Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
sie und Kelsier für Marsch nur Schatten waren. Die hintere Wand des Gebäudes war zusammengebrochen, und der Nebel trieb ungehindert in den Raum; er war hier beinahe genauso dicht wie draußen.
    »Du trägst die Tätowierungen des Ministeriums!«, rief Vin und starrte Marsch an.
    »Natürlich«, sagte Marsch; seine Stimme klang so ernst wie immer. »Ich habe sie anbringen lassen, bevor ich mich zu den anderen in der Karawane gesellt habe. Schließlich bin ich ein Einzuweihender des Ministeriums.«
    Sie waren nicht sehr ausgedehnt - er spielte nur einen Obligator von niederem Rang -, aber das Muster war unverkennbar. Dunkle Linien rahmten die Augen ein und verliefen nach außen wie kriechende Blitze. Eine einzelne, viel dickere und hellrote Linie lief an einer Wange herunter. Vin wusste, dass dies die Zeichnung eines Obligators war, der zum Amt für Inquisition gehörte. Marsch hatte sich nicht nur in das Ministerium eingeschlichen; er hatte sich für seine Spionage gleich die gefährlichste Abteilung ausgesucht.
    »Aber du wirst sie immer tragen müssen«, sagte Vin. »Sie sind so deutlich. Überall wird man dich entweder als Obligator oder als Betrüger ansehen.«
    »Das ist der Preis, den er für die Unterwanderung des Ministeriums zahlen muss, Vin«, sagte Kelsier gelassen.
    »Es ist mir egal«, sagte Marsch. »Vor dieser Sache hatte ich sowieso nur ein sehr armseliges Leben. Können wir uns beeilen? Ich werde bald irgendwo erwartet. Die Obligatoren führen ein sehr geschäftiges Leben, und ich habe nur ein paar Minuten Zeit.«
    »In Ordnung«, sagte Kelsier. »Ich vermute, es gab keine Schwierigkeiten bei deiner Einschleusung?«
    »Alles ist nach Plan gelaufen«, bestätigte Marsch. »Eigentlich ging es sogar zu gut. Ich glaube, ich habe mich in meiner Gruppe hervorgetan. Ich war der Ansicht, ich sei im Nachteil, da ich nicht wie die anderen Neulinge fünf Jahre Unterricht gehabt habe. Aber ich habe dafür gesorgt, dass ich alle Fragen so gut wie möglich beantworten und all meine Pflichten gewissenhaft erfüllen konnte. Anscheinend weiß ich mehr über das Ministerium als viele seiner Mitglieder. Auf alle Fälle bin ich fachkundiger als die anderen Neulinge, und die Prälane haben das bemerkt.«
    Kelsier kicherte. »Du bist schon immer über das Ziel hinausgeschossen.«
    Marsch schnaubte leise. »Wie dem auch sei, meine Kenntnisse - um meine Fähigkeiten als Sucher erst gar nicht zu erwähnen - haben mir einen herausragenden Ruf eingebracht. Ich weiß allerdings nicht, ob mir die Beachtung durch die Prälane gefällt, denn der Hintergrund, den wir uns für mich ausgedacht haben, wirkt oft etwas fadenscheinig, wenn du von einem Inquisitor in die Mangel genommen wirst.«
    Vin runzelte die Stirn. »Du hast ihnen gesagt, dass du ein Nebeling bist?«
    »Selbstverständlich«, sagte Marsch. »Das Ministerium - und vor allem das Amt für Inquisition - rekrutiert besonders gern adlige Sucher. Die Tatsache, dass ich einer bin, hält sie davon ab, zu viele Fragen über meine Herkunft zu stellen. Sie sind froh, dass sie mich haben, auch wenn ich viel älter bin als die meisten Einzuweihenden.«
    »Außerdem musste er ihnen sagen, dass er ein Nebeling ist, damit er in die geheimeren Abteilungen des Ministeriums hineinkommt«, fügte Kelsier hinzu. »Die meisten höherrangigen Obligatoren sind Nebelinge der einen oder anderen Art. Sie ziehen Mitarbeiter ihrer eigenen Klasse vor.«
    »Mit gutem Grund«, meinte Marsch schnell. »Kell, das Ministerium ist viel kompetenter, als wir angenommen haben.«
    »Was willst du damit sagen?«
    »Sie wissen genau, wie sie ihre Nebelinge einsetzen können«, erklärte Marsch. »Wie sie sie
richtig
einsetzen können. Sie haben Stützpunkte überall in der Stadt - Besänftigungsstationen, wie sie sie nennen. An jeder befinden sich einige Besänftiger des Ministeriums, deren Aufgabe es ist, einen mäßigenden Einfluss um sich herum zu verbreiten und die Gefühle von allen Bewohnern der angrenzenden Gebiete zu beruhigen und zu unterdrücken.«
    Kelsier zischte leise. »Wie viele?«
    »Dutzende«, sagte Marsch. »Hauptsächlich in den Skaa-Vierteln der Stadt. Sie wissen zwar, dass die Skaa geschlagen sind, aber sie wollen dafür sorgen, dass es auch so bleibt.«
    »Verflucht!«, schimpfte Kelsier. »Ich hatte schon immer den Eindruck, dass die Skaa von Luthadel noch niedergedrückter als die auf dem Land sind. Kein Wunder, dass wir so große Schwierigkeiten mit dem Rekrutieren hatten. Die

Weitere Kostenlose Bücher