Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Königsklingen (First Law - Band 3)

Königsklingen (First Law - Band 3)

Titel: Königsklingen (First Law - Band 3) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
Vom Netzwerk:
über dem Agriont auf.
     
    Die helle Welt drehte sich und pulsierte zum wunderschönen Lied der Schlacht, dem wundervollen Geschmack von Blut und dem köstlichen, fruchtbaren Gestank des Todes. Inmitten all dessen, nur eine Armeslänge entfernt, stand ein kleiner Mann und sah ihn an.
    Wie hatte er dem Blutigen Neuner so nahe kommen können? Damit bettelte man so sicher um den Tod, wie man brannte, wenn man ins Feuer trat. Man forderte ihn geradezu.
    Die spitzen Zähne kamen ihm irgendwie bekannt vor. Eine Erinnerung regte sich, lange her, weit weg. Aber der Blutige Neuner schob sie von sich, schüttelte sie ab, versenkte sie im bodenlosen Meer. Ihm war nicht wichtig, wer die Männer waren oder was sie getan hatten. Er war der Große Gleichmacher, und vor ihm waren alle gleich.
    An ihm war es nur, die Lebenden zu Toten zu machen, und es war längst an der Zeit, dass er mit der guten Arbeit begann. Er hob das Schwert.
    Die Erde bebte.
    Er stolperte, und großer Lärm brandete über ihn hinweg, riss eine Kluft zwischen die toten Männer und die Lebenden, spaltete die Welt. Er fühlte, dass der Knall etwas in seinem Schädel auslöste. Er richtete sich auf und verzog das Gesicht zu einer Fratze, dann hob er die Klinge ...
    Aber sein Arm bewegte sich nicht.
    »Bastard ...«, fauchte der Blutige Neuner, doch die Flammen waren schon erstickt. Es war Logen, der sich in die Richtung wandte, aus der der Krach gekommen war.
    Eine große Wolke aus grauem Staub stieg ein paar hundert Schritt entfernt über der Mauer des Agrionts auf. Wirbelnde kleine Flecken flogen hoch in die Luft und zogen braune Staubspuren am Himmel, wie die Fangarme eines riesenhaften Seeungeheuers. Einer davon schien geradewegs über ihnen den Höhepunkt seiner Flugbahn erreicht zu haben. Logen sah, wie er wieder herabfiel. Erst hatte er wie ein Kiesel ausgesehen. Als er zur Erde herabstürzte, erkannte Logen allmählich, dass es sich um ein Stück Mauerwerk handelte, das so groß war wie ein Karren.
    »Scheiße«, sagte Grimm. Es gab nichts anderes zu sagen. Das Geschoss krachte inmitten der Kämpfe in ein Gebäude. Das ganze Haus brach zusammen, und verdrehte Körper flogen in jede Richtung. Ein geborstener Balken zischte am Hundsmann vorüber und klatschte in den Burggraben. Kieselstücke prasselten auf Logens Hinterkopf, während er sich zu Boden warf.
    Erstickender Staub quoll über die Straße. Logen würgte, die Hand über das Gesicht gelegt. Dann rappelte er sich mit weichen Knien auf, stützte sich mühsam auf sein Schwert, und die staubige Welt um ihn herum hörte nicht auf, sich zu drehen. Noch immer dröhnten seine Ohren von dem Knall, und er war sich nicht sicher, wer er war, und schon gar nicht, wo.
    Alle Kraft und Entschlossenheit waren aus dem Kampf vor dem Burggraben gewichen. Männer husteten, starrten mit großen Augen in die Gegend, gingen im düsteren Licht umher. Viele Tote – Nordmänner, Gurkhisen, Unionisten – lagen durcheinander. Logen sah einen dunkelhäutigen Mann, dem das Blut aus einer Wunde oberhalb des Auges über das staubbedeckte Gesicht lief und der ihn anstarrte.
    Er hob das Schwert, stieß ein kehliges Brüllen aus und versuchte es mit einem Angriff. Es gelang ihm lediglich, ein wenig zur Seite zu taumeln; beinahe wäre er gestürzt. Der Gurkhise ließ den Speer fallen und rannte davon.
     
    Es gab eine zweite ohrenbetäubende Explosion, dieses Mal sogar noch näher, im Westen. Ein plötzlicher Windstoß riss an Jezals Haar und brannte in seinen Augen. Schwerter fuhren aus den Scheiden. Männer starrten nach oben, die Gesichter vor Entsetzen schlaff.
    »Wir müssen weiter«, piepste Gorst, der Jezal fest am Arm packte.
    Glokta und seine Gefolgsleute bogen bereits in ein gepflastertes Gässchen und gingen so schnell, wie der hinkende Superior es vermochte. Ardee warf ihm mit geweiteten Augen einen Blick über die Schulter zu.
    »Warte ...« Plötzlich wurde Jezal heftig von Sehnsucht übermannt, als er sie so sah. Dass sie sich in den Händen dieses ekelhaften Krüppels befand, war fast nicht zu ertragen. Aber Gorst wollte nichts davon wissen.
    »Zum Palast, Euer Majestät.« Er schob Jezal in Richtung des Parks, ohne sich noch einmal umzusehen, und die übrigen königlichen Leibwächter kamen rasselnd hinter ihnen her. Bruchstücke von Stein und Mauerwerk prasselten auf die Dächer um sie herum, sprangen über die Straße, schlugen auf die Rüstungen der Ritter der Wacht.
    »Sie kommen«, raunte Marovia und starrte

Weitere Kostenlose Bücher