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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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war auf seltsame Weise verschwunden. Spuki hob den Blick, und der Rest der Bande stand ein wenig aufrechter da.
    Vin sah sich um. Die Skaa unten schienen unverändert zu sein. Aber ihre Freunde ...
    Ihr Blick fiel auf Kelsier. Der Anführer stand aufrecht da und betrachtete die fahrende Kutsche; auf seinem Gesicht zeichnete sich große Anspannung ab.
    Er wiegelt unsere Gefühle auf
, erkannte Vin.
Er wirkt der Macht des Obersten Herrschers entgegen.
Es war offensichtlich ein harter Kampf für Kelsier, ihre kleine Gruppe zu schützen.
    Weher hat Recht,
dachte Vin.
Wie können wir so jemanden bekämpfen? Der Oberste Herrscher besänftigt hunderttausend Menschen gleichzeitig!
    Aber Kelsier kämpfte weiter. Für alle Fälle entflammte Vin ihr Kupfer. Dann verbrannte sie Zink und half Kelsier dabei, die Gefühle der Gruppe aufzuwiegeln. Es fühlte sich an, als zöge sie an einer massiven, unbeweglichen Wand. Doch es schien zu helfen, denn Kelsier entspannte sich ein wenig und schenkte ihr einen dankbaren Blick.
    »Seht nur«, sagte Docksohn, der vermutlich von dem unsichtbaren Kampf um ihn herum nichts mitbekam. »Die Karren mit den Gefangenen.« Er deutete auf eine Reihe aus zehn großen, vergitterten Wagen, die hinter dem Obersten Herrscher den Korridor entlangfuhren.
    »Erkennst du einen von ihnen?«, fragte Hamm und beugte sich vor.
    »Kann von denen kein sehn«, sagte Spuki unbeholfen. »Onkel, brennst grad, ja?«
    »Ja, mein Kupfer brennt«, sagte Keuler gereizt. »Du bist in Sicherheit. Wir sind sowieso weit genug vom Obersten Herrscher entfernt.«
    Spuki nickte und verbrannte nun offensichtlich Zinn. Einen Augenblick später schüttelte er den Kopf. »Kein'n nix zu erkenn'n.«
    »Du warst ja auch meistens bei den Rekrutierungen nicht dabei, Spuki«, sagte Hamm und kniff die Augen zusammen.
    »Stimmt«, erwiderte Spuki. Auch wenn es noch immer grauslich klang, bemühte er sich doch, richtig zu sprechen.
    Kelsier trat an den Abgrund heran und beschattete die Augen mit der Hand. »Ich kann die Gefangenen sehen. Nein, ich erkenne kein einziges Gesicht. Es sind keine gefangen genommenen Soldaten.«
    »Wer dann?«, fragte Hamm.
    »Anscheinend handelt es sich hauptsächlich um Frauen und Kinder«, sagte Kelsier.
    »Die Familien der Soldaten?«, fragte Hamm entsetzt.
    Kelsier schüttelte den Kopf. »Das bezweifle ich. Sie haben noch keine Zeit gehabt, alle toten Skaa zu identifizieren.«
    Hamm runzelte die Stirn; er wirkte verwirrt.
    »Irgendwelche Leute, wahllos ausgesucht«, sagte Weher und seufzte still. »Es sind Hinrichtungen aus Rache, um die Skaa zu bestrafen, weil sie den Rebellen Unterschlupf gewährt haben.«
    »Nein, nicht einmal das«, sagte Kelsier. »Bestimmt weiß der Oberste Herrscher nicht, dass die meisten in Luthadel rekrutiert wurden, und falls er es doch wissen sollte, dann wird es ihm gleichgültig sein. Das da unten ... ist nur seine Art, allen zu zeigen, wer hier das Sagen hat.«
    Die Kutsche des Obersten Herrschers rollte über eine Rampe auf die erhöhte Mitte des Platzes. Das unheilvoll wirkende Gefährt hielt genau auf der Mitte des Platzes an, aber der Oberste Herrscher stieg nicht aus.
    Die Karren kamen ebenfalls zum Stillstand, und eine Gruppe von Obligatoren und Soldaten lud die Gefangenen aus. Schwarze Asche fiel, als die Ersten, die sich nur schwach wehrten, auf die Erhebung in der Mitte gezerrt wurden. Ein Inquisitor überwachte das Geschehen und bedeutete den Gefangenen, sie sollten sich jeweils neben den vier schalenartigen Brunnen der Plattform aufstellen.
    Vier Gefangene wurden auf die Knie gezwungen - jeder neben einem der Brunnen -, und vier Inquisitoren hoben ihre Obsidianäxte. Vier Schneiden fielen nieder, und vier Köpfe wurden abgetrennt. Die Körper, die noch von den Soldaten festgehalten wurden, ergossen ihr letztes Blut in die Brunnenschalen.
    Die Fontänen in den Brunnen spritzten rot auf. Die Soldaten warfen die Leichen beiseite und brachten vier weitere Gefangene herbei.
    Angeekelt schaute Spuki weg. »Warum ... warum tut Kelsier nich was? Um se zu rett'n, mein ich.«
    »Sei kein Narr«, tadelte Vin ihn. »Da unten sind acht Inquisitoren, um den Obersten Herrscher erst gar nicht zu erwähnen. Kelsier wäre ein Idiot, wenn er versuchen sollte, etwas zu unternehmen.«
    Aber ich wäre nicht überrascht, wenn er es doch täte,
dachte sie und erinnerte sich daran, dass Kelsier bereit gewesen war, von dem Hügel herunterzustürmen und sich einer ganzen Armee entgegenzustellen.

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