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King of the World

King of the World

Titel: King of the World Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Remnick
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Frauen Mißachtung entgegenbringen – dafür sollte ein Mann sterben. Und nicht nur Weiße – auch Schwarze. Wir werden euch umbringen, und die Brüder, die euch nicht umbringen, die kriegen den Hintern versohlt und werden möglicherweise selber umgebracht, wenn sie das zulassen und nichts dagegen unternehmen. Sagt das dem Präsidenten –
der
wird nichts dagegen unternehmen. Sagt es dem FBI : Wir bringen jeden um, der versucht, sich an unsere Frauen ranzumachen.
Keiner
wird sie belästigen.«
    »Und wenn eine Muslim-Frau mit einem Schwarzen ausgehen will, der kein Muslim ist – oder auch mit einem Weißen?« fragte der Mann vom
Playboy
.
    »Dann stirbt auch sie«, antwortete Ali. »Die bringen wir auch um.«
     
    Als Kämpfer war Ali plötzlich allein. Die Schwergewichtsklasse war zwar nicht ganz verödet, aber ziemlich nahe dran. Liston war gründlich entmystifiziert. Es gab keine Aufforderungen zu einem dritten Kampf. Wer konnte den schon ertragen? Und wer sonst sollte Ali herausfordern? Cleveland Williams? Eddie Machen? Die hatte Liston schon verprügelt. Ali witzelte, er sehne sich danach, gegen eine Große Weiße Hoffnung anzutreten; ein starker weißer Herausforderer, sagte er, werde die Börse in die Höhe treiben wie kein anderer schwarzer Gegner. Tatsächlich boxte er 1966 auch gegen vier weiße Möchtegerne und schlug sie: George Chuvalo (er war der härteste), Henry Cooper, Brian London und Karl Mildenberger.
    Doch Ali mußte sich zunächst mit einem gewichtigeren Herausforderer beschäftigen, einen, der ihn wirklich geärgert hatte – Floyd Patterson. Nach seinen demütigenden Niederlagen gegen Liston und den darauffolgenden Siegen Alis hatte Patterson sich zum Rächer aufgeschwungen, und zwar des guten Rufs des Boxens und des Christentums wegen. Dieser Antagonismus hatte über ein Jahr geköchelt. Bei seinem ersten Interview mit Alex Haley für den
Playboy
nur wenige Tage nach seinem ersten Kampf gegen Liston verlor Ali nur einmal die gute Laune. »Zum ersten Mal werde ich nun so trainieren, daß ich einen brutalen Killerinstinkt entwickle«, sagte er. »Bisher habe ich das noch keinem gegenüber so empfunden. Boxen ist für mich nur ein Sport, ein Spiel. Patterson jedoch würde ich zu Boden schlagen wollen, so wie der nach seiner letzten Tracht Prügel wieder auftauchte und verkündete, er wolle gegen mich antreten, weil kein Muslim es verdiene, Champion zu sein. Ich habe nie etwas dagegen gehabt, daß er Katholik ist. Aber er wollte unbedingt gegen mich kämpfen, um der Champion der Weißen zu sein.«
    Für Ali, der bei Malcolm X gelernt hatte, repräsentierte Patterson die kriecherische Haltung der Negerpolitik alten Stils. Patterson war der Integrationist, der Anpasser, das Symbol der Sit-ins und der gemischtrassischen Ehe. Es war Ende 1965, nicht lange nach den Unruhen in Watts, dem Ghetto von Los Angeles – ein Ereignis, das die tiefe Unzufriedenheit mit der Integrationspolitik offenbarte, ein Ereignis, das Malcolms Aufruf, die Macht »mit allen nötigen Mitteln« zu ergreifen, zu bestätigen schien. Besonders für viele junge Schwarze war das Patterson-Modell ein Gegenstand des Mitleids. Ali machte sich über ihn lustig, weil er sich ein Haus in einem weißen Viertel gekauft hatte, nur um dann festzustellen, daß die weiße Nachbarschaft ihn nicht wollte, und wieder wegzuziehen. »Ich habe nie was Erbärmlicheres gelesen als Pattersons Erklärung in der Zeitung: ›Ich habe es mit der Integration versucht – es hat einfach nicht funktioniert‹, sagte er.«
    Während Ali sich von seiner Leistenbruchoperation erholte und auf den zweiten Kampf gegen Liston wartete, stattete er Pattersons Trainingscamp im Staat New York mit einem Haufen Salat und Möhren einen Besuch ab und schrie, er wolle nichts weiter, als »das Kaninchen« in seinen Bau zurückzutreiben. »Du bist nichts als ein Onkel Tom-Neger, ein Neger der Weißen, ein gelber Neger«, höhnte Ali. »Du bist zweimal gegen Liston ausgestiegen. Geh in den Ring, dann mach ich dich gleich fertig.«
    Wie immer verhinderte Alis unterschwelliger Humor, daß sein Hohn bösartig klang. Ali wiederholte diese Auftritte viele Male. Um einen Kampf zu promoten und sich darauf einzustimmen, baute er eine Art halbernste Feindschaft gegen seinen Gegner auf und stellte ihn als den Trottel des weißen Establishments hin. Diese Auftritte wurden zum Ritual: der »Überraschungsbesuch« im Lager des Gegners,die Spitznamen, die Verhöhnungen, das »Haltet mich

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