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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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er, kein Zweifel. Ihre Blicke trafen sich kurz, und Jezal sah schnell zur Seite. Sein Vater hatte zu Hause in ihrer Eingangshalle mit diesem Mann gesprochen! Er hatte ihm die Hand geschüttelt! Der Vorwurf des Verrats ist wie eine Krankheit – man kann ihn sich einfangen, allein dadurch, dass man sich im gleichen Raum befindet! Jezals Augen wanderten wie von einer unsichtbaren Macht gezwungen zurück auf das unbekannte und doch entsetzlich vertraute Gesicht. Er, ein Verräter – wie konnte dieser Bastard es wagen?
    »Sie sind ein Mitglied der ehrenwerten Tuchhändlergilde?«, fuhr Glokta fort, wobei er das Wort ›ehrenwert‹ verächtlich betonte.
    »Das war ich«, murmelte Rews.
    »Welche Rolle hatten Sie bei der Gilde inne?« Der kahlrasierte Kaufmann sah sich verzweifelt um. »Ihre Rolle?«, hakte Glokta nach, und seine Stimme bekam einen scharfen Klang.
    »Ich habe mich an einer Verschwörung beteiligt, um den König um seine Steuern zu betrügen!«, rief Rews aus und rang die Hände. Schockiertes Gemurmel durchzog die Halle. Jezal schluckte beißenden Speichel hinunter. Er sah, wie Sult selbstgefällig zu Kronrichter Marovia hinüberlächelte. Das Gesicht des alten Mannes war steinern und ausdruckslos, aber seine Fäuste lagen geballt vor ihm auf dem Tisch. »Ich habe Verrat begangen! Für Geld! Ich habe geschmuggelt, ich habe Leute bestochen, und ich habe gelogen … wir steckten alle mit drin!«
    »Sie alle!« Glokta sah mit schiefem Grinsen in die Versammlung. »Und falls jemand von Ihnen das bezweifeln sollte – wir haben Dokumente und Zahlen, die das belegen. Ein ganzer Raum im Haus der Befragungen liegt voller Beweismaterial. Ein Raum voller Geheimnisse, Schuld und Lügen.« Er schüttelte langsam den Kopf. »Eine sehr traurige Lektüre, das kann ich Ihnen versichern.«
    »Ich musste es tun!«, kreischte Rews. »Sie haben mich gezwungen! Ich hatte keine Wahl!«
    Der verkrüppelte Inquisitor sah mit finsterer Miene auf sein Publikum. »Natürlich hat man Sie gezwungen. Uns ist völlig klar, dass Sie nur ein kleiner Mauerstein in diesem Haus der Schande und der Ehrlosigkeit sind. Man hat kürzlich einen Anschlag auf Ihr Leben verübt, nicht wahr?«
    »Die haben versucht, mich umzubringen!«
    »Wer hat das versucht?«
    »Es war dieser Mann!«, heulte Rews mit brechender Stimme und zeigte mit zitterndem Finger auf den Gefangenen neben sich, von dem er nun so weit abzurücken versuchte, wie es ihm die Fesseln, die sie beide verbanden, erlaubten. »Er war es! Er!« Die Ketten rasselten, als er mit den Armen fuchtelte, Speicheltröpfchen flogen aus seinem Mund. Wieder brandeten zornige Stimmen auf, dieses Mal noch lauter. Jezal sah, wie der Kopf des mittleren Gefangenen wegsackte und er zur Seite rutschte, aber der riesenhafte Albino ergriff ihn und zog ihn hoch, bis er wieder aufrecht saß.
    »Wachen Sie auf, Meister Carpi!«, rief Glokta. Der schlaff herunterhängende Kopf hob sich langsam. Ein unbekanntes Gesicht, seltsam angeschwollen und stark von Aknenarben gezeichnet. Jezal sah voller Ekel, dass ihm vier Vorderzähne fehlten. Ganz wie bei Glokta.
    »Sie sind aus Talins, nicht wahr, in Styrien?« Der Mann nickte langsam und dumpf, wie jemand im Halbschlaf. »Sie werden bezahlt, um Menschen umzubringen, nicht wahr?« Er nickte wieder. »Und Sie wurden angeheuert, um zehn Untertanen Seiner Majestät zu töten, unter anderem diesen bekennenden Verräter, Salem Rews?« Ein dünner Blutfaden rann langsam aus der Nase des Mannes, und er verdrehte die Augen. Der Albino rüttelte ihn an der Schulter, er kam wieder zu sich und nickte erschöpft. »Was geschah mit den anderen neun?« Schweigen. »Sie haben sie getötet, nicht wahr?« Wieder ein Nicken, und aus der Kehle des Gefangenen drang ein seltsames, klickendes Geräusch.
    Glokta sah mit gerunzelter Stirn in die gespannten Gesichter der Versammlung. »Villem dan Robb, Zollbeamter, wurde die Kehle von einem Ohr zum anderen durchgeschnitten.« Er fuhr sich mit dem Finger über den Hals, und eine Frau auf der Besuchergalerie schrie auf. »Solimo Scandi, Kaufmann, mit vier Stichen in den Rücken umgebracht.« Er streckte vier Finger hoch und presste sie dann gegen seinen Bauch, als sei ihm übel. »Die blutige Liste ist damit nicht zu Ende. Sie alle wurden ermordet, und das nur, um größere Profite machen zu können. Wer hat Sie beauftragt?«
    »Er«, krächzte der Mörder und wandte sein geschwollenes Gesicht dem hageren Mann mit den glasigen Augen zu, der

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