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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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verbracht, Vin«, sagte Hamm, der neben ihr stand. »Bestimmt hast du schon früher solche Massen gesehen.«
    »Ja, aber ...« Wie sollte sie es ihm erklären? Die sich regende, gewaltige Menge glich nichts, was sie je beobachtet hatte. Sie war beinahe endlos und füllte alle Straßen, die von dem zentralen Platz wegführten. Die Skaa standen so eng, dass Vin sich fragte, ob sie überhaupt genug Raum zum Atmen hatten.
    Die Adligen befanden sich auf der Mitte des Platzes und wurden durch Soldaten von den Skaa getrennt. Sie waren nicht weit von dem Brunnenpodest entfernt, das sich etwa fünf Fuß über den Platz erhob. Jemand hatte Sitze für die Adligen errichtet, und sie hatten darauf Platz genommen und lümmelten sich herum, als sähen sie einem Schauspiel oder Pferderennen zu. Viele hatten Diener dabei, die über ihnen einen Schirm gegen den Ascheregen aufgespannt hatten, doch er fiel so leicht, dass manche ihn einfach nicht beachteten.
    Neben den Adligen standen die Obligatoren - die gewöhnlichen in Grau, die Inquisitoren in Schwarz. Vin erbebte. Es waren acht Inquisitoren; ihre schlanken Gestalten ragten etwa einen Kopf über die der Obligatoren hinaus. Aber es war nicht nur die Größe, die diese dunklen Kreaturen von ihren Mitbrüdern abhob. Es war etwas Erhabenes an den Stahlinquisitoren.
    Vin betrachtete die gewöhnlichen Obligatoren. Die meisten standen stolz in ihren Regierungsroben da - je höher ihre Position war, desto eleganter waren die Roben. Vin blinzelte, verbrannte Zinn und erkannte ein entfernt vertrautes Gesicht.
    »Da«, sagte sie und deutete auf die Gestalt. »Der da ist mein Vater.«
    Kelsier hob den Kopf. »Wer?«
    »Der in der ersten Reihe der Obligatoren«, erklärte Vin. »Der etwas Kleinere mit dem goldenen Schal.«
    Kelsier schwieg eine Weile, dann sagte er: »
Das
ist dein Vater?«
    »Wer?«, fragte Docksohn und kniff die Augen zusammen. »Ich kann ihre Gesichter nicht erkennen.«
    »Tevidian«, sagte Kelsier.
    »Der
Hochprälan?«,
fragte Docksohn entsetzt.
    »Was?«, fragte Vin. »Wer ist das?«
    Weher kicherte. »Der Hochprälan ist der Leiter des Ministeriums, meine Liebe. Er ist der wichtigste Obligator des Obersten Herrschers. Sein Rang ist sogar höher als der der Inquisitoren.«
    Verblüfft setzte sich Vin.
    »Der Hochprälan«, murmelte Docksohn und schüttelte den Kopf. »Das wird ja immer besser.«
    »Dada!«, rief Spuki plötzlich und zeigte auf den Platz.
    Die Menge der Skaa regte sich. Vin hatte geglaubt, sie stünden zu eng beisammen, um sich noch bewegen zu können, doch offensichtlich hatte sie sich geirrt. Die Leute zogen sich ein wenig zurück und bildeten einen breiten Korridor, der zur Platzmitte führte.
    Was bringt sie dazu ...
    Dann spürte sie es. Es war eine bedrückende Benommenheit, als würde sich ein schweres Laken auf sie legen, ihr die Atemluft nehmen und den Willen stehlen. Sofort verbrannte sie Kupfer. Doch sie konnte schwören, dass sie trotzdem noch den besänftigenden Einfluss des Obersten Herrschers spürte. Sie fühlte, wie er näher kam und versuchte, ihr jeden eigenen Willen zu rauben, jedes Verlangen, jedes Gefühl.
    »Er kömmpt«, flüsterte Spuki und kauerte sich neben sie.
    Eine schwarze Kutsche, gezogen von zwei massigen weißen Hengsten, erschien in einer Seitenstraße. Mit einer Aura der Unausweichlichkeit rollte sie den Korridor entlang, den die Skaa gebildet hatten.
    Vin sah, wie mehrere Menschen von ihr angestoßen wurden, und sie vermutete, dass die Kutsche ihr Tempo nicht einmal drosseln würde, wenn jemand unter ihre Räder geriete und dort zu Tode käme.
    Die Skaa drückten sich noch enger aneinander, als der Oberste Herrscher eintraf. Ein deutlich sichtbares Kräuseln durchlief die Menge. Alle ließen die Schultern hängen, als sie die mächtige Besänftigung spürten. Das Geflüster und Gemurmel verstummte, und eine unwirkliche Stille senkte sich auf den gewaltigen Platz herab.
    »Er ist so
mächtig«,
sagte Weher. »Selbst wenn ich sehr gut bin, kann ich nur einige hundert Menschen besänftigen. Aber hier sind Zehntausende!«
    Spuki spähte über den Rand des Daches. »Ich will falln. Nur loslassn ...«
    Dann verstummte er. Er schüttelte den Kopf, als wache er auf. Vin runzelte die Stirn. Irgendetwas fühlte sich anders an. Vorsichtig löschte sie ihr Kupfer und bemerkte, dass sie den besänftigenden Einfluss des Obersten Herrschers nicht mehr empfand. Das Gefühl der schrecklichen Bedrückung - der Seelenlosigkeit und Leere -

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