Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Koenigsmoerder

Koenigsmoerder

Titel: Koenigsmoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Miller
Vom Netzwerk:
er hatte noch nie in seinem Leben um etwas gebettelt. »Das kann ich nicht ändern. Was ich getan habe, habe ich für Gar getan und für das Königreich.
    Ich schwöre es. Pellen, Ihr kennt mich. Ihr kennt mich. Ich bin kein Verräter.«
    Wie das erste schwache Leuchten von Sonnenlicht auf Schnee wurden Orricks Züge weicher. »Ich gestehe, dass ich vor dem heu
    270
    tigen Tage laut gelacht hätte, hätte Euch irgendjemand als solchen bezeichnet.«
    Asher schluckte. »Und nichts hat sich geändert. Aber ohne Eure Hilfe werde ich es niemals beweisen.«
    »Lord Jarralt hat mir strikt befohlen, diesen Wirrwarr für mich zu behalten«, sagte Orrick stirnrunzelnd. »Ich habe Anweisung, keinen Fuß aus dem Wachhaus zu setzen, bis er zurückkommt.«
    Er hatte nie gewusst, dass Hoffnung so schmerzen konnte. »Dann schickt Gar eine Nachricht. Privat und versiegelt. Wenn Ihr ihn bittet, wird er kommen. Er wird diese Geschichte in Ordnung bringen, ich weiß es. Er hat es versprochen.«
    Orrick wandte sich von der Zelle ab. Eine Hand auf den Riegel der äußeren Tür gelegt, sagte er, ohne sich umzudrehen: »Ich verspreche nichts.«
    »Aber Ihr werdet es versuchen?«
    Der längste Augenblick des Schweigens, den er je durchlebt hatte. Eine winzige Neigung von Pellen Orricks Kopf. Weiße Knöchel auf dem Türriegel. »Ja, Asher.
    Ich werde es versuchen.«
    Als Conroyd Jarralt in den Turm zurückkehrte und in Gars Bibliothek geführt wurde, war er nicht allein; Holze stand neben ihm. Ein Blick auf ihn, und Gar wusste, dass Conroyd alles erzählt hatte. Mit grimmigen Augen, den Mund zu einer dünnen, unversöhnlichen Linie zusammengepresst, hatte der königliche geistliche Berater nur noch wenig von einem freundlichen, herzlichen Barlsmann.
    Stattdessen sah er aus wie ein Mann aus Eisen, an dem alle Sanftheit zersplittern musste.
    Förmlich an den Stuhl gekettet durch Holzes harten, durchdringenden Blick, hatte Gar das Gefühl, kleiner zu werden. Schwächer. Zu straucheln.
    In der Zeit zwischen der rüden Art, wie Jarralt ihn geweckt hatte und diesem Moment war es ihm gelungen, seinen durcheinandergeratenen Verstand zu sammeln. Das Entsetzen zu ersticken und Mut aufzubauen. Sollte Conroyd sich doch aufplustern und alle schikanieren, wie es ihm gefiel, er war nicht der König.
    Seine Drohungen waren das Schwadronieren eines Mannes, den durch 271
    kreuzte Pläne aus dem Gleichgewicht gebracht hatten, mehr nicht. Kein Dorane, der ein Gewissen besaß, würde daneben stehen und ihm gestatten, unschuldige Olken abzuschlachten. Kein Geistlicher, der Barls barmherzige Lehren befolgt hatte, würde derart unzivilisierte Zwistigkeiten dulden. Holze würde sich niemals auf Conroyds Seite stellen. Holze würde verstehen, dass das, was sein König getan hatte, zum Wohle aller getan worden war.
    Oder zumindest redete er sich das ein, während er badete, sich ankleidete und sein Gleichgewicht wiederfand. Aber jetzt saß Holze hier vor ihm, und all seine Gedanken standen ihm deutlich ins Gesicht geschrieben.
    »Eure Majestät«, sagte er. »Ich weiß kaum, wo ich anfangen soll.«
    Gar stand auf. Es musste noch Hoffnung geben. »Holze. Efrim. Ich dachte, gerade Ihr würdet verstehen.«
    »Was verstehen?«, fragte der Geistliche, und seine Stimme klang wie ein Peitschenschlag. »Dass Ihr persönlichen Ehrgeiz über einen heiligen Eid gestellt habt? Dass Ihr auf der Jagd nach weltlicher Macht zur Ketzerei angestiftet habt?
    Dass Ihr Euch verschworen habt, um den Lauf von Gesetz und Gerechtigkeit, sogar von Barls heiligem Wort zu entstellen, das aufrechtzuerhalten Ihr geschworen habt? Nein, Herr. Ich verstehe nicht. Ich werde nie verstehen. Und ich preise Barl, dass Euer Vater den Tag nicht erlebt hat, an dem sein Sohn solche Sünden gegen das Königreich begangen hat, in dessen Dienst er sein Leben gestellt hat.«
    »Wie kann die Wahrheit Ketzerei sein?«, fragte er. »Holze, versteht Ihr denn nicht? Wir haben eine Lüge gelebt, wir alle. Die Olken besitzen Magie. Nachdem wir das erfahren haben, wie können wir da guten Gewissens...«
    »Die Frage olkischer Magie ist unerheblich!«, unterbrach Holze ihn. »Die einzige Richterin des Gewissens ist die Gesegnete Barl mit ihren Gesetzen, und diese Gesetze sind, was das betrifft, kristallklar. Die Magie ist den Doranen vorbehalten, den Bewahrern von Barls Königreich. Als König ist Euch dieses Land nur geliehen. Eine Leihgabe, die Ihr schmählich verraten habt.«
    Gar blickte zwischen Holze und Conroyd hin

Weitere Kostenlose Bücher