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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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Gerechtigkeit!«, erklang es von den hinteren Plätzen.
    »Sie müssen uns Beweise vorlegen!«, rief Ischer, als es wieder leiser wurde.
    Der Erzlektor zupfte an seinem weißen Gewand, und der feine Stoff umspielte ihn sanft, als er sich geschmeidig auf seinen Stuhl sinken ließ. »Genau das ist auch unsere Absicht, Lord Ischer!«
    Der schwere Riegel einer kleinen Seitentür wurde mit einem laut hallenden Geräusch zurückgeschoben. Geraschel ertönte in der Halle, als sich die Lords und ihre Stellvertreter umdrehten, erhoben und mit zusammengekniffenen Augen hinüberblickten, um herauszufinden, was dort vor sich ging. Auf der Besuchergalerie beugten sich einige gefährlich über die Brüstung, um besser sehen zu können. Stille breitete sich in der Halle aus. Jezal schluckte. Von der anderen Seite der Tür war ein Kratzen, Tappen und Klacken zu hören, und dann trat eine finstere Prozession aus der Dunkelheit.
    Sand dan Glokta kam als Erster, wie immer hinkend und auf seinen Stock gestützt, aber mit hoch erhobenem Kopf und einem verzerrten, zahnlosen Grinsen auf dem hageren Gesicht. Drei Männer schlurften hinter ihm her, an den Händen und den nackten Füßen mit Ketten aneinander gefesselt, die auf dem Weg zum erhöhten Tisch rasselten und klapperten. Ihre Köpfe waren kahl rasiert, und sie waren in braunes Sackleinen gekleidet. Die Gewandung bußfertiger Männer. Bekennender Verräter.
    Der Erste der Gefangenen fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, sah mit unstetem Blick von einer Seite zur anderen und war bleich vor Entsetzen. Der Zweite, kleiner und untersetzt, ging stolpernd und vornüber gebeugt, wobei er das linke Bein nachzog und den Mund ausdruckslos geöffnet hatte. Während Jezal ihn ansah, rann ein dünner Faden rosafarbenen Speichels von seiner Lippe und tropfte schließlich auf den Boden. Der Dritte, entsetzlich dünn und mit dunklen Ringen unter den Augen, sah sich langsam und mit zuckenden Lidern um, aber offenbar, ohne wirklich etwas wahrzunehmen. Den Mann, der hinter den drei Gefangenen einher schritt, erkannte Jezal sofort: der große Albino, den er damals nachts auf der Straße gesehen hatte. Jezal verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen und fühlte sich plötzlich kalt und unbehaglich.
    Nun wurde auch der Zweck der Bank offensichtlich. Die drei Gefangenen nahmen zusammengesunken darauf Platz, und der Albino kniete sich hin und ließ die Schellen ihrer Fußfesseln an der Stange einschnappen, die um den Sockel lief. In der Halle herrschte völliges Schweigen. Alle Augen waren auf den verkrüppelten Inquisitor und seine drei Gefangenen gerichtet.
    »Unsere Untersuchung begann bereits vor einigen Monaten«, sagte Erzlektor Sult, der es ausgesprochen zu genießen schien, dass die ganze Versammlung an seinen Lippen hing. »Es ging zunächst um gewisse Unregelmäßigkeiten bei der Buchführung, mit deren Einzelheiten ich Sie nicht langweilen will.« Er lächelte zu Block, zu Ischer, zu Barezin hinüber. »Ich weiß, dass Sie alle viel beschäftigte Männer sind. Aber wer hätte gedacht, dass eine so kleine Angelegenheit uns schließlich hierher führen würde? Wer hätte vermutet, dass die Wurzeln des Verrats so tief reichen?«
    »In der Tat«, sagte der Lord Schatzmeister ungeduldig und sah von seinem Weinkelch auf. »Inquisitor Glokta, der Saal gehört Ihnen.«
    Der Ratssprecher schlug mit dem Stab auf die Fliesen. »Der Offene Rat der Union erteilt Sand dan Glokta, freigestellter Inquisitor Seiner Majestät, das Wort!«
    Der Krüppel wartete höflich, bis das Kratzen der Federkiele verklungen war, lehnte sich vor den Bänken auf seinen Stock und schien von der Bedeutung dieses Augenblicks völlig unbeeindruckt. »Stehen Sie auf und stellen Sie sich dem Offenen Rat«, sagte er dann, an den ersten der Gefangenen gewandt.
    Der verängstigte Mann sprang auf, seine Ketten rasselten, und er leckte sich die bleichen Lippen, während er mit geweiteten Augen die Edelleute in der ersten Reihe anstarrte. »Ihr Name?«, fragte Glokta.
    »Salem Rews.«
    Jezal fühlte, wie sich ihm die Kehle zuschnürte. Salem Rews? Er kannte diesen Mann! Sein Vater hatte mit ihm früher einmal zu tun gehabt, und er war eine Zeit lang regelmäßig auf ihrem Anwesen ein und aus gegangen! Jezal sah den vor Angst bebenden, kahl rasierten Verräter mit wachsendem Entsetzen an, und er dachte zurück an den rundlichen, gut gekleideten Kaufmann, der stets einen lustigen Spruch auf den Lippen gehabt hatte. Das war

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