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Kramp, Ralf (Hrsg)

Kramp, Ralf (Hrsg)

Titel: Kramp, Ralf (Hrsg) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tatort Eifel 3
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ist Heinrich Schwehden, ich bin hier der Bürgermeister. Darf ich mich einen Moment zu Ihnen setzen?«
    »Aber sicher!«
    Wulf ruckelte einen Stuhl zurecht.
    Der Sheriff nahm Platz. »Sie glauben nicht, dass es ein Unfall war?«
    »Ich habe noch ein paar Fragen.«
    »Ich sag es gleich. Ich hatte ein Motiv, Hans Konzen zu töten.«
    »Oh«, sagte Wulf überrascht. »Aber so habe ich es gern: Wenn sich die Leute mit Motiv selbstständig melden.«
    Der Bürgermeister räusperte sich und wartete, bis die Kellnerin die Lavabombe in Form eines köstlich aussehenden Stücks Kuchen abgestellt und sich wieder entfernt hatte. »Hans Konzen war kein einfacher Mensch.«
    »Ach?«
    »Er kommt nicht von hier. Ist ein Moselaner. An der Mosel halten die Leute uns hier alle für dumme Eifelbauern. Sind wir aber nicht.« Er machte mit dem ausgestreckten Arm eine weitgreifende Geste. »Wir kommen hier in Strohn sehr gut klar. Strohn steht finanziell ausgezeichnet da. Das liegt am Bruchzins.«
    »Bruchzins?«
    »Hier gibt es jede Menge hochwertiges Lavagestein. Vor vielen Jahren hat die Gemeinde Strohn seinen Bürgern für einen angemessen stattlichen Preis die Grundstücke abgekauft. Dann haben wir die Abbaurechte an eine Firma vergeben. Und für jede abgebaute Tonne bekommt Strohn nun einen prozentualen Anteil. Das macht die Gemeinde wohlhabend. Wir tun viel für die Bürger. Große, teure Spielplätze. Im Neubaugebiet am Berg liegt der Grundstückspreis bei unter 20 Euro pro Quadratmeter. Erschlossen.«
    »Unter 20 Euro!« Wulf pfiff. Das war günstig!
    »Hans Konzen meinte, in den alten Verträgen eine Formulierung gefunden zu haben, die mit einer neuen EU-Richtlinie nicht konform geht. Er will aus diesen Verträgen raus und den Ertrag seiner angeheirateten Grundstücke selbst vermarkten.«
    »Wenn er damit durchgekommen wäre und das Nachahmer gefunden hätte, wäre Schluss mit dem Bruchzins gewesen«, erkannte Wulf den springenden Punkt. »Wie standen seine Aussichten, damit durchzukommen?«
    Der Bürgermeister beobachtete Wulf mit wachsamem Blick. »Gegen Null. Gleichwohl hat er Unsummen in Gutachten investiert, weitere Expertisen angekündigt und eine renommierte, teure Kanzlei beauftragt.«
    Wulf nickte. »Da macht Ihnen der Kerl so viele Probleme, aber Sie sitzen mit ihm in der
Linde
an der Theke und knobeln.«
    »Ich hab an sein Gemeinschaftsgefühl appelliert. Vergeblich übrigens.«
    »Das wird auch nichts mehr. Jetzt, wo er tot ist.«
    Der Bürgermeister erhob sich. »Jetzt wissen Sie, mit wem Sie es zu tun haben.«
    Er hob zum Abschied die Hand und entfernte sich. Wulf fragte sich, ob er mit der letzten Bemerkung Hans Konzen oder sich selbst gemeint hatte. Er stach gerade die kleine Gabel in den Kuchen, als ein weiterer Schatten Gesellschaft ankündigte.
    »Tag! Schmeckt’s?«, fragte Chippy, der sich in einen Stuhl fallen ließ.
    »Hmmm«, grunzte Wulf mit vollem Mund.
    »Nero, wir haben ein Problem. Das war kein Unfall. Das war Mord!«
    Der Hauptkommissar stellte für Sekundenbruchteile das Kauen ein und fragte: »Wieso?«
    »Wegen des Felsbrockens, mit dem Hans Konzen erschlagen wurde.«
    Wulf nickte. Mord. Der Telefonanruf, die Lavabombe, der Sturz über die Leitplanke. Wulf glaubte nur bedingt an unendlich viele Zufälle. Gleichwohl war er gespannt, womit der Polizist neben ihm aufzuwarten hatte. »Erzähl!«
    »Ich war gerade noch mal am Tatort. Ich kenne den Stein.«
    Oha. Wulf hätte am liebsten die Augen verdreht. Er … kennt den Stein. Alles klar! Dabei sah der eigentlich ganz normal aus … Zu viel Sonne, zu viel Eifel, zu viel Strohn.
    Der Kollege beugte sich über den Tisch. »Du weißt, wie ein Vulkan funktioniert?«
    »Klar«, knurrte Wulf. Das wusste man sogar in Köln! »Drinnen brodelt es und was rausspritzt, ist heiß und heißt Lava.«
    »Ja, so kann man das sagen. Ich fange jetzt nicht bei den Kontinentalplatten an …«
    »Danke!«
    »Aber im Inneren des Vulkans, ganz tief unten drin, werden mit Druck ganze Gesteinsschichten nach oben gedrückt. Magma nennt man das. Das spuckt der Vulkan dann als Lava oben aus. Hast du es mitbekommen? Gesteinsschichten! Lava ist nicht gleich Lava. Lava ist was Individuelles. Der blutverschmierte, kantige Felsbrocken, den die Kollegen der Spurensicherung gefunden haben, gehört nicht ins Flussbett der Alf. Hast du die braunen Schlieren im Gestein gesehen?«
    Wulf nickte. Hatte er.
    »Ein bisschen weiter die Straße entlang gibt es eine Bruchstelle, das Dump. Nur

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