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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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aber er fand niemanden. Er ballte die Fäuste. »Das ist keine Gerechtigkeit!«, rief er noch einmal und deutete auf die drei Gefangenen. »Das ist kein Beweis!«
    »Seine Majestät ist anderer Ansicht«, bellte Hoff, »und braucht Ihre Erlaubnis nicht!« Er hielt ein großes Schriftstück hoch. »Die Gilde der Tuchhändler ist hiermit aufgelöst! Ihre Handelsrechte werden ihr kraft königlichen Erlasses aberkannt! Die königliche Kommission für Handel und Warenverkehr wird in den kommenden Monaten Bewerbungen für die Handelsrechte mit der Stadt Westport entgegennehmen. Bis passende Kandidaten gefunden sind, liegt der Betrieb der Schiffsroute in fähigen,
loyalen
Händen. In den Händen der Inquisition Seiner Majestät.«
    Erzlektor Sult neigte bescheiden den Kopf und schien die wütenden Ausrufe der Versammlungsmitglieder und der Besucher auf der Galerie nicht zu beachten.
    »Inquisitor Glokta«, fuhr der Lord Schatzmeister fort, »der Offene Rat dankt Ihnen für Ihre sorgfältige Arbeit und möchte Sie bitten, in dieser Angelegenheit noch ein weiteres Mal zu Diensten zu sein.« Hoff hielt ein kleines Papier hoch. »Dies ist ein Haftbefehl für Magister Kault, der die Unterschrift des Königs trägt. Wir möchten Sie darum bitten, ihn auszuführen.« Glokta verbeugte sich steif und nahm das Papier aus der ausgestreckten Hand des Lord Schatzmeisters entgegen. »Sie«, sagte Hoff und sah zu Jalenhorm hinüber.
    »Leutnant Jalenhorm, Euer Ehren!«, rief der Dicke und trat schwungvoll einen Schritt vor.
    »Wie auch immer«, schnitt Hoff ihm ungeduldig das Wort ab, »nehmen Sie zwanzig Königstreue und eskortieren Sie Inquisitor Glokta zum Gildenhaus der Tuchhändler. Sorgen Sie dafür, dass nichts und niemand das Gebäude ohne seine Erlaubnis verlässt!«
    »Sofort, Euer Ehren!« Jalenhorm schritt durch den Saal und lief den Korridor zum Ausgang hinauf, wobei er den Griff seines Degens umklammert hielt, um zu verhindern, dass er gegen sein Bein schlug. Glokta humpelte hinter ihm her; sein Stock klopfte auf die Stufen, den Haftbefehl für Kault hielt er zusammengeknüllt in seiner fest zur Faust geballten Hand. Der monströse Albino hatte die Gefangenen derweil wieder auf ihre Füße gestellt und führte sie nun kettenrasselnd und dumpf in die Gegend glotzend zu der Tür hinaus, durch die sie auch eingetreten waren.
    »Lord Schatzmeister!«, schrie Brock in letztem Aufbegehren. Jezal fragte sich, wie viel Geld er mit den Tuchhändlern verdient haben mochte. Wie viel er noch zu verdienen gehofft hatte. Offenbar eine ganze Menge.
    Aber Hoff ließ sich nicht beeindrucken. »Damit wären die Angelegenheiten des heutigen Tages abgeschlossen, meine edlen Herren.« Marovia war aufgestanden, noch bevor der Lord Schatzmeister zu Ende gesprochen hatte, und hatte es offenbar eilig, den Saal zu verlassen. Die großen Folianten wurden zugeschlagen. Das Schicksal der ehrenwerten Tuchhändlergilde war besiegelt. Aufgeregtes Stimmengewirr füllte erneut die Luft, wurde allmählich lauter und bald durch Rascheln und Schritte ergänzt, als die Versammlungsmitglieder aufstanden und sich auf den Weg nach draußen machten. Erzlektor Sult blieb sitzen und sah seinen geschlagenen Gegnern zu, wie sie zögernd die erste Reihe räumten. Jezals Augen trafen noch einmal den verzweifelten Blick von Salem Rews, als jener durch die kleine Tür geführt wurde, dann riss Praktikal Frost an der Kette, und er verschwand in der Dunkelheit.
     
    Draußen war der Platz noch belebter als zuvor, und noch mehr Aufregung machte sich unter den dicht gedrängten Menschen breit, als sich die Nachricht von der Auflösung der Tuchhändlergilde allmählich auch zu jenen herumsprach, die nicht im Saal gewesen waren. Einige Leute blieben ungläubig stehen, andere wuselten hierhin oder dorthin: verängstigt, überrascht, verwirrt. Jezal sah, wie ein Mann ihn anstarrte, wie dieser Mann die verschiedensten Leute anstarrte, mit bleichem Gesicht und zitternden Händen. Ein Tuchhändler vielleicht oder aber jemand, der viel mit ihnen zu tun hatte, genug, um nun mit in den Abgrund gerissen zu werden. Es würde etliche solcher Männer geben.
    Plötzlich spürte Jezal ein leichtes Prickeln. Ardee West stand nur wenige Schritte entfernt, lässig gegen eine Mauer gelehnt. Sie hatten sich eine ganze Weile nicht gesehen, nicht mehr seit ihrem betrunkenen Ausbruch, und er war überrascht, wie sehr er sich darüber freute, ihr wieder zu begegnen. Eigentlich hatte er sie nun lange

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