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Klex in der Landschaft

Klex in der Landschaft

Titel: Klex in der Landschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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hören.
    »Ja, das habe ich mir beinahe gedacht«, sagte Lady Maud. »Sehen Sie, ich habe Grund zu der Annahme, daß man versucht hat, Sie zu erpressen.«
    Dundridge starrte sie an. Sie wußte verdammt gut, daß er erpreßt worden war.
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Durch diese Fotos«, antwortete Lady Maud, zog einen Umschlag aus ihrer Handtasche und verteilte die zerrissenen und angekohlten Überreste der Fotos auf seinem Schreibtisch. Dundridge besah sie sich sorgfältig. Wieso waren sie zerrissen und verkohlt? Er schob sie hin und her und suchte nach seinem Gesicht. Es fehlte. Wenn sie annahm, ihn mit diesem Häuflein erpressen zu können, hatte sie sich aber schwer geirrt.
    »Was ist damit?« fragte er.
    »Sie wissen nichts darüber?«
    »Absolut nicht«, sagte Dundridge, inzwischen durch und durch selbstsicher. Er wußte, was geschehen war. Diese Bilder hatte er auf Mr. Ganglions Schreibtisch liegenlassen. Ganglion hatte sie zerrissen, ins Feuer geworfen und dann seine Meinung geändert. Er hatte sie herausgeholt, Lady Maud besucht und ihr erklärt, er, Dundridge, habe sie der Erpressung beschuldigt. Und nun versuchte sie, sich aus der Sache herauszuwinden. Ihre nächste Bemerkung bestätigte seine Theorie. »Dann hat mein Mann also nie versucht, Sie mit Hilfe dieser Fotos bei irgendeiner Ihrer Entscheidungen zu beeinflussen«, sagte sie.
    »Ihr Mann? Ihr Mann?« sagte Dundridge entrüstet. »Wollen Sie damit andeuten, Ihr Mann habe versucht, mich mit diesen ... obszönen Fotos zu erpressen?«
    »Ja«, sagte Lady Maud, »genau das will ich andeuten.«
    »Dazu kann ich nur bemerken, daß Sie sich irren. Sir Giles hat mich immer höchst zuvorkommend und höflich behandelt, was ich«, ein Blick zur Türe, ehe er mutig fortfuhr, »von Ihnen nicht unbedingt behaupten kann.«
    Lady Maud sah ihn verblüfft an. »Mehr haben Sie dazu nicht zu sagen?«
    »Nein«, sagte Dundridge, »nur noch eins. Warum bringen Sie diese Fotos nicht zur Polizei?«
    Lady Maud zögerte. Mit dieser Einstellung Dundridges hatte sie wirklich nicht gerechnet. »Ich halte das nicht für sehr vernünftig, Sie etwa?«
    »Doch«, sagte Dundridge, »das tue ich allerdings. Nun, ich bin ein vielbeschäftigter Mann, und Sie vergeuden meine Zeit. Sie wissen ja, wo die Tür ist.«
    Lady Maud erhob sich wutschnaubend von ihrem Stuhl. »Wie können Sie es wagen, so mit mir zu reden?« rief sie.
    Dundridge sprang von seinem Stuhl auf und öffnete die Tür. »Hoskins«, sagte er, »bringen sie Lady Maud hinaus.«
    »Ich finde den Weg selber«, sagte Lady Maud und stürmte an ihnen vorbei in den Korridor. Dundridge ging in sein Büro zurück und ließ sich in einen Sessel fallen. Er hatte sie gezwungen, Farbe zu bekennen. Er hatte ihr die Tür gewiesen. Keiner konnte behaupten, der Autobahnkontrolleur für Mittelengland sei nicht Herr in seinem eigenen Haus. Er war über seinen Auftritt selbst erstaunt.
    Hoskins nicht minder. Einen Moment lang starrte er Dundridge an und schwankte dann in sein Büro zurück, mitgenommen von dem, was er gerade gehört hatte. Sie hatte Dundridge mit diesen entsetzlichen Fotos konfrontiert, und der hatte den Nerv, ihr zu sagen, sie solle doch damit zur Polizei gehen. Herrgott, ein Mensch, der so etwas fertigbrachte, war zu allem fähig. Jetzt stand wirklich Ärger ins Haus. Andererseits hatte sie gesagt, sie halte das nicht für vernünftig. Hoskins war voll und ganz ihrer Meinung. »Sie nimmt offensichtlich Sir Giles in Schutz«, dachte er und fragte sich, wie sie die Fotos überhaupt in die Finger bekommen hatte. Einen Moment lang trug er sich mit dem Gedanken, Sir Giles anzurufen, entschied sich aber doch dagegen. Das beste war, sich nicht zu rühren, den Mund zu halten und zu hoffen, daß die Wogen sich glätteten. Er hatte gerade diesen beruhigenden Entschluß gefaßt, als es klingelte. Wieder war es Dundridge. Hoskins ging den Korridor zurück und traf den Kontrolleur in Hochstimmung an. »Tja, damit ist dieser kleine Plan erledigt«, sagte er. »Sie haben gehört, wie sie mir mit schmutzigen Fotos gedroht hat. Sie dachte, sie könne mich dazu bringen, meinen Einfluß zur Veränderung der Autobahn-Streckenführung in die Waagschale zu werfen. Ich hab’ ihr die Meinung gesagt.«
    »Das kann man wohl sagen«, stimmte Hoskins respektvoll zu.
    »Schön«, sagte Dundridge und wandte sich einer Wandkarte zu, »wir müssen das Eisen schmieden, solange es heiß ist. Die Operation Fernverkehr wird sofort weitergeführt. Sind die

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