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Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Krieg der Seelen: Roman (German Edition)

Titel: Krieg der Seelen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iain Banks
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von ihnen, weil sie aufgrund ihres Kulturerbes oder Entwicklung bereits etwas hatten, das ebenso gut war oder die ganze Sache überflüssig machte, andere aus speziellen religiösen oder philosophischen Gründen. Wieder andere– die meisten von ihnen– interessierten sich mehr für volle Unsterblichkeit im Realen und hielten die Bewusstseins-Transkription für eine Ablenkung oder gar für das Eingeständnis einer Niederlage.
    In jeder Gesellschaft, die Gebrauch von der Seelenaufzeichnungszauberei machte, gab es Hardliner beziehungsweise wahre Gläubige, die immer wieder betonten, dass das einzige Leben nach dem Tod, dem echte Bedeutung zukam, woanders stattfand, im wahren Himmel beziehungsweise der wahren Hölle, an einem Ort, an den alle geglaubt hatten, bevor die neue Technik gekommen war. Aber eine solche Position ließ sich schwer halten, wenn man den nagenden Zweifel in sich trug, dass man vielleicht nicht errettet wurde, wenn die Zeit kam, während alle anderen einen kleinen Apparat im Kopf trugen, der das Erretten garantiert für sie erledigte.
    Das Ergebnis bestand darin, dass viele, viele Zivilisationen in der Galaxis ihr eigenes Jenseits hatten: virtuelle Realitäten in computerisierten oder anderen Substraten, zu denen ihre Toten wechseln und dort, zumindest in gewisser Weise, weiterleben konnten.
    » Ich sehe Sie jetzt, Sir.« (Maneen.)
    » Na toll, das gibt extra Raum-Kekse für Sie, Marine. Gehen Sie jetzt auf SV .«
    » Sir. Entschuldigung. Ich meine…« (Maneen.)
    Eine Zeit lang blieb es still. Vatueil beobachtete den Teil des großen blauweißen Planeten, den er durch den gewölbten Eingang sehen konnte. Die Unbekannt, als Feinde behandeln schwiegen.
    Der Teil des Planeten, den er sehen konnte, veränderte sich ständig. Er überprüfte die Aufzeichnungen und stellte fest, wie der Planet ausgesehen hatte, als er hier in Stellung gegangen war, berücksichtigte dabei die Eigenbewegung des Ortes, an dem er sich befand. Sein Aufenthaltsort rotierte, aber es war eine langsame, gleichmäßige Rotation, die sich leicht aus den aufgezeichneten Bildern herausrechnen ließ.
    Daraufhin konnte er sehen, dass sich der Planet langsam drehte. Auch die weißen Streifen und Wirbel über dem Blau veränderten sich, noch langsamer. Einige der Streifen wurden breiter, andere schmaler, und auch die Wirbel drehten sich, um ihre eigene Achse, und glitten gleichzeitig über den Planeten, unabhängig von seiner Rotation.
    Er sah sich die Aufzeichnungen all dieser Bewegungen viele Male an und fühlte sich gut dabei. Es war ein anderes Sich-gut-Fühlen als bei der Überprüfung seiner Waffen. Es war wie bei der Beobachtung von Xagaos Bein, als es dem Planeten entgegengeflogen war– dabei hatte er sich auf diese Weise gut gefühlt. Insbesondere die Art und Weise, wie sich die Flugbahn gewölbt hatte. Es war schön gewesen.
    Schön. Er dachte über dieses Wort nach und fand, dass es passte. Es war das richtige Wort.
    Manche Leben nach dem Tod boten einfach immerwährenden Spaß für die Toten: unendliche Ferienanlagen mit grenzenlosem Sex, Abenteuern, Sport, Spielen, Studien, Forschung und Erkundung, Shopping, Jagd und was auch immer die Interessen der Urlauber im Jenseits sein mochten. Andere sprachen nicht nur die Toten an, sondern auch die Lebenden, denn die betreffenden Gesellschaften hielten es für klug, Verblichene um Rat zu fragen, und hatten mit der neuen Technik eine Möglichkeit gefunden, genau das zu tun.
    Einige wenige virtuelle Welten waren kontemplativer und philosophischer gestaltet als jene, die allgemeiner Ausgelassenheit den Vorrang gaben. Manche– und die Mehrheit der schon längere Zeit existierenden Leben nach dem Tod– präsentierten eine Art langsames Verblassen anstatt einer echten VR -Unsterblichkeit im Jenseits, für gewöhnlich über einen Zeitraum hinweg, der mehreren Generationen im Realen entsprach. Die Toten gingen langsam ein in die allgemeine Masse an Informationen und zivilisatorischem Ethos im Innern der virtuellen Welt.
    In einigen Jenseits-Versionen lebten die Toten viel schneller als die Bewohner des Realen, in anderen ebenso schnell und in wieder anderen weitaus langsamer. In manchen Fällen gab es sogar die Möglichkeit, besondere tote Individuen ins Leben zurückzuholen.
    Und oft existierte in solchen virtuellen Welten auch der reale Tod: ein zweiter, finaler, absoluter Tod, denn es hatte sich herausgestellt, dass es kaum natürlich gezeugte Lebewesen gab, die fähig waren oder den

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