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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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auf den harten Boden sinken. Ein kalter Wind blies über die öde Ebene. Der Staub, den er ihr ins Gesicht wirbelte, stach und brannte, aber sie bemerkte es kaum. Der Hass und der Zorn waren verschwunden, jedenfalls für den Augenblick, aber sie hatten eine Lücke hinterlassen, und sie hatte nichts, womit sie diese hätte füllen können. Sie fühlte sich leer und kalt und elend und allein. Also legte sie die Arme um sich selbst, wiegte sich langsam hin und her und schloss die Augen. Doch die Dunkelheit spendete ihr keinen Trost.
    Dann spürte sie die Hand des alten Mannes auf ihrer Schulter.
    Üblicherweise hätte sie sich weggedreht, ihn abgeschüttelt, ihn vielleicht sogar getötet, wenn sie gekonnt hätte. Aber die Stärke war von ihr gewichen. Sie sah blinzelnd auf. »Es ist nichts mehr von mir übrig. Was bin ich?« Sie presste eine Hand gegen ihre Brust, aber sie fühlte es kaum. »In mir ist nichts mehr.«
    »Tja. Seltsam, dass du das sagst.« Yulwei lächelte zum sternübersäten Himmel hinauf. »Ich bekam gerade den Eindruck, dass es da drin etwas gibt, das sich zu retten lohnt.«

DIE KÖNIGLICHE GERECHTIGKEIT
    Schon als Jezal den Marschallsplatz erreichte, wurde ihm klar, dass etwas nicht in Ordnung war. Sonst war hier nicht halb so viel los, bevor der Offene Rat zusammentrat. Er sah die eng beieinander stehenden Grüppchen elegant gekleideter Leute, während er, etwas verspätet und noch außer Atem von seiner langen Übungsstunde, an ihnen vorübereilte. Man sprach mit gedämpfter Stimme, und die Gesichter waren ernst und voller gespannter Erwartung.
    Mit etwas Mühe drängte er sich durch die Menge bis zum Fürstenrund und sah dann misstrauisch zu den Wachen, die links und rechts von den intarsienverzierten Toren standen. Wenigstens sie sahen so aus wie immer, ihre schweren Visiere ließen keinerlei Regung erkennen. Er eilte durch den Vorraum, dessen bunte Wandteppiche sich in der Zugluft leicht bewegten, schlüpfte durch die Innentür und trat in den großen, kühlen Raum dahinter. Seine Schritte hallten von der vergoldeten Kuppel wider, als er schnell durch den Mittelgang auf den erhöhten Tisch zuging. Jalenhorm stand unter einem der hohen Fenster, dessen buntes Glas farbige Flecken auf sein Gesicht zauberte, und sah mit finsterer Miene auf eine Bank mit einer metallenen Stange rund um den Sockel, die an einer Seite vor den Rängen aufgestellt worden war.
    »Was ist denn hier los?«
    »Haben Sie noch gar nichts mitbekommen?« Jalenhorm sprach mit vor Aufregung heiserer Stimme. »Hoff hat bekannt gegeben, dass es wichtige Angelegenheiten zu besprechen gibt.«
    »Worum geht es denn? Angland? Die Nordmänner?«
    Der schwere Mann schüttelte den Kopf. »Weiß ich nicht, aber wir werden es ja bald erfahren.«
    Jezal zog die Stirn in Falten. »Ich mag keine Überraschungen.« Seine Augen blieben an der geheimnisvollen Bank hängen. »Wofür ist die?« in diesem Augenblick schwangen die großen Türen auf, und die Ratsmitglieder strömten den Mittelgang entlang. Die übliche Mischung, vermutete Jezal, vielleicht etwas hochkarätiger als sonst. Die jüngeren Söhne, die bezahlten Stellvertreter … er hielt den Atem an. Ganz vorn stand jetzt ein großer Mann, der selbst für diese erwählte Gesellschaft überaus edel gekleidet war; eine schwere Goldkette lag auf seiner Brust, und er machte ein wichtiges, düsteres Gesicht.
    »Lord Brock höchstpersönlich«, hauchte Jezal.
    »Und da ist Lord Ischer.« Jalenhorm deutete mit dem Kinn zu einem gesetzten alten Mann gleich hinter Brock, »und Heugen und Barezin. Es ist irgendeine große Sache. Muss es ja wohl sein.«
    Jezal atmete tief durch, während vier der mächtigsten Edelleute der Union in der ersten Reihe Platz nahmen. Er hatte noch nie erlebt, dass der Offene Rat derart gut besucht war. Kaum ein Platz im Halbkreis der Bänke war leer. Auf der Besuchergalerie hoch über ihnen zeigte sich ein geschlossener Ring angespannter Gesichter.
    Jetzt schritt Hoff geschäftig durch die Türen und den Gang hinunter, und er war nicht allein. Zu seiner Rechten glitt ein hochgewachsener Mann dahin, schlank, mit stolzem Gesichtsausdruck und schlohweißem, dichtem Haarschopf, der einen langen, makellos weißen Mantel trug. Erzlektor Sult. Zu Hoffs Linken ging ein vornüber gebeugter Mann, der sich stark auf einen Stock stützte, ganz in Schwarz und Gold gekleidet und mit langem grauen Bart. Kronrichter Marovia. Jezal traute seinen Augen kaum. Drei Mitglieder des

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