Korvals Nemesis (German Edition)
an.
»Vergebt mir«, sagte sie und verbeugte sich vor der ultimativen Autorität. »Es ist nur so, Commander – wenn dieser Mann wichtige Informationen hat, die unseren Erfolg beeinflussen … Er ist ein alter Mann, von guter Gesundheit, aber einigen Systemschocks unterworfen worden. Es gibt die Möglichkeit einer Überladung, sollten wir die nächste Droge verabreichen, ehe er die vorherige abgebaut hat.«
»Verstehe.«
Der Commander betrachtete den Gefangenen. Hatte dieser wichtige Informationen, die für den Plan relevant waren? Ganz sicher sogar. Und ganz sicher würde er unter der Obhut der Abteilung diese Informationen weitergeben.
Die dritte Droge – sie war rücksichtslos. Möglicherweise hätte man sie gleich verabreichen sollen, trotz der leider bestehenden Nebeneffekte. Der Commander war der Ansicht gewesen, dass die schwächeren Drogen den Mann einigermaßen intakt lassen würden und man ihn noch hätte gebrauchen können, sobald eine … ergänzte … Persönlichkeit stabilisiert worden wäre.
Doch der Bedarf nach dieser Information war größer als irgendeine nebulöse Nützlichkeit in der Zukunft. Es war letztlich nicht ungewöhnlich für einen alten Mann zu sterben.
Er fühlte eine Vibration an seinem rechten Arm und er schaute hinab auf seinen Armbandkommunikator, bemerkte das Blinken des »Sehr dringend«-Zeichens und die Aufforderung, sofort ins Büro zurückzukehren.
»Rufen Sie mich, ehe Sie die Droge verabreichen«, sagte er der Technikerin und ging zur Tür.
»GR 17-67, GR 17-67«, sagte der Gefangene tonlos. »Bezugsrechte gelöscht.«
Der Commander blieb stehen, schockiert. Hier, endlich, war eine wichtige Information, klar, ohne Fragen – und zerstörerisch dazu. Wenn er dem Gefangenen glaubte, hatte die Abteilung gerade den Zugang zu zwei ihrer wichtigsten Finanzierungsquellen verloren.
»Überprüfen Sie das!«, schnappte er in Richtung des Agenten, der leise hinter dem Rücken des Gefangenen stand.
»Commander.«
»GR 24-89«, sagte der Gefangene. »Bezugsrechte gelöscht.«
Der Commander wandte sich um und starrte ihn an, sah den alten Mann, zusammengesunken auf seinem Stuhl und wie das blaue Licht sein müdes Gesicht akzentuierte, die Augen unfokussiert und leer.
»Ebenfalls überprüfen!«, befahl er dem Agenten und verließ selbst die Zelle.
Der Verlust der Finanzquelle GR 24-89 wäre … katastrophal. Der Commander drängte sich zu forschem Schritt, erlaubte es nicht, dass sein Gefühlschaos auf seinem Gesicht erkennbar wurde. Es musste geprüft werden. Alles musste geprüft werden. Vielleicht hatte der Gefangene gelogen – aber wann hatte man dea’Gauss jemals einer Lüge bezichtigen können?
• • •
Seltsam, wie vertraut alles wirkte: Die Schwerkraft, der Geschmack der Luft, der Geruch des Grases, der grünliche Himmel, die Wärme des Sonnenlichts auf ihrem Haar – alles verkündete: »Willkommen daheim!«
Natürlich war dies nicht ihre Heimat – nicht einmal annäherungsweise. Das Gefühl willkommener Vertrautheit kam direkt von Val Con, genauso wie die »Erinnerung« an den Pfad, den sie nun in Richtung Jelaza Kazone wanderte, und die Zugangscodes, die auf ihren Fingerspitzen kitzelten.
Sie hielt auf dem letzten Hügel vor dem Drachental inne und schaute zurück.
Blinzelnd konnte sie den Tower des Raumhafens von Solcintra ausmachen, der groß und schwarz in den grünlichen Himmel ragte. Val Con hatte den Raumhafen sicher bereits verlassen, vermutete sie und widerstand dem Impuls sicherzugehen.
Klammere dich nicht an den Arm des Mannes, Robertson , sagte sie ernsthaft zu sich selbst und drehte sich um, betrachtete das Tal.
Da war der Baum, dunkelgrün und dunkelbraun und viel zu hoch, mit Zweigen, die die Wolken berührten.
Willkommen.
Es war das gleiche Gefühl warmer grüner Freude, das sie in ihrem Traum überwältigt hatte – erst vor wenigen Tagen? Sie lächelte, ein wenig sarkastisch vielleicht, und nickte in Richtung der kilometerhohen Form.
»Jelaza Kazone«, sagte sie. »Der sicherste Ort in der Galaxis.«
Korrekt.
Ihr Blick wanderte hinunter auf den Sitz des Clans, das Haus Jelaza Kazone. Die Entfernung und der Vergleich mit dem gigantischen Baum machten das Gebäude scheinbar klein – ein Modellhaus vielleicht oder ein Spielzeug. Sie wäre in der Lage gewesen, die Anzahl der Räume zu nennen und eine Karte der öffentlichen Hallen zu zeichnen – wie auch der privaten – und eine solche des inneren Gartens.
Alles
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