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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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Sie warf einen Blick zur Seite. Kelsier wirkte, als zwinge er sich zur Zurückhaltung. Seine Fingerknöchel stachen weiß hervor, als er sich an den Kamin neben ihm klammerte, damit er nicht vom Dach sprang und den Hinrichtungen ein Ende setzte.
    Spuki stolperte zu einem anderen Abschnitt des Daches, wo er sich übergeben konnte, ohne den Inhalt seines Magens auf die Leute unter ihm zu ergießen. Hamm ächzte leise, und sogar Keuler wirkte erschüttert. Docksohn sah so ernst zu, als wäre die Beobachtung dieser Tötungen eine rituelle Handlung. Weher schüttelte nur den Kopf.
    Kelsier aber ... Kelsier war wütend. Sein Gesicht war rot, seine Muskeln waren angespannt, in seinen Augen brannte ein Feuer.
    Vier weitere Tote, einer davon ein Kind.
    »Das«, sagte Kelsier und deutete auf den Platz,
»das
ist unser Feind. Wir können nicht einfach weggehen. Das hier ist nicht bloß ein Auftrag, den wir ablehnen können, wenn wir auf unerwartete Schwierigkeiten stoßen.«
    Vier weitere Tote.
    »Seht sie euch an!«, forderte Kelsier und wies auf die Tribüne voller Adliger. Die meisten von ihnen schienen gelangweilt zu sein, aber einige hatten offenbar ihren Spaß; sie scherzten miteinander, während die Hinrichtungen weitergingen.
    »Ich weiß, dass ihr meine Handlungen infrage stellt«, sagte Kelsier und wandte sich an seine Bande. »Ihr glaubt, dass ich mit den Adligen zu hart umspringe und es mir zu sehr gefällt, sie umzubringen. Seht doch nur, wie diese Männer lachen, und sagt mir dann, dass sie es nicht verdient haben, unter meiner Klinge zu sterben! Ich bringe ihnen bloß Gerechtigkeit.«
    Vier weitere Tote.
    Vin suchte die Tribünenreihen mit ihren vom Zinn geschärften Augen ab. Sie entdeckte Elant, der inmitten einer Gruppe junger Männer saß. Keiner von ihnen lachte, und sie waren nicht die Einzigen. Es stimmte, viele Adlige nahmen diese Erfahrung offenbar auf die leichte Schulter, aber eine kleine Minderheit wirkte entsetzt.
    Kelsier fuhr fort: »Weher, du hast mich nach dem Atium gefragt. Ich will ehrlich zu dir sein. Es war nie mein Hauptziel. Ich habe diese Mannschaft zusammengestellt, weil ich die Dinge verändern will. Wir schnappen uns das Atium - wir brauchen es zur Unterstützung der neuen Regierung - , aber es geht hier tatsächlich wirklich nicht darum, mich oder jemanden von euch reich zu machen.
    Yeden ist tot. Er war unsere Ausrede - so konnten wir etwas Gutes tun und immer noch vorgeben, wir seien nichts anderes als Diebe. Jetzt, da er nicht mehr da ist, könnt ihr aufgeben, wenn ihr wollt. Geht doch! Aber das wird nichts ändern. Der Kampf wird weitergehen. Menschen werden weiterhin sterben. Ihr werdet es bloß nicht mehr beachten.«
    Vier weitere Tote.
    »Es ist Zeit, diesem Spiel Einhalt zu gebieten«, sagte Kelsier und sah einen nach dem anderen an. »Wenn wir es jetzt tun, müssen wir ehrlich zu uns selbst sein. Wir müssen zugeben, dass es nicht ums Geld geht. Es geht darum,
das da
zu beenden.«
    Er deutete auf den Platz mit seinen roten Fontänen - ein sichtbares Zeichen des Todes für die Tausenden von Skaa, die zu weit weg waren, um den Ereignissen folgen zu können.
    »Ich habe vor, meinen Kampf fortzusetzen«, sagte Kelsier gelassen. »Ich weiß, dass einige von euch meine Position als Anführer infrage stellen. Ihr glaubt, mir gehe es um meinen Ruf unter den Skaa. Ihr behauptet, ich will mich zum nächsten Obersten Herrscher aufschwingen, und meine eigene Person sei mir wichtiger als der Sturz des Reiches.«
    Er verstummte, und Vin sah die Schuldgefühle in den Augen von Docksohn und den anderen. Spuki gesellte sich wieder zu der Gruppe, aber er wirkte noch ziemlich elend.
    Vier weitere Tote.
    »Ihr irrt euch«, fuhr Kelsier leise fort. »Ihr müsst mir vertrauen. Ihr habt mir eure Unterstützung gegeben, als wir mit diesem Plan begonnen haben, wie gefährlich er auch sein mag. Und diese Unterstützung brauche ich weiterhin! Egal, wie es aussieht und wie aussichtslos es zu sein scheint, wir müssen weiterkämpfen!«
    Vier weitere Tote.
    Langsam drehte sich die gesamte Mannschaft Kelsier zu. Es schien für ihn kein so harter Kampf mehr zu sein, dem allomantischen Besänftigen des Obersten Herrschers entgegenzuwirken, obwohl Vin ihr Zink nicht mehr verbrannte.
    Vielleicht ... vielleicht kann er es wirklich,
dachte Vin unwillkürlich. Wenn es einen Menschen gab, der den Obersten Herrscher besiegen konnte, dann war es Kelsier.
    »Ich habe euch nicht wegen eurer Fähigkeiten ausgesucht«,

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