Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Körper-Haft (German Edition)

Körper-Haft (German Edition)

Titel: Körper-Haft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Romey
Vom Netzwerk:
bearbeiten …«, antwortete Mosquito und grinste schief herüber.
    »Bitte etwas mehr Respekt, Du weißt, wir sollen unsere Patienten mit Namen ansprechen!«
    »Ich hab ihn ja nicht angesprochen, ich hab über ihn geredet!«
    »Und Du glaubst, er hat deswegen weggehört?«
    »Ist ja schon gut. Herr Öger, wenn es Sie stört, dass ich über Sie rede, müssen Sie halt was sagen! Von Mann zu Mann, wenn Sie verstehen, was ich meine!«
    Brötchen verdrehte die Augen. »Du gehst mir echt auf die Nerven, so langsam reicht’s mir.«
    »Willst Du mich verpfeifen oder was? Hä?« Mosquito stimmte diesen Kindersingsang an: » Na-na, nana-na , ich weiß etwas, was Du auch weißt! Aber vielleicht weiß es unser Priester, Bruder Martin , noch nicht! Vielleicht muss ich ihm ja mal was beichten!«, sagte er mit gekünstelt trauriger Stimme.
    Daniel schnappte sein Servicewägelchen und brummte: »Blödmann, Du wirst schon noch sehen, was Du davon hast!« Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, schob er sein Wägelchen hinaus auf den Gang und schloss die Tür hinter sich.
    Mosquito äffte ihn nach: »Du wirst schon sehen, was Du davon hast … Ich bin hier fertig, heute bist Du mit Herrn Öger dran … Ich kann Euch eines sagen, meine Lieben, ich bin noch lange nicht fertig mit Euch, außer mit Ihnen Herr Öger, Sie kommen heute davon und dürfen auf die Reinigungsprozedur verzichten … Schließlich wollen wir ja alle dieses traute Zusammensein in vollen Zügen genießen, nicht wahr ihr Lieben? Endlich haben wir mal wieder ein bisschen mehr Zeit füreinander. Als Erstes werde ich zur Beunruhigung aller den Notruf ausschalten und dann zur Feier des Tages nicht nur die Fenster, sondern auch die neu angebrachten Gitter davor öffnen. Ich habe noch ein Brötchen von heute Morgen übrig. Ich glaub’, ich lege ein paar Stückchen außen auf den Sims. Vielleicht sehen wir heute etwas von der wunderschönen Natur. Auge in Auge versteht sich.«
    Mir drehte sich der Magen um, wollte dieser kleine Irre tatsächlich die Krähen anlocken? Verzweifelt versuchte ich den Notruf auf meinem Holo-Flat-Pad anzublinzeln.
    Mosquito schien das bemerkt zu haben, denn er sagte scharf: »Tse-tse, Herr Schirmer! Sie haben mir wohl nicht richtig zugehört. Ich habe den Notruf deaktiviert! Lasst den Worten Taten folgen, heißt es doch, oder? Und ich will ganz bestimmt nicht tatenlos zusehen, wie Du mich verpfeifst, Herr Schirmer. Da hilft Dir auch Dein dicker Freund Daniel nicht weiter … Man könnte ja gerade meinen, ihr habt eine Selbsthilfegruppe für strickende Männer gegründet. Hä?! Aber kommen wir zur Sache, wir wollen heute doch endlich mal wieder etwas Pulsbingo spielen!« Dann holte er eine DIN-A4-große Schachtel heraus und öffnete sie. Über die Kamera in meinem Holo-Flat-Pad konnte ich so etwas wie kleine glänzende Vögel erkennen.
    Aber es waren keine echten Vögel. Es waren … keine Ahnung, erst als ich einen alt aussehenden Aufziehschlüssel sah, ging mir ein Licht auf. Es waren Blechvögel, Blechspielzeug, wie mein Vater noch eines besessen hatte. Als Spielzeug waren diese Blechdinger schon seit Ewigkeiten nicht mehr erlaubt, da sie eine viel zu hohe Verletzungsgefahr in sich bargen. Es waren alte Sammlerstücke!
    Man konnte sie mit einem Blechschlüssel aufziehen, dann hüpften sie herum und taten so, als würden sie etwas aufpicken. Mosquito kam zu mir herüber und steckte einem der Vögel den Schlüssel in die Brust. Er zog ihn knarrend auf und ließ dann den Sperrhebel aus platt gewalztem Blech am Hals des Vogels einrasten.
    »So Herr Schirmer, sie sind der Erste unserer Testreihe …«
    Er setzte mir diesen aufgezogenen Blechvogel mit seinen grob gestanzten, glänzenden Metallfüßen auf die Brust. »Hatte der Blechvogel meines Vaters nicht Plastikfüße?« Eine Erinnerung schoss plötzlich wie ein Korken aus der Tiefsee an die Oberfläche. Ein Blechvogel mit Plastikfüßen? Hatte ich nicht vor Kurzem schon einmal ein Bild von einem solchen Vieh gesehen? Klar, in meinem Kopf, als ich beinahe im Apothekenzimmer mit Mosquito zusammengestoßen war! Wenn es hier wirklich einen Zusammenhang gab, dann in welcher Reihenfolge? Hatte ich Mosquito mit dieser Idee infiziert oder hatte ich seinen bösartigen Plan aufgeschnappt?
    Während ich darüber nachdachte, hatte Mosquito bereits zwei weitere Vögel aufgezogen und einen auf Herrn Bhaghavatulas und einen weiteren auf Herrn Ögers Brust platziert. Er zog knarzend die beiden letzten

Weitere Kostenlose Bücher