Kriegsklingen (First Law - Band 1)
Toten ab und blieb klappernd zwischen den Steinen liegen. Eine kleine Wolke Fliegen stieg zornig von der Leiche auf und ließ sich dann wieder auf ihr nieder.
Ferro nahm ihren Bogen und den Köcher an sich und hing sie sich über die Schulter; sie überprüfte sorgfältig das Gewicht des Wasserschlauchs und schulterte ihn ebenfalls. Dann unterzog sie die Leichen der Soldaten einer genauen Untersuchung. Einer von ihnen, der wie der Anführer aussah, hatte einen schönen geschwungenen Säbel. Er hatte ihn noch nicht einmal ziehen können, bevor ihn ihr Pfeil in der Kehle getroffen hatte. Ferro nahm die Waffe aus der Scheide und ließ sie einige Male prüfend durch die Luft pfeifen. Sie war sehr gut: perfekt austariert, die lange Klinge tödlich scharf, und mit einem Griff aus hellem Metall, in dem sich die Sonne spiegelte. Er hatte noch ein Messer, das ähnlich gearbeitet war. Sie nahm die Waffen und steckte sie in ihren Gürtel.
Auch die anderen Leichen plünderte sie, obwohl es nicht viel zu holen gab. Wo es möglich war, schnitt sie ihre Pfeile aus den Toten heraus. Sie fand auch einige Münzen, die sie jedoch wegwarf. Ihr Gewicht würde sie nur belasten, und was hätte sie in den Wüsten Landen damit kaufen können? Staub oder Erde?
Mehr gab es da nicht, und Staub und Erde waren umsonst.
Sie hatten einige Vorräte bei sich gehabt, aber nicht einmal soviel, dass sie bis zum nächsten Tag gereicht hätten. Das bedeutete, dass sie nicht allein gewesen waren. Wahrscheinlich machten noch viele weitere Soldaten Jagd auf sie. Möglicherweise waren sie schon in der Nähe. Yulwei sagte die Wahrheit, aber das war ihr egal.
Sie drehte sich um und ging davon, nach Süden, den Hügel hinunter und auf die große Wüste zu. Den alten Mann ließ sie stehen.
»Das ist der falsche Weg«, sagte er.
Sie hielt inne und blinzelte, vom grellen Sonnenlicht geblendet, zu ihm hinüber. »Es kommen doch Soldaten, oder nicht?«
Yulweis Augen funkelten. »Es gibt viele Möglichkeiten, um nicht bemerkt zu werden, selbst hier draußen in den Wüsten Landen.«
Sie sah nach Norden über die Ebene, die sich ohne besondere landschaftliche Auffälligkeiten flach unter ihnen erstreckte. Bis Gurkhul. Meilenweit gab es weder einen Hügel, einen Baum noch einen Busch. Kein Versteck. »Ohne bemerkt zu werden, selbst von einem Verzehrer?«
Der Alte lachte. »Von diesen arroganten Schweinen gerade nicht. Sie sind nicht halb so klug, wie sie selbst denken. Wie glaubst du, bin ich bis hierher gekommen? Ich bin mitten durch sie hindurchgegangen, war zwischen ihnen, unter ihnen. Ich gehe, wohin es mir gefällt, und ich nehme mit, wen ich will.«
Sie beschattete die Augen mit der Hand und sah angestrengt nach Süden. Die Wüste erstreckte sich bis zum Horizont und noch weiter. Ferro konnte hier in der Wildnis überleben, gerade so, aber wie würde es dort draußen sein, wenn sie von den sich stets verändernden Sanddünen und der gnadenlosen Hitze in die Zange genommen würde?
Der Alte schien ihre Gedanken zu lesen. »Natürlich gibt es immer noch die endlosen Sandgebiete. Ich habe sie schon durchquert. Das ist möglich. Aber nicht für dich.«
Er hatte recht, verdammt noch mal. Ferro war dünn und zäh wie eine Bogensehne, aber das bedeutete lediglich, dass sie länger als andere im Kreis laufen konnte, bevor sie zusammenbrach und mit dem Gesicht im Sand liegen blieb. Als Ort zum Sterben war die Wüste dem Käfig vor dem Palast vorzuziehen, aber das war auch schon alles. Vor allem wollte sie schließlich am Leben bleiben.
Es gab noch genug zu tun.
Der alte Mann saß im Schneidersitz da und lächelte. Wer war er? Ferro vertraute niemandem, aber wenn er sie dem Imperator ausliefern wollte, hätte er ihr schon, während sie noch schaufelte, etwas über den Schädel schlagen können, anstatt auf sich aufmerksam zu machen, als er sich näherte. Er verfügte über Zauberkräfte, das hatte sie selbst gesehen; eine kleine Aussicht zu überleben war besser als nichts.
Aber was würde er im Gegenzug von ihr verlangen? Die Welt hatte Ferro noch nie etwas geschenkt, und sie rechnete nicht damit, dass sich das plötzlich änderte. Misstrauisch kniff sie die Augen zusammen. »Was willst du von mir, Yulwei?«
Der Alte lachte. Langsam ging ihr dieses Lachen auf die Nerven. »Sagen wir doch einfach, dass ich dir einen Gefallen tun will. Später kannst du dann auch mir einen tun.«
Besonders ausführlich war diese Antwort gerade nicht, aber wenn das eigene
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