann ist der Zeitpunkt, es ihm zu sagen?
    Sie dachte darüber nach, wie es sein würde, mit einem Menschen an ihrer Seite zu leben, der alterte, während sie sich kaum veränderte. Durch einen Biss konnte sie ihn nicht zu einem Vampir machen, die Kinder des Judas vermehrten sich ausschließlichdurch ihre echten Nachkommen. Früher oder später mussten sich ihre Wege trennen.
    Scylla seufzte schwer.
Warum ihm nicht gleich offenbaren, was ich bin? Dann werde ich sehen, ob seine Zuneigung wirklich stark genug ist, um an meiner Seite zu bleiben.
    Ein bekannter Geruch stieg in ihre Nase und lenkte sie von ihren Gedanken ab. Sie wirbelte herum – und sah in die Augen von Marek.
    Ihr Halbbruder lehnte am Tisch und roch an der Kaffeemühle. Er trug die Kleidung eines Edelmannes und darüber einen Zobelmantel. »Ich wundere mich, dass du den Stollen, durch den ich das erste Mal zu dir gelangt bin, noch immer nicht besser abgesichert hast«, sagte er und wollte amüsiert klingen, doch sie bemerkte, dass er keinesfalls belustigt war.
    »Ich werde das ändern, sobald du gegangen bist«, erwiderte sie kühl. Eine Hand hatte sie auf den Rücken gelegt, wo sie den Dolch am Gürtel trug. »Wenn du wegen der Formel gekommen bist …«
    Marek stellte die Kaffeemühle zurück an ihren Platz. »Ich habe mit Carzic gesprochen. Er hat mir erzählt, dass er in diesem Dorf ganz in der Nähe Opfer seiner eigenen Blutlust geworden ist und dass die Dörfler ihm einen Dhampir auf den Hals gehetzt haben. Einen Dhampir, der
dein
Deutscher war«, sprach er im Plauderton. »Sie haben sich wohl etwas unterhalten, bevor ihn Carzic zum Fenster hinausgeworfen hat, und jetzt fürchtet der gute Baron, dass er deinem Deutschen in dem unbedachten Moment des Rauschs etwas zu viel verraten haben könnte.« Er sah zur angelehnten Tür, die zum Esszimmer führte. »Man sagte mir in dem Dorf, dass der Deutsche verschwunden sei.«
    »Wenn ich Carzic noch einmal auf meinem Grund und Boden sehe, werde ich ihn eigenhändig zurück zu seinem Palais schleifen und ihm zehn Pflöcke durch den Leib stoßen«, drohte sie.»Sag ihm das, wenn ihr euch das nächste Mal trefft und einen Anschlag oder eine andere Hinterlist gegen mich vorbereitet.«
    »
Dein
Land?« Er lachte auf. »Scylla, du bist nicht länger ein Mitglied der Cognatio, und ebenso hast du dich von den Kindern des Judas losgesagt. Damit gehörst du für uns zu den Upiren. Wir betrachten dich als untoten Abschaum, und dein Land ist nach dem Beschluss der letzten Cognatio freigegeben. Jeder darf so viel davon in Besitz nehmen, wie er möchte, was natürlich unschön für die Bewohner ist. Diese Territorialkämpfe sind so … verlustreich für sie. Gebietsmarkierungen gehen nicht ohne Todesfälle ab.«
    Der Wasserkessel brodelte und blubberte, und Marek schob ihn von der Feuerstelle. »Von mir musst du nichts Böses erwarten, und ich erhebe auch keinen Anspruch auf die Mühle. Sie hat Vater Pech gebracht, und auch dir verwehrt sie Freude und Glückseligkeit. Daher verzichte ich darauf, als dein Halbbruder meine Erbrechte einzufordern. Du wirst dennoch gegen andere ins Feld ziehen müssen, wenn du das Land unter allen Umständen verteidigen willst, Scylla. Sogar Baronin Metunova hat Ansprüche angemeldet. Deine Freundin.«
    Sie hörte nur

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