Koenig Arsch - Mein Leben als Kunde
Leistung mit dem Vermerk ›unter Vorbehalt‹ und begründen Sie das in einem Brief.«
Was für viele Handwerker gängige Praxis ist, das ist für mich ein Betrugsversuch. Da werden angefangene Stunden einfach aufgerundet (obwohl auf zehn Minuten genau abgerechnet werden muss), da werden Pausen zur Arbeitszeit addiert (obwohl sie abgezogen werden müssen). Und sogar die Vergesslichkeit des Monteurs taucht als gesonderter Posten auf meiner Rechnung auf: Was kann ich dafür, dass er ein wichtiges Ersatzteil nicht dabeihatte? Hatte er nicht selbst gesagt, der Schaden an meiner Maschine sei »typisch«? Für diesen Fall hätte er gerüstet sein müssen!
In einem langen Brief erkläre ich der Firma, warum ich nur anderthalb Stunden bezahle. Ich erwarte lautstarken Protest. Doch nichts geschieht, meine Kürzung wird akzeptiert. Motto der Rechnung war offenbar: »Man kann’s ja mal versuchen!«
Diesmal ist der Versuch gescheitert.
»DAS AUTO IST JETZT FERTIG!«
Mein Freund Wolfram hatte sein Auto, einen alten Citroën, zur Reparatur in eine Dorfwerkstatt gegeben, die von einem Vater und seinem Sohn betrieben wird. Als er den Wagen wieder abholte, sprach er längere Zeit mit dem Sohn, um sich über Neuwagen zu informieren. Der Vater warf den beiden immer wieder ungeduldige Blicke zu. Offenbar gefiel ihm nicht, dass sein Sohn so lange von der Arbeit »abgehalten« wurde. Und konnte sich jemand, der einen alten Citroën fuhr, überhaupt einen Neuwagen leisten? Wohl kaum!
Also griff der Werkstattbetreiber zur Brachialmethode: Er stieg in Wolframs Auto und fuhr es vom Hof der Werkstatt, bis es zur Hälfte auf dem Gehsteig stand. Den Schlüssel ließ er stecken, den Motor laufen, die Fahrertür offen. Mit den Worten »Das Auto ist jetzt fertig!« jagte er meinen verdatterten Freund vom Hof.
Nach diesem verbalen Arschtritt wäre Wolfram lieber sein Leben lang zu Fuß gegangen als hier noch einen Neuwagen zu kaufen.
Herr Knigge unterm Hammer
Haben alle Handwerker gute Manieren? Genauso gut könnte man fragen: Putzen sich alle Krokodile die Zähne? Ruppige Gesellen und ungehobelte Meister tragen den rauen Ton der Baustellen in die Häuser ihrer Kunden. Die Höflichkeit muss draußen bleiben.
Letzten Winter – es hatte gerade geschneit – läutet es an meiner Tür. Ein junger Mann in Latzhose, dessen letzte Rasur schon ein paar Tage zurückliegt, baut sich breitbeinig vor mir auf: »Ich soll nach Ihrer Satellitenschüssel schauen.« Das klang, als wollte er sa gen: »Ich habe zwar keine Lust, aber ich muss.«
Seit einer Schneenacht flackerte mein Fernsehbild. Und irgendwann – war es letzte Woche? – hatte ich einen Monteur bestellt. Jetzt ist er endlich da, und ich bitte ihn herein. Auf die Idee, sich mit Namen vorzustellen oder mir gar die Hand zu reichen, kommt er nicht. Mit knirschenden Sohlen, unter denen ganze Schneefelder kleben, stiefelt er in meine Wohnung. Sein Blick sucht gleich den Balkon, den Standort der Satellitenschüssel. Über den Fußabtreter sieht er hinweg.
Eigentlich ziehen bei mir alle Besucher die Straßenschuhe im Flur aus. Doch ehe ich diesen Wunsch äußern kann, hallen seine Schritte schon auf dem Parkett wider. Und kleine Schneehäufchen säumen seine Gehspur. Jetzt hat er die Balkontür entdeckt und stößt sie auf.
Die Außentemperatur liegt bei minus elf Grad, doch der Monteur lässt die Tür hinter sich offen. Die Kälte strömt in den Flur, die Härchen an meinen Unterarmen richten sich auf. Er schiebt den Schnee von der Schüssel und fummelt daran herum. Dann knurrt er etwas Rätselhaftes und stiefelt zum Auto zurück. Zweimal nacheinander. Mein Flur sieht aus wie nach dem Abgang einer Lawine.
Ich verfolge sein Treiben, als würde ich einem Hexenmeister zuschauen: Nie weiß ich, was er als Nächstes tut. Wäre es zu viel verlangt, den Kunden darüber zu informieren, welcher Schaden vorliegt, welche Schritte nötig sind und wie lange das voraussichtlich dauert?
Oder hält mich der Monteur bewusst dumm? Will er verhindern, dass ich ihn an seinen eigenen Prognosen und Diagnosen messe? Will er Arbeitszeit schinden, ohne dass es mir auffällt?
Ich wage die Gretchenfrage: »Schon eine Ahnung, wie lange es dauert?«
Er zuckt die Schultern: »Wohl noch eine ganze Weile.«
»Dann werde ich mich jetzt in mein Arbeitszimmer zurückziehen. Sagen Sie mir bitte Bescheid, wenn Sie fertig sind.«
Ich deute auf die Tür meines Arbeitszimmers, er nickt. Zehn Minuten später – ich führe
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