Koenigsmoerder
waren die verbleibenden Zirkelmitglieder vereint. Durch die schimmernde Verbindung sah sie ihre geliebten Gesichter. Spürte ihre Neugier und ihre Angst. Ihre Erregung und ihre Furcht im Angesicht des Kommenden.
All diese Gefühle ließ sie durch sich hindurchfließen, wie ein Fluss, wie eine sanfte Brise, wie ein Seufzer.
Veira... Veira... Veira...
»Meine lieben Freunde«, begrüßte sie sie. »Willkommen. Ich habe euch jetzt gerufen, zu dieser Zeit und an diesem Ort, um zur Gänze mit euch zu teilen, was viele bereits vermuten oder wissen. Die Letzten Tage sind gekommen. Der Unschuldige Magier ist offenbar geworden. Das Böse, das uns vorausgesagt wurde, hat sich erhoben ‐ und wir sind alles, was zwischen ihm und dem Ende steht. Jetzt kommt die Zeit, da die Mitglieder des Zirkels Hand in Hand zusammenstehen und dem Bösen seine Herrschaft verwehren müssen. Steht ihr auf meiner Seite?«
Durch die Verbindung erklangen donnergleich all ihre einzelnen Stimmen. Wir stehen auf deiner Seite, Veira. Wir stehen auf deiner Seite. Sag uns, was wir tun sollen.
Blind tastete sie umher und griff nach Ashers Hand. Sie spürte, 433
dass er sich kurz widersetzte, bevor er sich ergab. Dann sog er scharf die Luft ein, als er Einlass fand in die Schattenwelt der Verbindung des Zirkels.
»Seht, Freunde, dies ist Asher, unser Unschuldiger Magier. Jung und feurig und voller Zorn. Das Böse, gegen das wir kämpfen, hat ihn bereits berührt. Tapfer trägt er die Narben. Entbietet ihm ein Willkommen und teilt eure Herzen mit ihm.«
Willkommen, Asher. Willkommen, Unschuldiger Magier. Wisse, dass wir an deiner Seite stehen. Neben dir. Hinter dir. Ganz gleich, was geschehen mag.
Ashers Hand zitterte in ihrer, als die Liebe des Zirkels durch ihn hindurchlief. Sie hörte seine ungleichmäßigen Atemzüge. »Sprich, Asher«, flüsterte sie. »Der Zirkel wird dich hören wollen.«
»Ich weiß nicht... Ich kann nicht... Was soll ich sagen?«, murmelte er.
»Was immer dir einfällt.«
»Ich weiß nicht, warum ich erwählt wurde«, sagte er schließlich zögernd. »Ich kann nicht glauben, dass es keinen Besseren gibt als mich. Aber da ich es nun einmal bin, da es keinen anderen zu geben scheint, werde ich nach bestem Vermögen gegen dieses Böse kämpfen. Ich kann nicht versprechen, dass ich gewinnen werde. Nur, dass ich kämpfen werde.«
Barl segne dich, Asher. Und wir werden mit dir kämpfen, bange nicht.
Veira drückte seine Finger. »Und genau das werden wir tun. Liebe Freunde, dieser Zirkel wird ungebrochen weiterbestehen. Verseht eure täglichen Pflichten, bis ich euch rufe. Und wenn dieser Ruf kommt, lasst alles stehen und liegen, wo immer ihr seid und gebt all eure Kraft, all eure Stärke in diese Verbindung. Lasst sie in Asher hineinfließen, auf dass er am Ende obsiegen möge.«
Rufe uns, Veira, und wir werden folgen.
Die Trennung von ihnen allen war ein stechender Schmerz, der ihr die Tränen in die Augen trieb. Ehrfürchtig legte sie den Kristall auf den Boden, dann sah sie Asher an, der verwirrt und schweigend neben ihr saß.
»Verstehst du jetzt?«, fragte sie sanft.
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Er nickte; sein Ärger war verebbt und sein Gesicht weicher. »Ja. Zumindest... Ich schätze, ich fange an zu verstehen.«
»Kannst du denn keinen Weg finden, um dich mit Gar zu versöhnen? Um das Elend, das er über dich gebracht hat, beiseitezuschieben, in dem Wissen, dass alles im Dienste der Prophezeiung geschah?«
Er entzog ihr seine Hand. »Das hat nichts mit alledem hier zu tun. Was zwischen Gar und mir ist, geht niemanden sonst etwas an. Halte dich aus dieser Angelegenheit heraus, Veira. Und halte dich auch aus den Dingen heraus, die nur mich und Dathne etwas angehen. Da ich keine andere Wahl habe, werde ich euer Unschuldiger Magier sein. Ich werde eure Kämpfe für euch kämpfen. Aber das bedeutet nicht, dass ihr das Recht hättet, nach Lust und Laune in mein Leben hineinzutanzen und wieder herauszuspazieren. Hast du mich verstanden?«
Sie seufzte. »Ja, Kind.«
Hineingeschmiegt in die Ecke ihres Verstecks, lag ein in Filz gewickeltes Bündel.
Sie nahm es heraus und legte es auf die Dielenbretter.
»Was geschieht jetzt?«, fragte Asher. Er klang durchaus höflich, aber in seiner Stimme schwang eine versteckte Schärfe mit.
Sie blickte ihm tief in die Augen. »Vertraust du mir, Asher?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich bin immer noch hier, nicht wahr?«
Sie wickelte das Bündel aus, und ein Hammer und ein Messer kamen zum
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