Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kinder Des Nebels

Kinder Des Nebels

Titel: Kinder Des Nebels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
Vom Netzwerk:
bequemen Sesseln ausgestatteter Raum, der unmittelbar an den Ballsaal grenzte. Es wäre ein schöner Ort zum Lesen gewesen, wenn Elant in besserer Stimmung gewesen wäre. Jastes saß ihm gegenüber und zog zufrieden an seiner Pfeife. Es tat gut, den jungen Lekal so gelassen zu sehen. Die letzten Wochen waren schwierig für ihn gewesen.
    Ein Krieg der Häuser,
dachte Elant.
Gerade jetzt, zur völlig falschen Zeit. Warum? Es lief doch alles so gut ...
    Kurz darauf kehrte Telden mit einem frisch gefüllten Becher zurück.
    »Weißt du«, sagte Jastes und deutete mit seiner Pfeife auf Teldens Trunk, »jeder Diener hier hätte dir einen neuen Becher bringen können.«
    »Ich wollte mir die Beine vertreten«, erwiderte Telden und ließ sich in dem dritten Sessel nieder.
    »Und du hast auf dem Weg mit drei Frauen geschäkert«, sagte Jastes. »Ich habe mitgezählt.«
    Telden lächelte und nippte an seinem Trunk. Der große Mann setzte sich nie gewöhnlich hin; er räkelte sich im Sessel. Telden wirkte immer entspannt und zufrieden, egal, was los war, und in seinem eleganten Anzug und mit dem gut frisierten Haar sah er beneidenswert schön aus.
    Vielleicht sollte ich diesen Dingen etwas mehr Aufmerksamkeit widmen,
dachte Elant.
Valette gefällt mein Haar nicht, aber würde sie es mögen, wenn ich eine andere Frisur hätte?
    Schon oft hatte Elant sich vorgenommen, zum Schneider oder zum Friseur zu gehen, aber immer war etwas dazwischengekommen. Entweder hatten ihn seine Studien vollkommen in Anspruch genommen, oder er hatte so lange gelesen, dass er zu spät zum verabredeten Termin gekommen wäre. Wieder einmal.
    »Elant ist sehr still heute Abend«, bemerkte Telden. Obwohl noch andere Herren in diesem schwach erleuchteten Zimmer saßen, standen die Sesselgruppen so weit auseinander, dass vertrauliche Gespräche möglich waren.
    »In der letzten Zeit ist er oft so«, sagte Jastes.
    »Ach ja«, meinte Telden und runzelte leicht die Stirn.
    Elant kannte sie gut genug, um diese Anspielung zu verstehen. »Warum sind die Leute so?«, fragte er. »Warum sagen sie nicht einfach das, was sie sagen wollen?«
    »Diplomatie, mein Freund«, erklärte Jastes. »Wir sind Adlige, falls du das noch nicht bemerkt haben solltest.«
    Elant rollte mit den Augen.
    »In Ordnung, ich werde es sagen«, erwiderte Jastes und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Das war eine Geste der Nervosität, die nach Elants Meinung mit zu der beginnenden Kahlköpfigkeit des jungen Mannes beitrug. »Du verbringst viel Zeit mit diesem Renoux-Mädchen, Elant.«
    »Dafür gibt es eine einfache Erklärung«, sagte Elant. »Rein zufällig mag ich sie.«
    »Das ist nicht gut, Elant«, meinte Telden und schüttelte den Kopf. »Gar nicht gut.«
    »Warum nicht?«, fragte Elant. »Du missachtest doch selbst so gern die Klassenschranken. Ich habe gesehen, wie du mit der Hälfte der Dienstmädchen in diesem Haus geschäkert hast.«
    »Ich bin aber nicht der Erbe meines Hauses«, wandte Telden ein.
    »Außerdem kann man diesen Mädchen vertrauen«, fügte Jastes hinzu. »Sie sind von meiner Familie eingestellt worden. Wir kennen ihren Hintergrund und ihre Verbindungen.«
    Elant runzelte die Stirn. »Was willst du damit andeuten?«
    »An diesem Mädchen ist etwas seltsam, Elant«, sagte Jastes. Nun war er wieder zu seinem gewöhnlichen nervösen Selbst zurückgekehrt; seine Pfeife ruhte unbeachtet im Ständer auf dem Tisch.
    Telden nickte. »Sie ist dir zu schnell zu nahe gekommen, Elant. Sie will etwas.«
    »Und was?«, fragte Elant, der immer verärgerter wurde.
    »Elant, Elant«, tadelte Jastes ihn. »Du kannst dich dem Spiel nicht entziehen, indem du sagst, dass du es nicht spielen willst. Es wird dich trotzdem erwischen. Renoux ist zu dem Zeitpunkt in die Stadt gezogen, als die Spannungen zwischen den Häusern eingesetzt haben, und er hat eine unbekannte Verwandte mitgebracht - ein Mädchen, das sofort die wichtigsten verfügbaren Männer in Luthadel umgarnt hat. Findest du das nicht seltsam?«
    »Eigentlich habe ich mich ihr zuerst genähert«, gab Elant zu bedenken, »und das nur, weil sie mir meinen Leseplatz streitig gemacht hatte.«
    »Aber du musst zugeben, dass es verdächtig ist, wie schnell sie sich bei dir eingeklinkt hat«, sagte Telden. »Wenn du mit der Romantik herumpfuschen willst, Elant, dann musst du vorher eines lernen: Du kannst so viel mit Frauen spielen, wie du willst, aber lass sie nicht zu nahe an dich heran. Dann fangen nämlich die

Weitere Kostenlose Bücher