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Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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dass Klugheit hier nur wenig Gewicht hat. Der Oberste Herrscher trägt Metallringe - und daher auch der Adel. Einige Philosophen sind der Ansicht, dass das alles zu Seinem Plan gehört. Der Oberste Herrscher trägt Metall, weil er weiß, dass die Aristokratie ihn nachahmt, und auf diese Weise verleiht er seinen Inquisitoren Macht über sie.«
    »Seid Ihr auch ihrer Meinung?«, fragte Vin, als sie weitergingen und sie wieder seinen Arm nahm. »Der Meinung der Philosophen, meine ich.«
    Elant schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte er leise. »Der Oberste Herrscher ist einfach nur ... anmaßend. Ich habe von Kriegern gelesen, die vor langer Zeit ohne Rüstung in die Schlacht gezogen sind, nur weil sie beweisen wollten, wie stark und tapfer sie sind. Ich glaube, hier geht es um dasselbe, bloß auf viel raffiniertere Weise. Er trägt Metall, um seine Macht vorzuzeigen und zu verdeutlichen, dass er keine Angst vor uns hat und wir ihm nichts anhaben können.«
    Er bezeichnet den Obersten Herrscher als anmaßend,
dachte Vin.
Vielleicht kann ich ihn dazu bringen, noch etwas mehr zuzugeben ...
    Elant schaute hinüber zur Uhr. »Ich fürchte, ich habe heute Abend nicht so viel Zeit wie sonst, Valette.«
    »In Ordnung«, erwiderte sie. »Ihr müsst Euch bestimmt mit Euren Freunden treffen.« Sie sah ihn an und versuchte, seine Reaktion abzuschätzen.
    Er schien nicht sehr überrascht zu sein. Er hob nur eine Braue und warf ihr einen Blick zu. »Das stimmt. Ihr beobachtet sehr genau.«
    »Dazu braucht es keine genaue Beobachtung«, sagte Vin. »Immer wenn wir in den Festungen Hasting, Wager, Lekal oder Elariel sind, zieht Ihr Euch mit denselben Leuten zurück.«
    »Das sind meine Trinkkumpane«, sagte Elant und lächelte. »Angesichts des gegenwärtigen politischen Klimas ist das zwar eine erstaunliche Zusammensetzung, aber sie verärgert meinen Vater sehr schön.«
    »Was tut Ihr bei diesen Treffen?«, fragte Vin.
    »Hauptsächlich reden wir über philosophische Themen«, erklärte Elant. »Wir sind ein ziemlich langweiliger Verein, was nicht allzu überraschend ist, wenn man uns einzeln kennt. Wir reden über die Regierung, über Politik ... über den Obersten Herrscher.«
    »Und was redet Ihr über ihn?«
    »Uns gefällt einiges nicht, was er mit dem Letzten Reich angestellt hat.«
    »Also wollt Ihr ihn
doch
stürzen!«, entfuhr es Vin.
    Elant schenkte ihr einen seltsamen Blick. »Ihn stürzen? Wie kommt Ihr denn auf diese Idee, Valette? Er ist der Oberste Herrscher. Er ist Gott. Wir können nichts daran ändern, dass er an der Macht ist.« Er wandte den Blick von ihr ab, und sie gingen weiter. »Nein, meine Freunde und ich wünschen uns nur, dass das Letzte Reich ein wenig anders wäre. Wir können die Dinge nicht ändern, aber vielleicht sind wir eines Tages - falls wir alle das nächste Jahr überleben sollten - in der Lage, den Obersten Herrscher zu beeinflussen.«
    »Und was soll er Eurer Meinung nach tun?«
    »Nehmt zum Beispiel die Hinrichtungen vor ein paar Tagen«, sagte Elant. »Ich kann nicht erkennen, dass sie etwas Gutes gebracht haben. Die Skaa haben rebelliert. Als Vergeltung hat das Ministerium wahllos ein paar hundert Leute hinrichten lassen. Was soll das bringen - außer, dass es die Leute noch wütender macht? Also wird die Rebellion beim nächsten Mal noch heftiger sein. Wird das dazu führen, dass der Oberste Herrscher dann noch mehr Leute köpfen lässt? Wie lange soll das so weitergehen? Bis keine Skaa mehr übrig sind?«
    Vin ging nachdenklich neben ihm her. »Und was würdet Ihr tun, Elant Wager«, fragte sie schließlich, »wenn Ihr an der Macht wäret?«
    »Ich weiß es nicht«, gestand Elant. »Ich habe eine Menge Bücher gelesen - auch einige, die ich eigentlich nicht hätte lesen dürfen -, und ich habe keine einfachen Antworten gefunden. Ich bin mir allerdings ziemlich sicher, dass die Hinrichtung von Menschen nichts zur Lösung der Probleme beiträgt. Der Oberste Herrscher ist schon sehr lange an der Macht, und man sollte doch glauben, er hätte inzwischen einen besseren Weg gefunden. Wir werden unser Gespräch später fortsetzen ...« Er wurde langsamer und drehte sich zu ihr um.
    »Ist es schon Zeit?«, fragte sie.
    Elant nickte. »Ich habe versprochen, mich mit ihnen zu treffen, und irgendwie mögen sie mich. Vielleicht könnte ich ihnen mitteilen, dass ich mich ein wenig verspäte ...«
    Vin schüttelte den Kopf. »Geht und zecht mit Euren Freunden. Es geht mir gut hier. Ich möchte sowieso

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