Kriminalgeschichte des Christentums Band 06 - Das 11 und 12 Jahrhundert
was die Templer von Anfang an waren.
Die Johanniter, die als »Diener der Armen Christi« den »hl. Armen« verehrten, empfingen 1136 und 1144 durch den König von Jerusalem und den Grafen von Tripolis die ersten strategisch wichtigen Burgen. Sie erhielten Ländereien, Grenzmarken; im Heiligen Land und in Europa kam es zu einer Fülle von Spenden, Schenkungen, päpstlichen Gunsterweisen, zu Raub und florierenden Geldgeschäften. Die Pauperes commilitones Christi, seit 1154 als »Orden« anerkannt, wurden eines der reichsten Bankunternehmen Europas, waren aber schon in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts, u.a. besonders durch Kosten für Rüstung, Festungen, Feldzüge, schwer verschuldet. 17
Die Templer (Fratres militiae Templi oder, wie sie auch und viel schöner hießen, Pauperes commilitones Christi templique Salomonis) hatte 1120 der französische Ritter Hugo de Payens zum Schutz der Pilger und zur Verteidigung des »Heiligen Landes« ins Leben gerufen (seit 1147: weißer Mantel mit einem roten Kreuz) und König Balduin II. gefördert. Der Großmeister residierte in unmittelbarer Nähe des Salomontempels, daher der Name. Nach 1187 verlegten sie ihr Hauptquartier nach Akkon, zuletzt nach Zypern, wo sie bis zu ihrer Vernichtung durch den französischen König und das Papsttum blieben.
Die Templer gelobten Armut, Keuschheit, Gehorsam und »reinen Gemüts zu kämpfen«. Sie vereinigten die alte ehrwürdige christliche Tradition: Gebet und Krieg. Sie wurden täglichen religiösen Übungen unterworfen, mußten es aber in Ausnahmezeiten, oft eher die Regel, nicht allzu genau damit nehmen. Eröffnete ihnen doch der Kreuzzug selbst, wie dem westlichen Rittertum überhaupt, einen »eigenen Heilsweg«, ja, der Kreuzzug ist für diese Ritter »das wichtigste Mittel, um zu Askese und Heiligung (und damit zur Integration ihrer Existenz in die christliche Gesellschaft) zu finden« (Demurger)! Auf Betreiben Bernhards wurden sie 1128 offiziell bestätigt und 1139 unmittelbar der päpstlichen Autorität unterstellt.
Wie die Johanniter werden auch »die armen Ritter Christi und des Tempels Salomonis« durch Sonderrechte, Schenkungen, Raub sehr rasch und ungeheuer reich. Ihre Niederlassungen im Westen verlegten sich aufs Profitmachen in vielen Formen, zumal auf expandierende Grundherrschaften und finanzielle Transaktionen, auf Nutzung von Mühlen etwa ebenso wie auf die der Handelsmessen. Sie waren die Geldexperten für Pilger, Kleriker, Aristokraten. Sie regelten den Zahlungsverkehr von Privatpersonen und verwalteten den Schatz von Fürsten, besonders den der Könige von Frankreich und England. Aber kein christlicher Herr im Heiligen Land, auch der König nicht, konnte sich auf sie verlassen. Schon im 12. Jahrhundert verfolgten sie ihre höchst eigensüchtigen Privatinteressen zum Schaden aller Kreuzfahrerstaaten. 18
Der besondere Protektor der Templer, ja ihr eigentlicher Chefideologe wurde der hl. Bernhard von Clairvaux. Und er, der »geistliche Schuft« (Schiller), wußte, was not tat, eines nur – der Krieg, der Kreuzzug für den Herrn. Dafür macht er die Templer scharf. Er untersagt ihnen den Besuch von Schauspielen, verbietet ihnen Jagd, Spiel, erst recht natürlich Frauen. Er sieht sie am liebsten verstaubt, struppig, dreckig, »niemals gekämmt, selten gewaschen«, wie er selber schreibt, »sie sind schmutzig«. Aber er macht ihnen starke schnelle Pferde zur Vorschrift und den Kampf gegen die »Ungläubigen« zur Pflicht. Als echter christlicher Heiliger und Kirchenlehrer predigt er, in Frieden die Feinde zu jagen! »Geht in Freude, geht in Frieden; jagt unerschrockenen Herzens den Feinden des Kreuzes Christi nach ...« Aus Lk. 3,14 – wo Jesus die »Kriegsleute« lehrt: »Tut niemand Gewalt noch Unrecht ...« – folgert er, Bernhard, es sei dem Christen durchaus nicht verboten, »mit dem Schwert zuzustoßen«. Um so weniger natürlich, da ihm ja gar nichts passieren könne, auch wenn er stirbt, ja dann erst recht nicht. Denn falls schon die selig seien, die im Herrn sterben, so erst recht jene, »die für ihn sterben«. Tatsächlich fallen von den 22 Großmeistern des Templerordens über die Hälfte im Kampf. »Freue Dich, starker Glaubenskämpfer ...«, eifert Bernhard. »Greift also unbesorgt an, ihr Ritter ...«
Das taten die Templer denn auch, von Bernhard als neue »Herrlichkeit Christi auf Erden« gepriesen. Attackierten sie doch sogar die Johanniter. Nahezu ständig, bis zum Ende der Templer, sind
Weitere Kostenlose Bücher