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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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den wenigen Malen, als ich ihm unmittelbar gegenüberstand, tief in meinem Inneren gespürt.
    Er ist reine Zerstörung, Wahnsinn und Verderbnis. Er würde diese Welt vernichten - nicht aus Feindseligkeit oder Boshaftigkeit, sondern einfach nur, weil er ist, was er ist.

Kapitel 28
    D er Ballsaal der Festung Lekal war wie das Innere einer Pyramide geformt. Der Tanzboden befand sich auf einer hüfthohen Erhebung in der Mitte des Saales, und die Tische standen auf vier ähnlichen, ihn umgebenden Podesten. Diener eilten durch die Gänge zwischen den Plattformen und brachten den Adligen ihre Speisen. Eine vierstöckige Galerie führte an der Innenseite der Pyramide entlang; jedes Stockwerk lag etwas näher an der Spitze und erstreckte sich ein wenig weiter über die Tanzfläche als das vorangegangene. Diese architektonische Besonderheit sollte einen guten Blick auf den größten künstlerischen Schatz der Festung ermöglichen: die kleinen Bleiglasfenster, die jedes Stockwerk der Galerie umgaben.
    Die Adligen von Lekal brüsteten sich damit, dass ihre Festung zwar nicht die größten, dafür aber die feinsten Fenster besaß. Vin musste zugeben, dass sie tatsächlich beeindruckend waren. In den letzten Monaten hatte sie so viele Bleiglasfenster gesehen, dass sie diese schon kaum mehr beachtete. Doch die Fenster der Festung Lekal waren wunderbarer als alle anderen. Jedes einzelne war ein außerordentliches, ungeheuer prächtiges Wunder an Farbe. Auf ihnen tänzelten exotische Tiere, lockten ferne Landschaften und prangten Porträts berühmter Adliger.
    Natürlich gab es auch fantastische Bilder, die der Erhebung geweiht waren. Vin erkannte sie sofort und war überrascht, dass auf ihnen Einzelheiten dargestellt waren, die sie aus dem Tagebuch kannte. Die Berge mit smaragdgrüner Färbung. Die tiefen Täler mit schwachen, wellenartigen Linien, die von den Gipfeln herabströmten. Ein tiefer und dunkler See. Und ... Schwärze. Der Dunkelgrund. Ein chaotisches Ding der Vernichtung.
    Er hat es besiegt,
dachte Vin.
Aber ... was war es?
Vielleicht würde das Ende des Tagebuches mehr darüber enthüllen.
    Vin schüttelte den Kopf, verließ den Alkoven mit dem schwarzen Fenster und schlenderte über die zweite Galerie. Sie trug ein Kleid aus reinem Weiß, das sie sich in ihrem früheren Leben als Skaa nicht einmal hätte vorstellen können. Asche und Ruß waren feste Bestandteile ihres Daseins gewesen, und sie hatte nicht einmal eine Vorstellung davon gehabt, wie makelloses Weiß aussah. Dieses Wissen machte das Kleid noch wundersamer für sie. Sie hoffte, sie würde den Sinn für ihr früheres Leben nie verlieren. Durch ihn schätzte sie alles, was sie nun besaß, viel mehr als der gewöhnliche Adel.
    Sie schritt weiter die Galerie entlang und suchte nach ihrer Beute. Glitzernde Farben leuchteten in dem Glas, das von außen angestrahlt wurde, und warfen schimmerndes Licht auf den Boden. Die meisten Fenster erglühten innerhalb kleiner Einbuchtungen entlang der Galerien, so dass der Weg vor Vin abwechselnd hell und dunkel war. Sie blieb nicht mehr stehen, um sich weitere Fenster anzusehen; das hatte sie bereits ausgiebig während ihrer ersten Bälle in der Festung Lekal getan. Heute Abend musste sie noch etwas erledigen.
    Sie fand ihr Opfer auf halber Höhe der östlichen Galerie. Herrin Kliss redete dort gerade mit einer kleinen Gruppe, und Vin blieb stehen und tat so, als betrachte sie eines der Fenster. Kliss' Gruppe zerstreute sich bald, denn Kliss konnte man nur für kurze Zeit ertragen. Die kleine Frau kam auf Vin zu.
    Als sie Vin beinahe erreicht hatte, drehte sie sich um und tat überrascht. »Nein, Herrin Kliss! Ich habe Euch den ganzen Abend hindurch nicht gesehen.«
    Kliss war offenbar hocherfreut über die Aussicht, wieder jemanden gefunden zu haben, mit dem sie den neuesten Klatsch austauschen konnte. »Herrin Valette!«, sagte sie und watschelte weiter auf Vin zu. »Ihr habt Graf Kabes Ball letzte Woche verpasst! Ich hoffe, Ihr hattet das nicht einem neuerlichen Rückfall zu verdanken?«
    »Nein«, antwortete Vin. »Ich habe an jenem Abend mit meinem Onkel gespeist.«
    »Oh«, sagte Kliss enttäuscht. Ein Rückfall hätte eine bessere Geschichte abgegeben. »Das ist gut.«
    »Wie ich höre, habt Ihr interessante Neuigkeiten über Herrin Tren-Pedri Delouse«, sagte Vin vorsichtig. »Ich selbst habe vor kurzem einige bemerkenswerte Dinge gehört.« Sie sah Kliss eingehend an und tat so, als würde sie gern mit ihr ein

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