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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Leben auf dem Spiel steht, nimmt man, was einem angeboten wird. Sie hasste es, sich in die Hand eines anderen Menschen zu begeben, aber so wie es aussah, hatte sie keine Wahl.
    Jedenfalls nicht, wenn sie noch eine weitere Woche überleben wollte.
    »Was tun wir also?«
    »Wir müssen warten, bis die Nacht hereinbricht.« Yulwei sah hinüber zu den verdreht daliegenden Leichen und rümpfte die Nase. »Aber vielleicht nicht hier.«
    Ferro zuckte die Achseln und setzte sich auf das mittlere Grab. »Warum nicht hier«, sagte sie. »Ich möchte die Geier gern fressen sehen.«
     
    Der Himmel über ihnen war mit hellen Sternen übersät, und die Luft war kühl geworden, richtiggehend kalt. Unten in der dunklen, staubigen Ebene brannten nun Feuer, eine gebogene Linie heller Brände war sichtbar, die sie gegen den Rand der Wüste zu drängen schien. Sie, Yulwei, die zehn Leichen und die drei Gräber waren auf diesem Abhang gefangen. Morgen, wenn das erste Tageslicht über das ausgedörrte Land kroch, würden die Soldaten diese Feuer verlassen und vorsichtig den Hügeln entgegenstreben. Wenn Ferro noch dort war, wenn sie sie erreichten, würde sie sicherlich getötet, oder, noch schlimmer, gefangen genommen werden. Gegen so viele konnte sie nicht allein vorgehen, nicht einmal dann, wenn – wie sie hoffte – kein Verzehrer bei ihnen war.
    Sie hasste es, das zuzugeben, aber ihr Leben war nun in Yulweis Händen.
    Er sah mit zusammengekniffenen Augen zum Himmel empor. »Es ist Zeit«, sagte er.
    In der Dunkelheit stolperten sie den dunklen Abhang hinunter und suchten sich vorsichtig einen Weg zwischen den Felsblöcken und den wenigen struppigen, halb verdorrten Büschen. Nach Norden, Richtung Gurkhul. Yulwei bewegte sich überraschend schnell, und sie musste beinahe laufen, um mit ihm Schritt zu halten, die Augen immer auf den Boden gerichtet, um zwischen den Steinen nicht zu straucheln. Als sie endlich unten am Fuß des Hügels angekommen waren und sie wieder aufsah, entdeckte sie, dass Yulwei sie dem linken Ende der Feuerlinie entgegenführte, wo die Lager besonders zahlreich waren.
    »Warte«, flüsterte sie und packte seine Schulter. Sie deutete nach rechts hinüber. Dort gab es weniger Feuer, und es war sicher leichter, dort hindurchzuschlüpfen. »Wie wäre es mit diesem Weg?«
    Im Licht der Sterne konnte sie Yulweis Zähne beim Lächeln weiß blitzen sehen. »O nein, Ferro Maljinn. Dort sind die meisten Soldaten … und unser anderer Freund.« Er gab sich keine Mühe, besonders leise zu sprechen, und das machte sie ganz kribbelig. »Sie erwarten, dass du dort durchzubrechen versuchst, falls du dich entschließen solltest, nach Norden zu gehen. Allerdings rechnen sie nicht wirklich damit. Sie denken, dass du es eher mit dem südlichen Weg versuchen und in die Wüste gehen wirst, um zu sterben, bevor du es riskierst, gefangen genommen zu werden, und das hättest du ja auch getan, wenn ich nicht gewesen wäre.«
    Yulwei drehte sich um und sie folgte ihm leise, wobei sie sich gebückt und nahe am Boden hielt. Als sie näher an die Feuer herangekommen waren, stellte sie fest, dass der alte Mann recht gehabt hatte. Zwar saßen dort einige Leute, aber es waren nur wenige, und weit von einander entfernt. Der Alte ging selbstbewusst auf vier Feuer ganz links zu, von denen nur eines bewacht war. Er gab sich keine Mühe, geduckt zu gehen, seine Armreifen klapperten sanft aneinander, und seine nackten Füße patschten laut auf den trockenen Boden. Sie waren schon fast nahe genug, um die Umrisse der drei Männer am Feuer genau ausmachen zu können. Yulwei musste jeden Augenblick entdeckt werden. Sie zischte etwas zu ihm herüber, um seine Aufmerksamkeit zu wecken, und war sich sicher, dass man sie hören musste.
    Yulwei drehte sich um und wirkte überrascht im schwachen Licht, das von den Flammen herüberschien. »Was?«, fragte er. Sie zuckte zusammen und erwartete, die Soldaten aufspringen zu sehen, aber sie unterhielten sich ungerührt weiter. Yulwei sah zu ihnen hinüber. »Sie werden uns nicht sehen und auch nicht hören, es sei denn, wir brüllen ihnen direkt in die Ohren. Wir sind sicher.« Er wandte sich wieder zum Gehen, wobei er einen weiten Bogen um die drei Männer machte. Ferro folgte ihm, noch immer leise und möglichst unauffällig, schon allein aus Gewohnheit.
    Als sie weiter auf das Feuer zugingen, konnte Ferro allmählich verstehen, was dort gesprochen wurde. Sie verlangsamte ihren Schritt und hörte zu. Dann ging

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