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Krieg der Drachen - Roman

Krieg der Drachen - Roman

Titel: Krieg der Drachen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael A Stackpole
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und keinem Vergleich mit kontinentalauropäischen Jahrgängen standhielt.
    Vladimir stellte fest, dass er den Kessen mochte und er ihm besser gefiel, als der erste Eindruck hatte vermuten lassen. Nach
dem Essen kehrten sie an das Modell zurück und studierten es noch eine ganze Stunde. Von Metternin hatte einige wertvolle Ansichten bezüglich verwundbarer Punkte, verbunden mit realistischen Einschätzungen der notwendigen Truppenaufstellungen für eine Belagerung. Seine Schätzung belief sich auf mehr Einheiten, als die Krone in ganz Mystria besaß, was die Aussicht, du Malphias irgendwann loszuwerden, zweifelhaft machte.
    Anschließend ließ der Prinz ihm Magwamp zeigen. Der Graf bewunderte die Farbenpracht des Lindwurms und die Abwesenheit des üblichen Gestanks. Das Tier bespritzte ihn mit Lehm, und er reagierte darauf nicht so ungerührt wie Radband zuvor. Er zog sich steifen Schritts aus dem Wurmstand zurück, zog die Stiefel aus und stieg voll angezogen in den Fluss, um seine Kleidung von dem Schmutz zu säubern, so gut es eben ging.
    Vladimir schaute zu, wie er sich säuberte, und studierte seine säuerliche Miene. Der Mann ist eitel, auch wenn er sich bemüht, diese Schwäche unter Kontrolle zu halten. Das war gut zu wissen. Irgendwann würde diese Eitelkeit die Oberhand gewinnen und sich zu einem Problem auswachsen. Dass es von Metternin zuwider war, nicht militärische Aufgaben auszuführen, war ebenfalls ein Aspekt dieser Eitelkeit. Andererseits sprach es für die Loyalität des Mannes, dass er trotzdem bereit war, entsprechende Befehle auszuführen.
    Das Abendessen, bestehend aus einem Schinken aus den Kellern, Apfelmus, Erbsen und gekochten Maiskolben, wurde – wie immer, wenn Männer unter sich sind – schnell zu einer Symphonie ernster Debatten, prahlerischer Erzählungen und Gelächters. Der Graf hatte noch nie zuvor einen Maiskolben gegessen, und sein prächtiger Schnauzbart war für ihn bei diesem Unternehmen eher hinderlich. Das Gelächter der anderen nahm er hin, wenn auch erkennbar widerwillig.

    Der Wein floss reichlich, gefolgt von Sherry, und der Graf gab seine persönliche Version des Kriegsverlaufs auf dem Kontinent zum Besten. Er nahm den Berichten jede Spur von Ehre und reduzierte das Geschehen auf von Blut getränkten Schlamm, in dem sich scheinbare weiße Kiesel als Knochensplitter erwiesen und Rudel wilder Hunde um die Gedärme noch lebender Soldaten kämpften. »Ich wusste nicht, wen ich erschießen sollte: den Hund oder den Menschen.«
    »Keine Wahl, vor die ich mich irgendwann gestellt sehen möchte.« Vladimir hob das Glas. »Auf alle, die irgendwann diese Entscheidung treffen müssen. Möge Gott ihnen die Wahl erleichtern und ihren Schuss sicher ins Ziel leiten.«

FÜNFUNDDREISSIGSTES KAPITEL
    21. August 1763
Amboss-See, Neu-Tharyngia
     
     
     
    I n den Wochen, seit er zum ersten Mal wieder Sonnenlicht gesehen hatte, hatte Owen seine täglichen Ausflüge ins Freie genießen gelernt. Quarante-neuf war noch immer ständig in seiner Nähe, doch inzwischen wirkte der Pasmorte sicher, dass Owen in der Lage war, sich aus eigener Kraft zu bewegen. Der achtete streng darauf, die Kiespfade nicht zu verlassen, was, sofern dessen Mienenspiel ein Hinweis war, die Besorgnis seines wortkargen Begleiters spürbar reduzierte.
    Auf eine Krücke konnte Owen inzwischen verzichten, und er
belastete das rechte Bein voll, auch wenn es noch immer ein wenig schmerzte. Die Salbe aus Mogiqua und Bärenfett, die seine Schmerzen lindern sollte, war nutzlos, das Einmassieren der Salbe jedoch half. Du Malphias bot ihm einen aus Weidenrinde gebrauten Schmerztrunk an, mit dem Hinweis, dass Owens Schmerzen noch nicht heftig genug waren, um eine Behandlung mit Opium notwendig zu machen.
    Sein linkes Bein heilte langsamer. Während seiner Spaziergänge achtete Owen darauf, es steifer erscheinen zu lassen, als es in Wirklichkeit war. In seiner Zelle benutzte er die Krücke mehr wie einen Gehstock und zwang sich, täglich Runden um den Raum zu drehen, mit jedem Training mehr. Laufen konnte er noch nicht, tatsächlich konnte er kaum gehen – wanken traf es eher –, aber er konnte sich bewegen. Und mit jedem Tag wurde er kräftiger.
    Es wird nicht mehr lange dauern, bis ich fliehen kann.
    Eine Brise bewegte flammendes Laub an fernen Bäumen. Der Sommer ergab sich dem aufziehenden Herbst. Die Nächte wurden kälter, kalt genug, dass er eine zweite Decke erhalten hatte. Er bot eine davon Quarante-neuf an, doch sein

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