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Kraft des Bösen

Kraft des Bösen

Titel: Kraft des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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wieder zu Miz Prestons Frage zurückbringt. Was machen wir als nächstes?«
    Saul holte tief Luft. »Ich brauche Ihre Hilfe beim ... Aufpassen. Es besteht eine Chance - eine minimale Chance -, daß der eine oder andere der beiden Überlebenden nach Charleston zurückkehrt. Vielleicht hatte Melanie Fuller nicht genügend Zeit, wichtige Dinge aus ihrem Haus mitzunehmen. Vielleicht wird William Borden - sofern er noch lebt - ihretwegen zurückkehren.«
    »Und was dann?« fragte Natalie. »Sie können nicht bestraft werden. Nicht von den Gerichten. Was passiert, wenn wir sie für Sie finden? Was könnten Sie tun?«
    Saul neigte den Kopf, rückte die Brille zurecht und strich sich mit zitternden Fingern über die Stirn. »Darüber habe ich jahrzehntelang nachgedacht«, sagte er mit sehr leiser Stimme, »und weiß es immer noch nicht. Aber ich spüre, daß es dem Standartenführer und mir vorherbestimmt ist, uns noch einmal zu begegnen.«
    »Sie sind sterblich«, sagte Gentry.
    »Was?« sagte Saul. »Ja, selbstverständlich sind sie sterblich.«
    »Jemand könnte sich von hinten an einen anschleichen und ihm das Gehirn rauspusten, richtig?« sagte der Sheriff. »Sie stehen nicht beim nächsten Vollmond oder so wieder auf.«
    Saul sah den Gesetzeshüter an. Nach einer Minute sagte er: »Worauf wollen Sie hinaus, Sheriff?«
    »Ich will darauf hinaus . wenn wir die Prämisse akzeptieren, daß diese Leute auch können, was Sie behaupten ... dann sind sie die furchteinflößendsten verdammten Teufel, von denen ich je gehört habe. Sie zu verfolgen wäre, als würde man nach Einbruch der Dunkelheit mit nichts als den bloßen Händen und einem Sack in den Sümpfen nach Mokassinschlangen suchen. Aber wenn sie identifiziert sind, dann sind sie ebensolche Zielscheiben wie Sie oder ich oder John F. Kennedy oder John Lennon. Jeder mit einem Gewehr und einem guten Zielfernrohr könnte sie wegpusten, richtig, Professor?«
    Saul erwiderte den gelassenen Blick des Sheriffs. »Ich besitze kein Gewehr mit Zielfernrohr«, sagte er.
    Gentry nickte. »Haben Sie überhaupt eine Waffe von New York mit hierhergebracht?«
    Saul schüttelte den Kopf.
    »Haben Sie eine Waffe, Professor?«
    »Nein.«
    Gentry sah Natalie an. »Aber Sie, Ma’am. Sie haben erwähnt, daß Sie ihm gestern abend ins Fuller-Haus gefolgt sind und bereit waren, ihn mit vorgehaltener Waffe festzunehmen.«
    Natalie errötete. Saul stellte überrascht fest, wie dunkel ihre kaffeebraune Haut werden konnte, wenn sie errötete.
    »Die gehört mir nicht«, sagte sie. »Sie gehörte meinem Vater. Er hat sie in seinem Fotoatelier aufbewahrt. Und er hatte einen Waffenschein dafür. Wegen Einbrüche. Ich war am Montag dort und habe sie mitgenommen.«
    »Dürfte ich sie sehen?« fragte Gentry leise.
    Natalie ging zum Schrank in der Diele und holte die Waffe aus der Tasche ihres Regenmantels. Sie legte sie vor dem Sheriff auf den Tisch. Gentry schob den Lauf mit dem Zeigefinger so lange beiseite, bis er auf keinen mehr gerichtet war.
    »Kennen Sie sich mit Waffen aus, Professor?« fragte Gentry.
    »Mit dieser nicht«, sagte Saul.
    »Wie ist es mit Ihnen, Miz Preston?« fragte Gentry. »Können Sie mit Schußwaffen umgehen?«
    Natalie rieb sich die Arme, als wäre ihr kalt. »Ich habe einen Freund in St. Louis, der mir gezeigt hat, wie man damit schießt«, sagte sie. »Man zielt und drückt ab. So schwer ist das nicht.«
    »Sind Sie mit dieser Waffe vertraut?« fragte Gentry.
    Natalie schüttelte den Kopf. »Daddy hat sie gekauft, als ich schon zur Schule weg war. Ich glaube nicht, daß er jemals damit geschossen hat. Ich kann mir nicht vorstellen, daß er überhaupt imstande gewesen wäre, auf einen Menschen zu schießen.«
    Gentry zog die Brauen hoch, griff nach der Automatik, richtete sie auf den Boden und hielt sie vorsichtig am Abzugsbügel. »Ist sie geladen?«
    »Nein«, sagte Natalie. »Ich habe alle Kugeln herausgenommen, bevor ich gestern das Haus verlassen habe.«
    Jetzt war es an Saul, die Brauen hochzuziehen.
    Gentry nickte und drückte einen Knopf, damit das Magazin aus dem schwarzen Plastikgriff herausschnellte. Er zeigte Saul das leere Magazin.
    »Kaliber zweiunddreißig, richtig?« sagte Saul.
    »Handliche Llama 32er Automatik«, stimmte der Sheriff zu. »Echt nette Waffe. Hat Mr. Preston wahrscheinlich dreihundert Dollar neu gekostet. Miz Preston, niemand bekommt gern Ratschläge, aber mir ist, als sollte ich Ihnen einen geben, einverstanden?«
    Natalie nickte

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