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Koenigsmoerder

Koenigsmoerder

Titel: Koenigsmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
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Siegestanz und strahlte dabei wie ein gieriges Kind am Morgen des Großen Barlstags. »Ich stelle fest, dass ich Eure Loyalität nicht länger in Zweifel zu ziehen brauche. Jetzt ruft Eure Männer herauf und sorgt dafür, dass dieser Verräter gut gefesselt wird. Es gibt viele Fragen, die gestellt und beantwortet werden müssen.«
    Sie sperrten ihn in denselben Käfig, in dem Timon Spake die letzten Stunden vor seinem Tod verbracht hatte. Als ein ignoranter Asher von Restharven unbekümmert gesagt hatte: »Hack dem Bastard den Kopf ab.« Er schluckte düsteres Gelächter und Tränen herunter.
    Ich wollte doch nichts als ein Boot und den Ozean und einen offenen, sonnenbeschienenen Himmel...
    Gars Antwort foppte ihn wie ein Echo aus fernen Tagen, die jetzt Jahre zurückzuliegen schienen.
    »Nicht jeder bekommt, was er will, Asher. Die meisten Menschen bekommen nur das, was man ihnen gibt.«
    Wieder die Drohung morbider Erheiterung.
    Schön. Also kann ich es zurückgeben?
    Er unterdrückte ein Stöhnen und versuchte, die beharrlichen Schmerzen seines Körpers zu ignorieren. Die Wachen hatten ihm den Knebel und die würgende Hanfschlinge abgerissen, die sie für den Weg von der Wetterkammer bis zur Wache für notwen
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    dig erachtet hatten, aber seine Arme waren immer noch so fest auf den Rücken gefesselt, dass sie beinahe brachen. Seine Ellbogen pulsierten, seine Gelenke waren aufgeschürft, seine geschwollenen Hände pochten, und seine Schultergelenke brannten. Sein Mund schmeckte nach Asche und getrocknetem Blut. Sein Kopf und sein Ohr taten weh, wo Pellen ihn mit seinem Knüppel getroffen hatte.
    Er wünschte sich sehnlichst, sich hinzusetzen, aber man hatte die Bank und das Stroh, die Timon Spake zur Verfügung gestanden hatten, weggeschafft, und der Boden war wenig verlockend; selbst durch seine Stiefel konnte er die Kälte der Pflastersteine spüren.
    Noch dringender war sein Verlangen nach einem Eimer; seine Blase war bis zum Bersten gefüllt. Aber selbst wenn sie ihm einen Eimer dagelassen hätten, hätte er seine Hose nicht aufknöpfen können, und als er dem Drang nicht länger standhalten konnte, ließ er einfach locker; der heiße Urin, der an der Innenseite seines rechten Beins hinablief, war das einzig Warme in dem Käfig. Das und die Scham, die in ihm brannte wie Kohlen.
    Scham, aber keine Furcht. Er weigerte sich, Angst zu haben. Gar hatte ihm versprochen, dass er ihn schützen würde, und Gar war der König.
    Die Zeit verstrich. Er fragte sich, warum seine Entlassung so lange brauchte; gewiss würden sie Gar wecken, auch wenn es draußen noch dunkel war. War es draußen noch dunkel? Er konnte es nicht erkennen.
    Als die äußere Zellentür endlich geöffnet wurde, erschien Conroyd Jarralt, gefolgt von Pellen. Asher richtete sich auf. »Wo ist Seine Majestät?«
    »Ich vermute, er liegt süß schnarchend in seinem Bett«, antwortete Jarralt.
    »Ihr habt es ihm nicht gesagt?« Er wandte sich zu Pellen um. »Ihr müsst es ihm sagen, Pellen, Ihr...« »Hauptmann Orrick.«
    »Was?«
    Pellens Züge waren vollkommen starr. »Ihr werdet mich Hauptmann Orrick nennen.«
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    Er nahm sich einen Moment Zeit, um langsam und vorsichtig einzuatmen. Um seine Angst zu unterdrücken. »In Ordnung. Hauptmann Orrick. Ich weiß, wie es aussieht, aber ich schwöre, wenn Ihr den König weckt und ihn bittet herzukommen, wird er alles erklären...«
    »Es ist Eure Erklärung, für die wir uns interessieren«, entgegnete Orrick. »Eure Anwesenheit in der Wetterkammer ist ein Schwerverbrechen, auf das der Tod steht. Der Versuch, Seine Majestät mit in Euer Verbrechen hineinzuziehen, wird Euch nicht retten.«
    »Ich habe nichts zu sagen! Nicht, bevor Ihr Gar hierherbringt!«
    Mit einem sanften Seufzen trat Jarralt vor. »Ihr dürft uns jetzt allein lassen, Hauptmann. Ich wünsche, ein privates Gespräch mit dem Gefangenen zu führen.«
    Orrick schüttelte den Kopf. »Nein, Mylord. Er steht in meiner Obhut, und ich habe die Verantwortung für ihn. Ob er ein Verräter ist oder nicht, er hat gewisse Rechte. Ich muss als Zeuge da bleiben.«
    Jarralts Gesicht zuckte vor Zorn. »Muss ich Euch noch einmal daran erinnern, Hauptmann, dass ich...«
    »Bei allem Respekt, der Meistermagier hat nichts mit Nachforschungen in Fällen von Verbrechen zu tun«, antwortete Orrick, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Seine Aufgabe ist es lediglich, das Urteil zu sprechen, nachdem die Schuld erwiesen wurde.«
    Asher riss die Augen auf.

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