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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Das Buch flog weiter in die Richtung, die Vin vorhin genommen hatte, und die Metalllinien glommen schwach durch die Nacht. Es war das einzige Metall, das sie bei sich hatte.
    Mit Leichtigkeit klammerte sich Vin an die nächste Turmspitze und machte dabei so wenig Lärm wie möglich. Sie lauschte in die Dunkelheit hinein, verbrannte Zinn, und der Regen wurde zum Donner in ihren Ohren. Sie glaubte zu hören, wie etwas gegen einen Turm traf, der in der Richtung lag, in die sie das Buch geschleudert hatte.
    Der Inquisitor war auf ihre List hereingefallen. Seufzend hing Vin an der Turmspitze, während der Regen auf ihren Körper trommelte. Sie vergewisserte sich, dass ihr Kupfer noch brannte, dann zog sie mit ihrer allomantischen Kraft vorsichtig an dem Turm, damit sie das Gleichgewicht nicht verlor, und riss sich ein Stück Stoff aus dem Hemd, mit dem sie ihre Wunde verband. Trotz ihrer Benommenheit bemerkte sie, wie tief der Schnitt war.
    O
Herr,
dachte sie. Ohne Weißblech wäre sie schon vor langer Zeit bewusstlos geworden. Eigentlich sollte sie bereits tot sein.
    Etwas ertönte in der Finsternis. Ängstlich schaute Vin auf. Alles war schwarz um sie herum.
Es kann nicht sein. Er kann nicht ...
    Etwas traf gegen den Turm, an dem sie sich festhielt. Vin schrie auf und sprang fort. Sie zog sich zu einem anderen Turm, packte ihn kraftlos und drückte sich sofort wieder von ihm ab. Der Inquisitor folgte ihr; er verursachte dumpfe Geräusche, während er hinter ihr von Turm zu Turm sprang.
    Er hat mich gefunden. Er konnte mich weder sehen noch hören oder spüren. Aber er hat mich gefunden.
    Vin schlug gegen einen Turm, hielt sich mit einer Hand daran fest und hing schlaff in der Nacht. Ihre Stärke war beinahe aufgebraucht.
Ich ... muss von hier verschwinden ... mich ... verstecken ...
    Ihre Hände waren taub, und ihr Kopf fühlte sich genauso an. Vins Finger glitten von dem kalten, nassen Metall der Turmspitze ab, und sie spürte, wie sie in die Dunkelheit hineinglitt.
    Sie fiel zusammen mit dem Regen.
    Doch bald prallte sie gegen etwas Hartes - gegen das Dach eines besonders hohen Palastflügels. Benommen kroch sie auf den Knien von dem Turm fort und suchte sich eine Ecke.
    Verstecken ... verstecken ... verstecken ...
    Schwach schleppte sie sich zu einem Winkel, der von dem Dach und einem anderen Turm gebildet wurde. Sie kauerte sich in die dunkle Ecke, lag in einer tiefen Pfütze aus aschehaltigem Regenwasser und schlang die Arme um sich. Ihr Körper war nass von Regen und Blut.
    Einen Augenblick lang glaubte sie, sie sei entkommen.
    Eine dunkle Gestalt landete auf dem Dach. Der Regen ließ nach, und ihr Zinn enthüllte ihr einen Kopf, in dem zwei Stacheln steckten, und einen Körper, der in eine dunkle Robe gekleidet war.
    Sie war so schwach, dass sie sich nicht mehr bewegen konnte. Sie konnte nichts mehr tun, als in der Pfütze zu zittern; die Kleider klebten ihr an der Haut.
    »Was bist du nur für ein kleines, lästiges Ding«, sagte der Inquisitor und kam auf sie zu. Vin verstand kaum seine Worte.
    Es wurde wieder dunkel. Nein, diese Dunkelheit war in ihrem Kopf. Vor ihrem Blick verfinsterte es sich, und die Augen fielen ihr zu. Die Wunde schmerzte nicht mehr. Sie konnte nicht einmal ... mehr ... denken ...
    Ein Laut, wie von brechenden Zweigen.
    Arme packten sie. Warme Arme, nicht die Arme des Todes. Sie zwang sich, die Augen zu öffnen.
    »Kelsier?«, flüsterte sie.
    Aber es war nicht Kelsiers Gesicht, das sie besorgt anschaute. Es war ein anderes, freundlicheres Gesicht. Erleichtert seufzte sie auf und trieb davon, als die starken Arme sie umfingen und ihr ein seltsames Gefühl der Sicherheit in den schrecklichen Stürmen dieser Nacht verschafften.

Ich weiß nicht, warum Kwaan mich betrogen hat. Noch immer sucht dieses Ereignis meine Gedanken heim. Er war derjenige, der mich entdeckt hat; er war der Philosoph aus Terris, der mich zuerst den größten Helden aller Zeiten genannt hat. Es erscheint mir völlig unwirklich - nach diesem langen Kampf, in dem er seine Gefährten zu überzeugen versuchte -, dass er der einzige wichtige heilige Mann von Terris ist, der gegen mein Reich predigt.

Kapitel 15
    D u hast sie mitgenommen?«, fragte Docksohn, als er in das Zimmer platzte. »Du hast Vin mit nach Krediksheim genommen? Bist du denn
völlig verrückt
geworden?«
    »Ja«, fuhr Kelsier ihn an. »Du hattest die ganze Zeit Recht. Ich bin ein Verrückter. Ein Wahnsinniger. Vielleicht wäre ich besser in den Gruben

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