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Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Kriegsklingen (First Law - Band 1)

Titel: Kriegsklingen (First Law - Band 1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Abercrombie
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verbliebener Waffe vorbei und rammte ihn mit seiner Schulter. »Pff«, schnaufte der Hauptmann, als er rückwärts taumelte und zu Boden stürzte, während er ungeschickt mit seiner kurzen Klinge herumfuchtelte. Sie rutschte ihm aus der Hand und schepperte über den steinernen Fußboden, bis Lord Marschall Varuz sie geschickt mit dem Fuß abbremste. Die stumpfe Spitze von Wests Degen schwebte über Jezals Kehle.
    »Verdammt!«, fluchte er, als ihm der grinsende Major die Hand bot, um ihm aufzuhelfen.
    »Ja«, brummte Varuz mit einem tiefen Seufzer, »wirklich verdammt. Das ist ja eine noch verabscheuungswürdigere Leistung als gestern, wenn das möglich ist. Sie haben sich von Major West wieder einmal komplett vorführen lassen!« Jezal schlug Wests Hand grimmig dreinblickend zur Seite und stand auf. »Er hat bei dieser Runde nicht einmal die Kontrolle verloren! Sie haben sich täuschen und dann entwaffnen lassen. Entwaffnen! Mein Enkel hätte diesen Fehler nicht gemacht, und der ist erst acht Jahre alt!« Varuz schlug mit seinem Stock auf den Boden. »Erklären Sie mir bitte, Hauptmann Luthar, wie Sie einen Fechtkampf gewinnen wollen, wenn Sie flach auf dem Rücken liegen und keine Waffe mehr haben?«
    Jezal rieb sich beleidigt den Hinterkopf.
    »Da fällt Ihnen nichts ein? Wenn Sie in Zukunft von einer Klippe stürzen, wünsche ich, dass man Sie dann zerschmettert im Abgrund findet, die Klingen noch fest umklammert, haben Sie mich verstanden?«
    »Ja, Herr Marschall«, murmelte Jezal verdrossen und wünschte sich nichts sehnlicher, als den alten Drecksack selbst eine Klippe hinunterstürzen zu sehen. Oder vielleicht den Kettenturm. Das würde zu schön passen. Vielleicht könnte Major West gleich mit ihm den Abgang machen.
    »Übertriebenes Selbstvertrauen ist der Fluch des Degenfechters! Sie müssen jeden Gegner so behandeln, als wäre er Ihr letzter. Was Ihre Beinarbeit betrifft«, Varuz zog ein angeekeltes Gesicht, »so ist das ja sehr schön anzusehen, wenn Sie vorpreschen, aber wenn man Sie nach hinten drängt, dann haben Sie überhaupt kein Stehvermögen. Der Major musste Sie nur antippen, und schon sind Sie umgefallen wie ein ohnmächtig werdendes Schulmädchen.«
    West grinste ihn an. Er genoss diese Szene. Er genoss jeden Augenblick. Verdammter Hund.
    »Es heißt, Bremer dan Gorst habe auch beim Rückwärtsgehen einen sicheren Stand wie ein stählerner Pfeiler. Ein stählerner Pfeiler, jawohl! Es wäre leichter, das Haus des Schöpfers umzuwerfen als ihn.« Der Lord Marschall deutete auf die Umrisse des großen Turmes, der die Gebäude rund um den Innenhof überschattete. »Das Haus des Schöpfers!«, bellte er zornerfüllt.
    Jezal zog beleidigt die Luft ein und trat mit dem Stiefel gegen den Boden. Zum hundertsten Mal dachte er daran, alles hinzuwerfen und nie wieder eine Klinge in die Hand zu nehmen. Aber was würden die Leute sagen? Sein Vater war lächerlich stolz auf ihn und prahlte vor jedem, der es hören wollte, mit den Fähigkeiten seines Sohnes. Sein ganzes Sinnen und Trachten war darauf gerichtet, dass sein Sohn auf dem Marschallsplatz vor einer tobenden Menge kämpfte. Wenn Jezal jetzt die Brocken hinwarf, wäre sein Vater fürchterlich verletzt, und er, Jezal, könnte sich von seiner Offizierskarriere verabschieden, von seiner Apanage und all seinen Träumen. Seine Brüder würden wahrscheinlich begeistert sein.
    »Der Schlüssel liegt im Gleichgewicht!«, trompetete Varuz. »Ihre Stärke liegt in den Beinen! Von jetzt an werden wir noch eine Stunde auf dem Schwebebalken zu Ihren Übungen hinzunehmen. Jeden Tag.« Jezal sah ihn mit gequältem Gesichtsausdruck an. »Also: Eine Runde Laufen, Übungen mit der schweren Stange, Figuren, eine Stunde Zweikampf, wieder Figuren und eine Stunde auf dem Balken. Das sollte wohl einstweilen reichen. Wir sehen uns also um sechs Uhr morgen früh, absolut stocknüchtern, wenn ich bitten darf.« Varuz kniff die Augen zusammen: »Absolut. Stock. Nüchtern.«
     
    »Ewig halte ich das nicht aus«, stöhnte Jezal, als er mit steifen Gliedern zurück in sein Quartier marschierte. »Wie viel von dieser grässlichen Scheiße muss ein Mann ertragen?«
    West grinste. »Das ist noch gar nichts. Ich habe den alten Drecksack noch nie so sanft mit jemandem umgehen sehen. Er muss Sie wirklich mögen. Zu mir war er nie so freundlich.«
    Jezal traute seinen Ohren kaum. »Es war noch schlimmer?«
    »Ich hatte nicht die Grundlagen, die Sie mitbringen. Er hat mich die schwere

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